30 Briefe an 30 Tagen .. und Fortsetzung

Tag 15 - Haustier

Hallo Rex,

ich erinnere mich noch an den Tag, als wir dich von deiner Züchterin abholten. Es war mein siebter Geburtstag und meine Mutter hatte angeblich noch einen Termin. Und dann fuhren wir zusammen nach Rehna und da bei irgendeiner Frau kamst du dann mit deinen Geschwistern. Ganz, ganz viele meerschweinchengroße, wuselnde Wollknäule. Und dann durfte ich wirklich einen davon haben. Ich war so glücklich. Du hast damals so gut in meine Hand gepasst, obwohl diese ja noch so klein war.

Und jetzt, elfeinhalb Jahre später, bist du nicht mehr so klein. Du bist ein nicht all zu hübscher Pudel geworden. Du bist auch nicht mehr schwarz. Du hast einige Zähne weniger. Mit unseren Zahnlücken vorne haben wir 'nen interessanten Partnerlook. Deine Beine sind nicht mehr ganz so muskulös wie sie mal waren. Du trägst mehr Narben auf dir als ich zählen könnte. Deine Augen sind so unglaublich schlecht geworden. Naja, liegt ja nicht alles nur an deinem Alter. Ein Auge hattest du ja mal fast verloren, weil da 'n Kratzer auf deiner Netzhaut war. Tja, was bist du auch so'n Großkotz und legst dich mit Dachsen an? Das hast du jetzt davon. Du hörst auch mehr als schlecht. Ja, ich weiß, manches willst du auch nicht hören.

Ach, mein Kleiner, ich weiß gar nicht, was ich ohne dich gemacht hätte. Ich bin so froh, dass ich dich habe. Dir habe ich alles erzählt. Schon immer. Ich bin so froh, dass du nicht an deinem Herzfehler vor 5 Jahren gestorben bist. Auch wenn es kurz davor war. Jetzt geht's deinem Herzen wieder bestens, als wäre nie etwas gewesen.

Aber nicht immer bist du der größte Schatz meines Lebens. Es gibt viel zu viele Momente, in denen ich dich einfach nur schlagen, verkaufen, verschenken, loswerden will. Wenn du nicht gehorchst, mal wieder den Inhalt meines Mülleimers kontrolliert hast, Katzenscheiße beim Gassi gehen gefressen hast, in die Wohnung aus Trotz gepinkelt hast. Aber trotzdem wirst du immer mein kleiner Hässlich sein.

Deine stolze Besitzerin.