30 Briefe an 30 Tagen .. und Fortsetzung

Tag 7 - Exfreund

Hallo Stephan,

eigentlich bereue ich so ziemlich nichts in meinem Leben. Die Fehler, die ich beging, machen mich ja schließlich zu der Person, die ich jetzt bin. Und eigentlich mag ich mich, wie ich jetzt bin. Naja, aber ich bereue es, jemals etwas mit dir gehabt zu haben. Ich kann noch so oft probieren, mich zu verteidigen, aber das macht es auch nicht besser. Ja, ich war erst 13, knapp 14, und viel zu unsicher, hatte Null Selbstbewusstsein. Ich dachte damals, ich würde nie jemanden finden, der mich mag. Und dann kamst du: Du hast alles so locker gesehen, hast normal mit mir geredet. Das war früher auch ziemlich neu für mich. Ich war einfach begeistert, dass ich so angenommen wurde, wie ich war, und keiner mich mobbte. Das war echt neu. Und dann bildete ich mir halt ein, dich zu mögen. Also, dich wirklich zu mögen. Ich hab mich auf dich eingelassen, dir alles von mir gezeigt. Ich hätte alles für dich getan. Und dann war ich am Boden zerstört, als du Schluss gemacht hattest. Nachts, im Suff natürlich. Am nächsten Morgen tat es dir leid, du wolltest das ja gar nicht. Doch da blieb ich dann immerhin standhaft. Und das ging dir so sehr gegen den Strich, dass du mich richtig hassen musstest. Natürlich wusstest du, dass die Beziehung zu meinem Vater nie die beste war. Und das hast du genutzt, um dich an mir zu rächen. Du hast meinem Erzeuger alles Mögliche erzählt. So viele Lügen über mich hab ich innerhalb von Jahren noch nie gehört. Und du schienst diese ihm so glaubwürdig zu erzählen, dass er dir wirklich alles davon abnahm. Und er mich dann abschieben wollte, abschieben auf ein Internat. Hast du das eigentlich jemals mitgekriegt? Ich glaube nicht. Und weißt du was? Das alles trieb mich fast in den Selbstmord. Ich wollte hier nicht weg. Ich habe hier endlich Freunde gehabt. Und dann kann ich doch nicht einfach abgeschoben werden. Ich wollte es nicht. Ich hätte mich dann umgebracht. Das wär besser gewesen, als irgendwo auf einem Internat zu hängen. Aber, wie du weißt, lebe ich noch. Darüber bin ich froh. Ich musste nämlich nicht weg.

Ich glaube, du hast damals einiges in mir zerstört. Ich weiß nicht, ob ich mich jemals wieder so richtig in eine Beziehung fallen lassen kann. Ich habe ja so schon Probleme gehabt, Menschen zu vertrauen. Aber dank dir habe ich jetzt noch mehr Probleme damit.

Aber jetzt ist es okay. Ich hasse dich zwar immer noch, aber ich kann es mittlerweile ertragen, dich zu sehen, ohne dich töten zu wollen. Ich bin deswegen wirklich stolz auf mich.

Ach ja, weißt du, ich habe gerade gehört, dass du ´n richtiger Weiberheld geworden sein sollst. Dass ich nicht lache. Ich glaube nicht, dass es so viele dumme, kleine Mädchen gibt, wie ich eins früher war. Ich wünsche dir dabei trotzdem viel Spaß. Vielleicht fängst du dir dabei ja was ein. Irgendwie gönn ich’s dir ja. Bis hoffentlich nie wieder.