Kapitel 4

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Diese Nacht hatte ich wirklich nicht geschlafen. Früh ging ich ins Bad, um mich fertig zu machen, ich wollte schließlich nicht wie ein Zombie im Büro meines Hauslehrers stehen und danach noch mit einem anderen Lehrer reden. Ich betrachtete mich im Spiegel. Meine Haare sahen so fettig aus wie Snapes, also beschloss ich, duschen zu gehen. Nachdem ich damit fertig war, und meine langen, schwarzen Haare langsam trocken waren, lief ich in unser Schlafzimmer, um auf die Uhr zu sehen. Es war schon sieben Uhr und ich wollte eigentlich noch etwas frühstücken, bis ich um acht in Snapes Büro sein wollte. Schnell zog ich mir deshalb meine Uniform an und warf meinen Umhang über, auch wenn wir Samstag hatten und daher keine Uniform tragen müssten. 

In der großen Halle angekommen, verschlang ich zwei Scheiben Toast mit Marmelade. Obwohl es Wochenende war, saßen bereits viele Schüler beim Frühstück. Nur meine Schwester würde wieder kurz vor knapp dort sitzen und die letzten Reste essen. Kaum hatte ich aufgegessen, machte ich mich wieder auf den Weg in die Kerker, zu Snapes Büro. Ich wusste immernoch nicht, was er wollte. Wollte er mir etwa einzeln noch Punkte abziehen? Sollte das so eine Art Nachsitzen werden? Oder wollte er über meinen Stärkungstrank aus der ersten Stunde reden? Schulterzuckend lief ich weiter und begegnete auf dem Weg einigen anderen Schülern, die etwas essen wollten.
Die meisten von ihnen kannte ich nicht, außer die drei Gryffindors aus der dritten Klasse, die sowieso jeder kannte. Hermine Granger, der Streber mit den Hasenzähnen, Ron Weasley, mit seiner typischen, feuerroten Weasley-Mähne, und Harry Potter, der Junge, mit seiner Blitznarbe.
Die Berühmtheit von Hogwarts. Oder auch schlicht: Der Unruhestifter des Jahrzehnts.
In seinen ersten zwei Jahren gab es zwei sehr merkwürdige Vorfälle. Im ersten Jahr hatte unser Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Professor Quirrell, den dunklen Lord in seinem Kopftuch leben und im zweiten Jahr öffnete sich die Kammer des Schreckens und der große Harry Potter tötete heldenhaft den Basilisken. Ein Wunder, dass er das alles überlebt hat. Er hätte eigentlich schon als Erstklässer einen Schulverweis für diese unverantwortlichen Dinge bekommen sollen.

Endlich war ich bei dem Büro meines Hauslehrers angelangt. Ich klopfte an, er öffnete sofort die Tür und befahl mir, herein zu kommen. Ich stellte mich vor den hölzernen Pult und wartete, bis er zu sprechen begann.
Einige Augenblicke herrschte peinliche Stille, doch dann entschied Snape sich doch dazu, anzufangen:"Miss Parker, was haben Sie und Mister Malfoy gestern auf dem Flur verloren?"
"Was Malfoy angeht, habe ich absolut keine Ahnung, Professor. Ich hingegen war lange bei Hagrid in der Hütte und habe es leider verpasst, pünktlich in den Gemeinschaftsraum zu gehen", entschuldigend sah ich ihn an. Sein Blick wurde immer abwertender.
"Haben Sie sonst noch etwas auf dem Herzen liegen, Professor?" , ich musste mich ein wenig zwingen, freundlich zu bleiben, ich hasste es, so abfällig angesehen zu werden.
Snapes Augen durchbohrten förmlich meinen Körper. "Mhm, Miss Parker. Ihr Stärkungstrank war ausgezeichnet gut. Anders hätte ich es auch nicht von Ihnen erwartet. Sie können gehen, und lassen Sie sich nicht mehr nachts auf den Korridoren erwischen!", zischte er und schickte mich raus.
Das ging unerwartet schnell. Und der Professor hatte mich gelobt, das passiert bei ihm höchstens einmal alle zehn Jahre, beim besten Schüler dieser zehn Jahre. Und nur bei einem Slytherin. Es war nun erst 8:12 Uhr, ich hatte noch massig Zeit, ehe Lupin mich treffen wollte.
Deshalb beschloss ich, in die Bibliothek zu gehen und ein paar Bücher zu wälzen. Ich musste mich in meinem letzten Schuljahr anstrengen, sonst konnte ich meinen Berufswunsch vergessen, nämlich Lehrerin zu werden. Entweder für Zaubertränke, Zauberkunst oder Verteidigung gegen die dunklen Künste. Das waren nicht nur meine Lieblingsfächer, ich war auch in allen drei ziemlich gut. Trotzdem lernte ich viel dafür, einfach um noch besser zu werden. Ich ging durch die vielen Regale der Bücherei und nahm mir das Buch mit dem Namen 'Große Errungenschaften der Zauberkunst' heraus und setzte mich an einen der Tische um zu lesen.
So verbrachte ich bis ungefähr zwölf Uhr in der Bibliothek.

Kurz darauf ging ich nach unten, um der Bitte aus Lupins Brief nachzugehen. Ich war unglaublich aufgeregt und gespannt auf das, was mich gleich erwarten würde.
"Er will garantiert mehr als nur etwas mit dir zu besprechen." Seit gestern Abend ging mir Serinas Satz nicht mehr aus dem Kopf. Was wenn sie Recht hatte?
"Was wenn sie einfach nur spinnt?", flüsterte ich zu mir selber.
Ich bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend. Ein Gefühl, als hätte man tausende Flubberwürmer gegessen. Um es noch schlimmer zu machen, wurden meine Knie so stabil wie Wackelpudding. Zitternd stand ich nun vor dem Klassenzimmer und klopfte schüchtern an. "Herein!", rief eine dumpfe Stimme. Bei dieser Stimme wurde mir noch ein wenig schlechter, als hätte jemand noch zehn Flubberwürmer in meinen Magen gestopft.
Zur Beruhigung atmete ich tief ein und aus, räusperte mich und trat ein. Sofort blickte ich in das Gesicht meines Lehrers. Sein vernarbtes Gesicht wurde durch dunkle Augenringe abgerundet. Und doch lächelte er so freundlich wie immer.
"Ah, guten Tag, Miss Parker", in seiner Stimme spiegelte sich die Freude aus seinem Gesicht wieder. Stotternd und mit ziemlich hoher Stimme antwortete ich:"Hallo, Professor Lupin... W-was wollten Sie von mir?"
"Sie haben meinen Brief doch gelesen?", seine Miene wurde ein wenig nachdenklich.
"Ja.., ja natürlich Professor!"
"Sehr gut. Also, was ich Ihnen sagen wollte, bezüglich der Extra Stunden...", und er erzählte seinen gesamten Plan, dass er mir helfen wollte, mit meinen Ängsten und dass er bereit wäre, mir noch einige Dinge in Sachen Verteidigung gegen die dunklen Künste beizubringen.
Nachdem er fertig war mit Reden, stützte er sich mit den Händen auf einem Tisch ab und sah mich abwartend an. Seine wirklich schönen Augen schienen dabei jeden Zentimeter meines Körpers zu begutachten. Ich stimmte seinem Plan zu und drehte mich schon um, um zu gehen, denn eigentlich wollte ich nur noch in mein Bett.
Da legte er seine Hand auf meine Schulter und fragte:"Möchten Sie nicht noch etwas bleiben? Sie sehen aus, als wenn Sie etwas auf dem Herzen haben?" Sofort drehte ich mich wieder um, richtete meinen Blick nach oben und sah Lupin direkt in die Augen. Ich bekam kein Wort mehr über die Lippen. Ich weiß nicht, was in diesem Moment in mir geschah, aber wie ich da direkt vor ihm stand und ihm in die Augen sah, wurde mir klar, dass ich dabei war, mich in meinen Lehrer zu verlieben.
In meinen Lehrer, den ich seit nicht einmal einer Woche kannte.
"Miss Parker?", als er mich erneut ansprach wurde ich rot. "Professor?", fragte ich zögernd.
"Geht es Ihnen gut?", prüfend sah er mich an, so als ob ich offensichtlich krank war.
"Ich..-Mir ist tatsächlich etwas unwohl..", meinte ich und dachte dabei an das flaue Gefühl in meinem Bauch. "Setzen Sie sich", sagte Lupin und drückte mich sanft auf eine der Bänke. "Soll ich Sie in den Krankenflügel bringen? Oder ist es wegen Ihrer Großmutter?", seine Hand lag noch immer auf meiner Schulter.
Langsam schüttelte ich meinen Kopf. "Nein, nein, alles okay. Ich habe nur ein wenig Bauchschmerzen, nichts, was man nicht mit ein wenig Ruhe und einer Tasse Tee in den Griff bekommen würde", ich versuchte zu lächeln und wollte eigentlich wieder aufstehen. Mein Versuch wurde allerdings von Lupin unterbrochen, welcher mich sanft, aber bestimmt wieder nach unten drückte. "Warten Sie kurz, Amber."
Daraufhin verschwand er im Nebenzimmer. Er hatte mich gerade tatsächlich bei meinem Vornamen genannt und seine tiefe Stimme klang dabei so sanft.
Fünf Minuten später kam er mit zwei Tassen Tee wieder, stellte diese auf den Pult und setzte sich neben mich.
"Danke", murmelte ich und nippte an dem Tee. Lupin lächelte mich wieder an, wobei seine Augen glänzten und ihm eine hellbraune Haarsträhne in die Stirn fiel. Je länger ich ihn ansah, desto hübscher fand ich ihn.

Nach einigen Minuten entstand ein witziges Gespräch zwischen uns und es fühlte sich an, als wären wir alte Schulfreunde, die sich seit zehn Jahren kennen. Trotz des Altersunterschiedes hatten wir einige Gemeinsamkeiten und redeten sehr, sehr lang miteinander. Ich vergaß für diese Momente wirklich alles um mich herum, achtete nur auf Lupin und seine Stimme. Während unserer Unterhaltung wurde mir immer klarer, woher das Gefühl in meinem Bauch kam, wieso ich weiche Knie hatte und wieso ich überhaupt so lange hier saß. Ich war nicht nur dabei, mich in meinen Lehrer zu verlieben, seit diesem Nachmittag war ich tatsächlich in ihn verliebt. In meinen Lehrer: Remus John Lupin.

"Professor?" (Remus Lupin Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt