Kapitel 1

11.6K 247 57
                                    

"Amber! Los, beeil dich!", rief eine sehr bekannte Stimme durch das Haus. Schon den ganzen Morgen rannte Serina wie ein aufgescheuchtes Huhn auf und ab. Wir hatten noch zweieinhalb Stunden Zeit, bis wir am Gleis 9 3/4 in King's Cross sein mussten. Ich sah noch einmal in meinen grossen Koffer, um mich zu vergewissern, dass ich wirklich nichts vergessen hatte. "Alles da...", murmelte ich zu mir selbst und nahm meinen Zauberstab vom Nachttisch. Ihn hatte ich vor 6 Jahren in der Winkelgasse bei Ollivanders gekauft. Er bestand aus Ahornholz, mit dem Kern einer Phönixfeder, war 12 1/4 Zoll lang und unbiegsam. Ich steckte den Stab in meine Jackentasche. Dann nahm ich meinen schweren Koffer und trug ihn die Treppe hinab. Schnaufend kam ich unten an.
"Amber. Du bist eine Hexe. Wieso zauberst du ihn nicht einfach herunter?" , lachte meine Zwillingsschwester Serina.
"Ach wir sind ja schon volljährig..", verlegen kratzte ich mir am Hinterkopf. Ich vergaß immer wieder, dass wir nun außerhalb der Schule zaubern durften.

Mittlerweile war eine Stunde vergangen, die wir damit verbrachten, zu frühstücken, uns fertig zu machen und letzte Kleinigkeiten zusammen zu suchen.
Endlich setzten wir uns in das Auto unseres Vaters. Auch er war ein Zauberer, der im Ministerium in der Abteilung für magische Strafverfolgung arbeitete. Allerdings liebte er auch die Welt der Muggel - ganz im Gegensatz zu unserer Mutter- weswegen wir oft die Transportmittel oder andere Gegenstände der Muggel benutzten, wenn unser Vater mit uns allein war.
Auf der Fahrt zum Bahnhof erzählte unser Vater uns, so ganz nebenbei, dass dieses Jahr einige Dementoren um Hogwarts herum streunen würden, da Sirius Black aus Askaban ausgebrochen war.
Augenrollend sahen Serina und ich uns an.
Lächelnd lud Vater mich und meine Zwillingsschwester am King's Cross ab. "Viel Spaß ihr beiden. Was würde ich nur geben, um noch einmal nach Hogwarts zu gehen.. Genießt euer letztes Jahr ihr beiden!", sagte er zu uns, als wir mit unseren Koffern auf dem Weg hinein waren.
Synchron bedankten und verabschiedeten wir uns, ehe wir außer Hörweite waren.

Als wir endlich einige Minuten später im Hogwarts Express saßen, fühlte ich mich irgendwie freier. Ich mochte unser Zuhause oft nicht. Meine Mutter war eine Hexe, die viel Wert auf Reinblütigkeit legte, mein Vater war deutlich anderer Meinung und deswegen gab es oft Stress.
Seit unsere Oma vor einigen Monaten vor meinen Augen von Auroren getötet worden war, wurde Mutter nur noch kälter und versessener auf ihre Ansichten. Oma war eine stolze Todesserin, dem dunklen Lord in seiner ersten Herrschaft treuestens ergeben. Mutter bewunderte sie, war selbst eine Todesserin, wandte sich jedoch von Voldemort ab, als er verschwand und verleugnete, dass sie ihm jemals gedient hat.

Auf der gesamten Fahrt zum Schloss schlief ich. Sogar die Hexe mit dem Süßigkeitenwagen hatte ich verpasst, glücklicherweise hatte Serina für Versorgung für uns beide gesorgt.
Wenig später stiegen wir in die "selbstfahrenden" Kutschen. Allerdings waren diese heute gar nicht selbstfahrend. Vor jeder von ihnen stand ein pferdeähnliches, dunkles Tier.
"Serina? Siehst du das?", flüsterte ich und stupste meine Zwillingsschwester mit dem Ellbogen an. "Was soll ich sehen?", fuhr sie um. "Na die Tiere, die diese Kutschen ziehen!", schreiflüsterte ich empört.
"Amber Parker. Ich glaube Sie sind verrückt geworden!", scherzte sie.
Enttäuscht schüttelte ich meinen Kopf und gab es auf, meine Schwester war einfach ein Sturkopf.

Endlich saßen wir in der großen Halle. Mein Magen knurrte schon ganz fürchterlich, aber zuvor hielt Dumbledore seine alljährliche Rede ab und begrüßte die Erstklässler, welche sofort in ihre Häuser eingeteilt wurden. Es kamen überraschend viele nach Hufflepuff dieses Jahr. Nach Gryffindor und Ravenclaw so viele, wie sonst auch. Nur zu uns, nach Slytherin, schickte der sprechende Hut nur wenige Schüler.
Nachdem die Kleinen ihre Plätze an den langen Haustischen eingenommen hatten, erhob Dumbledore sich erneut, um uns zwei neue Lehrer vorzustellen. "... Pflege magischer Geschöpfe wird ab diesem Jahr von unserem lieben Rubeus Hagrid unterrichtet!" , er wurde vom tosenden Beifall der Gryffindors unterbrochen, "und die Stelle des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste wird von Professor Lupin übernommen!" Daraufhin stand ein großer, recht schlanker Mann auf. Ich konnte erkennen, dass er eine ziemlich schäbige, abgetragene Robe trug, seine honigfarbenen Haare waren zerzaust und von grauen Strähnen durchzogen. Sein Gesicht übersät von Narben und trotzdem sah er freundlich aus und lächelte. Die Schüler klatschten nur verhalten. Ich stützte mein Kinn auf die Hand und sah zum Lehrertisch.
Ich wurde in meinen Gedanken unterbrochen, als meine Schwester mich antippte, anscheinend war ich so weg, dass ich verpasste, dass das Essen schon da war.
Obwohl mein Magen wie verrückt knurrte, zögerte ich, als ich mir etwas von dem leckeren Auflauf nahm.
Ich stocherte ein wenig in den Kartoffeln herum, bis ich mich doch durch gerungen hatte, etwas zu essen.
Beim Nachtisch später, schlug ich aber voll zu. All die Nachspeisen hätte ich einfach nicht da stehen lassen können.

Nachdem wir alle zufrieden und satt waren, machten wir uns auf den Weg in die Schlafsäle. Ich war froh wieder hier zu sein, obwohl wir Slytherins im Kerker lebten, war es immernoch gemütlich.
"Hey Parker! Auch wieder da?", rief ein Junge aus der dritten Klasse. Ich fuhr um und sah seine blonden Haare, wie immer nach hinten gegelt. Draco Malfoy, diese miese, schleimige Ratte. Auch wenn ich eine Slytherin war, ich konnte ihn noch nie ausstehen. Meine Schwester genau so wenig, dennoch war sie freundlich, was ihn offensichtlich verwirrte. "Abend Malfoy. Hoffe du hattest schöne Ferien?", lächelte sie ihn an, packte mich am Arm und zog mich mit in unser Zimmer, ohne auf eine Antwort seinerseits zu warten. Sie schlug die Tür zu und wir fingen augenblicklich an zu lachen.
Wir hatten das Glück, ein Zimmer für vier Leute zu zweit zu haben.
Schnell zogen wir uns um und fielen ins Bett.
Morgen würde ich erfahren, wie mein Stundenplan aussieht. Ich bin sehr gespannt auf den neuen Lehrer. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht schlief ich ein. Ich war endlich wieder Zu Hause.

"Professor?" (Remus Lupin Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt