Kapitel 19

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Es war gerade erst Mittag, als wir uns auf der Brücke wieder versöhnten. Remus und ich gingen in sein Büro, um allein zu sein. Er verschloss magisch die Tür hinter uns.
Dann sah er mich an. Lange standen wir uns einfach nur gegenüber und sahen uns an, bis Remus einen Schritt auf mich zu machte und mich in eine enge Umarmung zog. Seine Hände wanderten zu meinem Nacken und umschlossen vorsichtig meinen Hinterkopf. Währenddessen verwickelte er meine Lippen in den wohl längsten und leidenschaftlichsten Kuss, den wir bis dahin hatten. Als er vorbei war, schnappte ich nach Luft und setzte zum nächsten Kuss an, in welchen Remus hineinlächelte.

Ihm nach zwei unendlich langen Wochen wieder so nahe zu sein tat mir unfassbar gut. Ich lehnte meine Stirn gegen seine Brust und er fing an, mit meinen Haaren herumzuspielen.
"Amber, kannst du mir bitte eines versprechen?"
Ich sah zu ihm hoch. Seine blau-grünen Augen hatten einen besorgten Ausdruck.
"Geh' nie wieder allein in den verbotenen Wald...", er machte eine Pause, "Ich habe dich die ganze Zeit mit der Karte beobachtet und war jedes Mal krank vor Sorge, wenn du allein dorthin gegangen bist. Du weißt es ist gefährlich..."
"Du hättest mich ja auch einfach dort wegholen können?", sagte ich frech.
Er erwiderte nur einen Blick, welcher mir bedeuten sollte, dass dies ja wohl schlecht machbar gewesen sei.
"Du bist immernoch mein Lehrer und kannst mir in dieser Schule so ziemlich alles verbieten", murmelte ich in seine Kleidung hinein. Er lachte leicht und strich durch meine Haare.
Dann drückte er mich sanft in die Richtung seines Bettes, auf welches ich mich fallen ließ. Remus stürzte seine Hände über meinen Schultern ab. Ich berührte ihn leicht am Hals und zog ihn zu mir runter, um ihn zu küssen. Nach einigen Minuten lagen wir nebeneinander, dicht zusammengekuschelt in seinem Bett. Er übersäte meinen Hals mit kleinen Küssen, wobei sein Bart mich kitzelte und ich lachen musste. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht sah er mich an.

"Ich bin so glücklich, dich gefunden zu haben", raunte er.
"Remus, ich liebe dich..", flüsterte ich und wurde fast unterbrochen, von einem Kuss seinerseits. Langsam begann es zu dämmern.
Ich unterbrach die Stille zwischen uns.
"Hast du die Karte eigentlich auch für was anderes benutzt, außer mich zu beobachten?"
"Ja. Pettigrew befindet sich immernoch auf dem Schlossgelände... und einmal... habe ich für einen kurzen Moment Sirius gesehen. Allerdings habe ich ihn aus den Augen verloren, da jemand der Meinung war, mal wieder in den Wald zu gehen."
Gespielt vorwurfsvoll sah er mich an.
Ich seufzte. Remus streckte sich unter mir.
"Wie geht es eigentlich mit deinem Patronus wieder voran?", fragte er irgendwann.
"Ich hab nicht geübt. Meine ganze Zeit ist für die Abschlussprüfungen draufgegangen...", der Gedanke an meinen Patronus machte mich traurig. Nach dem Unfall hatte ich ihn nicht mehr herauf beschwören können.

Remus stand auf und zog mich gleichzeitig hoch.
"Es ist wichtig, dass du ihn wieder beherrschst.. Die Dementoren werden immer dreister und dringen immer weiter aufs Schlossgelände vor. Komm...", er schob mich zur Tür raus, gleich ins Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste, welches unter seinem Büro liegt.
Remus nahm meine Hand.
Er stellte sich hinter mich.
"Zauberstab raus!", flüsterte er in mein Ohr und führte meine Hand wieder, nachdem ich meinen Stab hervorkramte.
"Du kennst das ja... Schließ deine Augen und denke an deinen glücklichsten Moment. Du musst ihn-"
" ... ganz klar vor dir sehen", ich beendete den Satz für ihn. Es fühlte sich genau so an, wie damals, wo er mir zum ersten Mal den Patronus Zauber beibrachte.
Ich schloss meine Augen.
"Expecto Patronum!"
Bläulich-silberne Funken schossen aus der Spitze des Stabes. Sie hatten keine Gestalt, waren aber stärker, als das letzte Mal, wo ich es versuchte.

"Sehr gut, gleich nochmal!", Remus verstärkte seinen Griff um meine Hand.
"Expecto Patronum!"
Wieder Funken.
"Woran denkst du, Amber?", fragte er mich sanft.
"An.. an unseren ersten Kuss...", antwortete ich leise.
Er drehte mich um, sodass ich ihn ansah.
Seine Hände hielten meine Schultern fest.
"Denk bitte einmal an etwas anderes, etwas, das vielleicht nicht mit mir zu tun hat... "
Sein Mund formte sich zu einem milden Lächeln, so als wüsste er, dass dies verdammt schwer für mich sein würde. Ich wusste absolut nicht, welche glücklichen Erinnerungen ich sonst hatte.
Mein Leben war in letzter Zeit für mich persönlich recht aussichtslos und wirklich glücklich hatte es sich für mich noch nie angefühlt. Krampfhaft versuchte ich ein witziges Erlebnis mit Serina aus meinem Kopf zu saugen. Vergeblich.

Angestrengt starrte ich an Remus vorbei, ging eben Schritt zurück, hob meinen Zauberstab und rief erneut: "Expecto Patronum!"
Keine Reaktion. Remus und ich seufzten gleichzeitig. Geknickt setzte ich mich auf einen Pult. Meine Schultern ließ ich hängen. Remus kam auf mich zu und legte seine Hand auf eine davon.
"Vielleicht brauchst du noch ein bisschen mehr Zeit... Ich finde es allerdings nicht gut, dass du schutzlos gegen die Dementoren bist...", nachdenklich sah er mich an. Eine kleine Träne verließ meine Augen.
"Hey, es ist alles gut.. wir schaffen das!", er strich mit seiner Hand sanft über meine Schulter.

"Weißt du eigentlich, ob Malfoy seine Strafe bekommen hat?", schnell wechselte ich das Thema, da es mir höchst unangenehm war.
"Oh.. Minerva- Professor McGonagall meinte, er solle aufhören, solch absurde Lügen zu erzählen und hat ihm Nachsitzen bis zum Ende des Schuljahres erteilt... Dann hat sie mit Dumbledore darüber geredet, welcher ihr die Wahrheit sagte... Sie überlegte, die Strafe zu mildern, aber Dumbledore meinte, sie wäre gerecht. Keiner der Schüler, außer Malfoys Freunden, hat seine Anschuldigungen geglaubt", er räusperte sich, "Trotzdem sollten wir weiterhin vorsichtig sein und ich denke, dass Malfoy versuchen wird, irgendetwas aus dir herauszuholen."
Ich nickte. In mir brannte noch immer eine unglaubliche Wut gegen dieses schleimige Frettchen. Er hätte um ein Haar meine Beziehung vollkommen zerstört.
Remus bemerkte meine Wut.
"Tu nichts unüberlegtes, wenn du jetzt durchdrehst, werden doch mehr Leute anfangen, dem Glauben zu schenken."

Kurz bevor die Nachtruhe anfing, verabschiedeten Remus und ich uns voneinander, mit dem Vorhaben uns am nächsten Tag wiederzusehen.
Ich trat in den Schlafsaal ein und wurde direkt von meiner Schwester belagert.
"Wo. Warst. Du. Den. Ganzen. Tag?!", sie schrie mich förmlich an.
"Ich war auf der Brücke.."
"Lüg mich nicht an, ich habe gefühlt das gesamte Gelände nach dir abgesucht!"
"Ich lüge nicht. Ich war dort. Bis... na ja.. bis Remus kam."
Serina sah mich verdutzt an: "Was wollte er? Wollte er dich wieder bloßstellen? Ich mach ihn fertig!"
"Alles gut... Er hat mir das ehrlichste Geständnis gemacht, was er hätte tun können. Er liebt mich immernoch, meinte, er wolle nur mich heiraten. Und ich..."
"Du liebst ihn mehr als alles andere!", Serina unterbrach mich und umarmte mich glücklich. Manchmal kann meine Schwester vom Gemüt ziemlich schnell umschlagen, so wie gerade.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, fiel ich kaputt ins Bett.
"Meine Amber wird doch ihren Traummann heiraten!"
Über diesen Satz musste ich lachen. Serina freute sich über die heutigen Ereignisse mindestens genauso wie ich.
Einige Augenblicke später fiel ich in einen tiefen Schlaf.

"Professor?" (Remus Lupin Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt