Prolog

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Der Wald war still. Kein Hauch bewegte die Blätter der großen Eichen, kein Wind zerrte an den Wipfeln der Fichten. Sie stand auf dem sandigen Weg und vergrub ihre Finger in dem Fell des großen Bären neben ihr. Brummend blickte er sie an. Die finster dreinblickenden Augen starrten ihr Kleid aus Farn und Spinnenweben an. Sie hob einen Finger und fuhr damit sacht die Nase des Bären hinauf. Der Bär schielte den Finger an und folgte ihm bis zu der Stelle zwischen den Augen. Dort drückte sie auf sein Fell. Die Augen des Bären verdrehten sich, die Lider fielen zu und der massige Körper sackte kraftlos in sich zusammen. Aus ihrem Gesicht verschwanden die Falten. Sie nahm eine Strähne ihres Haares zwischen die Finger, hielt sie sich vor das Gesicht und beobachtete, wie eine Welle des Brauns das Grau daraus wegspülte. Unterdessen wurde der Bär immer grauer. Sein bewusstloser Körper wurde erst fahl, dann grau, dann dünn. Schließlich war alles Leben aus ihm herausgesogen. Lachend hob sie den Kopf gen Himmel und atmete tief ein und aus. Ihre Lungen waren wieder kräftig. Sie war zurück. Sie war wieder jung.

Doch das würde nicht lange anhalten. Ihre Euphorie verflog so schnell, wie sie gekommen war. Sie brauchte etwas anderes. Einen Menschen. Je jünger, desto besser.

The Impossible Ones - Vergiss mich nicht [NICHT AKTUELLE VERSION)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt