Kapitel 23

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Einer meiner letzten Tage auf Hogwarts brach an. Wir hatten so gut wie gar keinen Unterricht mehr. Heute bekamen wir die Prüfungsergebnisse von unseren Hauslehrern. Ich hatte ausschließlich mit "Ohnegleichen" und "Erwartungen übertroffen" abgeschnitten. Mein Herz hüpfte vor Freude und auch Serina hatte die besten Noten ihres Lebens. Sie hatte in keinem Fach schlechter als "Annehmbar" erreicht. Sonst war mindestens immer ein "Mies" dabei.

In zwei Tagen würde die große Entlassungsfeier stattfinden, wo wir Hogwarts über den See mit Booten verlassen würden, so wie wir in der ersten Klasse ankamen. Irgendwie war ich traurig darüber, Hogwarts für immer verlassen zu müssen, aber etwas in mir freute sich auch. Endlich könnten Remus und ich ungestört glücklich werden.

Ich hatte mich mit Remus in der Nähe von Hagrids Hütte verabredet.
Dort wartete er schon und hatte unfassbare Neuigkeiten. Potter und seine Freunde haben Sirius Black gefunden und Remus hatte Blacks Unschuld mit eigenen Augen gesehen. Peter Pettigrew war tatsächlich am Leben und auch Dumbledore war von Blacks Unschuld überzeugt. Er hatte sich offenbar retten können und hielt sich nun versteckt.
Remus wirkte sehr glücklich, da er endlich einen seiner Schulfreunde wieder gesehen hatte. Ich freute mich zusammen mit ihm über dieses Ereignis.
Nach kurzer Zeit verhärtete sich seine Miene jedoch.
"Severus hat meine Identität verraten. Die ganze Schule weiß nun von meinem Problem. Ich musste die Stelle als Lehrer kündigen...", Remus wirkte darüber geknickt.
Er machte sich Vorwürfe, dass er ohne eine Arbeit nicht für mich sorgen könnte.
Vorsichtig umarmte ich ihn und meinte, dass das gar kein Problem wäre.
"Hauptsache, du bist bei mir", flüsterte ich in seine Brust herein.
Bedrückt streichelte er meinen Kopf.
Wir unternahmen einen letzten gemeinsamen Ausflug nach Hogsmeade. Jetzt, da er gekündigt hatte, war es egal, ob uns jemand sah.

Remus lud mich auf ein Butterbier ins "Die drei Besen" ein. Wir setzten uns an einen abgelegeneren Tisch.
Etwas weiter weg von uns saß eine Gruppe Ravenclaws, die zu uns sahen und tuschelten. Genervt rollte ich die Augen und sah zu ihnen hinüber. Schnell drehten sie die hochroten Köpfe weg.
Remus musste schmunzeln. "Gewöhn dich dran", meinte er schulterzuckend.
Etwa eine Stunde später verließen wir den Pub. Demonstrativ legte Remus einen Arm um meine Taille, als wir an den Ravenclaws vorbeigingen.
Wir beschlossen Hogsmeade zu verlassen und zum Ufer des großen Sees zu gehen.

Ich ließ mich ins Gras fallen und die warme Sonne schien in mein Gesicht. Remus setzte sich neben mich und ich lehnte mich an ihn. Er nahm meine Hand und spielte mit ihr herum. Seine eigene war ein wenig schwitzig und er zitterte leicht, so als ob er nervös wäre. Ein paar Minuten später zog er mich hoch und küsste mich. Die Sonne fing an unterzugehen und warf ihr oranges Licht auf uns.
Plötzlich fiel Remus vor mir auf die Knie und hielt eine kleine Schachtel in der Hand. Im ersten Moment dachte ich, er wäre ohnmächtig geworden, weil er so schnell unten war.
"Amber, i-ich möchte dich fragen, ob du meine Frau werden willst?", stammelte er nervös vor sich hin. Er schaute mich bettelnd an, wie ein Hundewelpe.
Ich spürte das Blut in mein Gesicht schießen.
"Remus, ja! Bei Merlins Bart, ja!", rief ich.
Zitternd steckte er mir den zierlichen Diamantring an, stand auf und wir fielen uns in die Arme. Gleichzeitig fingen wir vor Glück an zu weinen und küssten uns innig.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Remus Aufregung war sichtlich von ihm abgefallen. Er hatte ein breites Lächeln auf den Lippen, so glücklich hatte ich ihn noch nie gesehen.
Wir verbrachten noch einige Zeit am See, bis wir am Abend Hand in Hand zum Schloss zurückkehrten. Er begleitete mich bis in die Kerker, vor den Slytherin-Gemeinschaftsraum. Dort küssten wir uns zum Abschied und gingen für diesen Abend getrennte Wege.
Als ich den Schlafsaal von meiner Schwester und mir betrat, saß diese auf ihrem Bett. Grinsend sah ich sie ungefähr eine Minute lang an. Verwirrt schaute Serina an mir herab. Ihr Blick blieb an meiner rechten Hand hängen.

"Amber, was ist das?", fragte sie verwundert, aber in ihrer Stimme erkannte ich, dass sie es genau wusste.
Oder zumindest eine Ahnung hatte.
"Remus und ich sind verlobt", meinte ich und wippte glücklich vor und zurück. Serina quietschte einmal kurz, stand auf und fiel mir in die Arme. Sie zwang mich dazu, ihr alles genau zu erklären. Wir saßen noch sehr lange auf unseren Betten an diesem Abend, bis alle Fragen ihrerseits geklärt waren.

Heute war mein allerletzter Tag auf Hogwarts. Früh morgens wachte ich auf und packte meine Sachen zusammen.
Ein letztes Mal ging ich durch die Kerker hoch zum Frühstück, zusammen mit meiner Schwester. Wir setzten uns wie immer an unseren Stammplatz.
"Fühlt sich komisch an, heute endgültig gehen zu müssen, oder?", fragte Serina mich.
Ich nickte und sah an die verzauberte Decke. Ich wünschte ich könnte für immer zur Schule gehen, auch wenn ich mich auf das unbeschwerte Leben mit Remus freute.
Später beschlossen Serina und ich, Hagrid einen letzten Besuch abzustatten.
Fang bellte, als wir klopfen und der Halbriese öffnete die Tür. Er freute sich offensichtlich, uns beide zu sehen und bot uns Tee an.

"Letzter Tag für euch, eh?", fragte er.
Wir nickten.
"Werd' euch wohl nich' wiedersehen?", er fing an traurig zu schauen.
"Wir werden Hogwarts sicherlich mal besuchen. Spätestens wenn eines unserer Kinder Mist baut", grinste Serina und sah mich an.
Hagrid verdrückte eine Träne und trompetete in ein Taschentuch.
Wir saßen bis zum Nachmittag in seiner Hütte, redeten über alte Zeiten. Irgendwann bemerkte der bärtige Mann meinen Verlobungsring.
"Amber, was is' 'n das? Wer is' der Glückliche?", er nahm mit seiner Hand, die fünfmal so groß war wie meine, eben diese genauer unter die Lupe.
"Remus", antwortete ich knapp und wurde ein bisschen rot.
"Lupin? Der Lehrer hier auf Hogwarts? Nich' dein Ernst!", entsetzt sah er mich an.
Ich nickte: "Doch genau der..."
"Glückwunsch, ihr passt eigentlich ganz gut zusammen!", rief Hagrid dann zu meiner Verwunderung. 
Ein wenig später wollten wir gehen.
"Vergesst mich ja nich", schniefte Hagrid und streichelte Fang.
"Solange du uns nicht vergisst", meinte Serina und wir gingen zum Schloss zurück.

"Professor?" (Remus Lupin Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt