Kapitel 21

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Dumbledore und McGonagall verließen das Zimmer kurz nach dem Gespräch. Ich saß noch immer an Remus Pult.
Das Pergament vor mir war voller Tinte. Monde, Halbmonde und Bäume. Ich hatte einfach das gezeichnet, was mir in den Sinn kam.
Remus kam um den Pult herum geschlichen, stellte sich direkt hinter mich und beäugte das Pergament vor mir.
Er nahm seine Feder, die noch in meiner Hand war und begann ebenfalls etwas zu zeichnen. Nach wenigen Augenblicken erkannte ich, was es darstellte. Zwei Wölfe, die ganz allein unter den Zweigen der Bäume umher streiften.

Er legte seine Hand auf meine Schulter, ich drehte meinen Kopf und sah zu ihm auf, doch ehe ich etwas sagen konnte, beugte Remus sich herunter und küsste mich. "Noch etwas mehr als einen Monat...", seufzte er.
Ich antwortete nicht. Ja, noch etwas mehr als einen Monat, dann würden wir uns nicht mehr verstecken müssen. Wir könnten in einem Haus am Stadtrand wohnen, oder in einem kleinen Dorf, oder aber auch allein auf einem Hügel, umgeben von Wäldern. Wir würden heiraten und könnten dann gemeinsam unsere Kinder großziehen und sie mit elf  Jahren zu ihrer ersten Fahrt im Hogwarts Express begleiten. Mit diesen Gedanken konnte ich mich anfreunden. Niemand würde uns für diese Beziehung schräg anschauen, niemand würde Probleme bekommen.

Ich war so mit meinen Gedanken beschäftigt, dass ich gar nicht mitbekam, wie Remus vorschlug, wir sollten uns beide auf das Sofa in seinem Büro setzen.
Erst als er mich von hinten über den Stuhl hinweg umarmte, kam ich wieder richtig zu mir. Remus ließ sich zuerst auf das weiche Sofa fallen und legte seinen Arm so hin, dass es eine Einladung sein sollte, mich an ihn heranzukuscheln. Diese Chance ließ ich mir natürlich nicht entgehen und ich schmiss mich förmlich an ihn und versteckte meine Nase im Stoff seines Hemds. Wie immer roch er, so wie alles in seinem Leben, ein bisschen nach Schokolade und alten Büchern.

"Wann sind deine Prüfungen?", fragte er mich nach einigen Minuten der Stille.
"Innerhalb der nächsten zwei Wochen... um Zaubertränke und Zauberkunst mache ich mir keine Sorgen..", murmelte ich.
"Um die anderen Fächer brauchst du dich auch nicht sorgen. Du bist eine wundervolle, schlaue Schülerin. Alle Lehrer lie- unterrichten dich gern! Lieben tue hoffentlich ja nur ich dich", bei dem letzten Satz konnten wir uns beide das Lachen nicht verkneifen. Ich drehte mich so, dass ich ihn ansehen konnte. In Remus' Augen hatte sich eine kleine Träne vor lachen gebildet und sein leicht gealtertes Gesicht warf minimale Falten.
Ihm fiel eine grau-braune Haarsträhne ins Gesicht.
Remus war auch noch mit seinen 33 Jahren unfassbar attraktiv, dass ich gar nicht wissen wollte, wie er in meinem Alter wohl aussah. Tatsächlich habe ich in all den Monaten nie ein Bild aus seiner Vergangenheit gesehen, er hatte mir immer nur Geschichten erzählt.

Er setzte sich auf und ich rutschte mit dem Kopf von seiner Brust auf das Sofa. Nun lag ich direkt neben seinem Oberschenkel und schaute ihn vorwurfsvoll an. Entschuldigend blickte er zurück und strich über meine Wange. Dabei fuhr er mit seinen Fingern zärtlich und vorsichtig über die Narbe, die er mir bei diesem Unfall verpasste.
Trotzdem zuckte ich zusammen, ich schämte mich zwar nicht für sie, aber immer wenn Remus sie berührte, wurde ich schmerzlich an diese bestimme Nacht erinnert.
Wir saßen den restlichen Tag zusammen, redeten kaum.

Am nächsten Morgen weckte mich wie immer Serina. Es war Montag, und morgen war meine Prüfung in Verwandlungen, welches wir auch direkt in den ersten beiden Stunden hatten. Professor McGonagall wiederholte mit uns einige sehr wichtige Dinge und nach der Stunde rauchte mir der Kopf. In Arithmantik, was gleich danach stattfand, konnte ich mich kaum noch konzentrieren, Professor Vektors Stimme fühlte sich für mich so fern an, obwohl sie wenige Meter vor mir redete. Endlich kam die erlösende Mittagspause. Ich setzte mich zu meiner Schwester in die große Halle, tat mir eine Kelle Suppe auf und kramte mein Lehrbuch der Verwandlung für Fortgeschrittene hervor.
Ich sah mir mal diese und mal jene Seite an, während ich meine Suppe aß.
" Amber, beeil dich. Lernen kannst du nachher noch. Wir haben gleich Verteidigung gegen die dunklen Künste", Serina zwinkerte mir vielversprechend zu. Genervt sah ich sie an, schlug demonstrativ laut mein Buch zu und schob mir den letzten Löffel meines Essens in den Mund. Ich hatte es noch nicht ganz heruntergeschluckt, als ich aufstand. Mit einem triumphierenden Grinsen tat Serina es mir gleich und wir quetschten uns durch die bereits herausströmenden Schüler.

Wir waren wie so oft die ersten, die sich im Klassenzimmer der dunklen Künste eingefunden hatten und Remus begrüßte uns freudig. Es dauerte nicht lang, bis auch die anderen Schüler ankamen.
Da wir bereits mit all dem Stoff durch waren und kein Nachholbedarf bestand, hatte Remus nach Dingen gefragt, die wir unbedingt lernen wollten. Ein Ravenclaw Junge schlug den Patronuszauber vor und Remus willigte ein. Mir pochte das Herz, da ich seit dem Unfall nicht mehr in der Lage war, auch nur kleine Fäden zustande zu bringen.
Remus erklärte allen, was sie tun müssen und beschwor einen nicht körperlichen Patronus. Alle aus dem Kurs staunten, aber wie ich erwartete, hob sich in einer der vorderen Reihen eine Hand.
"Miss Logan?", nahm Remus sie dran.
" Professor, Sie haben einen ungestaltlichen Patronus beschworen, richtig?", sie erwartete keine Antwort, da sie viel zu schnell weiterredete.
"Könnten Sie uns Ihren gestaltlichen Patronus vorführen?"

Remus seufzte und sah in meine Richtung. Kaum merkbar schüttelte ich den Kopf und seines Blickes nach zu Urteilen, verstand er meine Geste.
"Miss Logan, es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber durch meine Vergangenheit bin ich nicht mehr in der Lage dazu", er verpackte diese Notlüge sehr glaubhaft und entschuldigte sich zusätzlich mit einem Lächeln. Meine Mitschülerin war still. Remus deutete uns, dass wir nun anfangen sollten, den Zauber zu üben und so ging ich in eine der hinteren Ecken des Raumes, damit niemand sieht, wie ich daran verzweifle.
Serina gesellte sich zu mir.
Man hörte bereits den Zauberspruch, der durch die Klasse gerufen wird, und hin und wieder schafften es einzelne, schimmernde Fäden und Nebel zu erschaffen.

Auch ich fasste Mut und schwang meinen Zauberstab. "Expecto Patronum!"
Nichts. Nicht einmal ein leuchtender Husten aus dem Stab. Ich seufzte, versuchte es aber noch ein zweites Mal, vergebens. Serina machte nun ihren fünften Versuch, sie schaffte es, einen sehr starken Nebel zu zaubern.
"Expecto Patronum!", rief sie und schloss die Augen. Als sie diese wieder öffnete, tänzelte ein Fuchs erst um sie herum und dann um mich. Sie freute sich wie ein kleines Kind an Weihnachten. Ich gratulierte ihr zu diesem wunderschönen Patronus, war aber niedergeschlagen, da ich es eben nicht mehr hinbekam.
An Remus ging der Erfolg meiner Schwester auch nicht vorbei. Er lobte sie stark, da sie die erste aus dem Kurs war, der einen gestaltlichen Patronus erschuf.

Geknickt ging ich einige Minuten später aus dem Unterricht. Meine Schwester und die anderen Schüler hatte ich ein Stück hinter mir gelassen. Ich wollte die erste in der Bibliothek sein, um für meine Verwandlungs-Prüfung morgen zu büffeln. Zu meinem Glück war ich tatsächlich die erste.


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&quot;Professor?&quot; (Remus Lupin Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt