30 Briefe an 30 Tagen .. und Fortsetzung

Tag 3 - Eltern

Hallo Mama,

zuerst möchte ich dir danken. Danke für alles. Ich weiß, dass es am Anfang echt schwer für dich war. Du hattest immer Angst, eigene Kinder zu haben. Du wolltest nie die Fehler deiner eigenen Eltern nachmachen. Und ich denke, das hast du auch nicht getan. Natürlich bist du nicht perfekt, du hast bestimmt auch Fehler bei meiner Erziehung gemacht. Aber eigentlich kannst du echt stolz auf dich sein. Ich muss sagen, ich bin dir wirklich gut gelungen.

Ich habe es dir auch nicht immer leicht gemacht, jetzt im Nachhinein finde ich mich selbst dumm und unvernünftig. Ich bin froh, dass du mich damals nicht abschieben wolltest wie mein toller Erzeuger. Du hast damals darum gekämpft, dass ich wieder auf die richtige Bahn komme und nicht weiterhin mit diesen .. Gestalten rumhänge und mich von denen runterziehen lasse. Und das hast du geschafft.

Ich bewundere dich, weil du mir ein Leben ohne Mängel ermöglicht hast, obwohl wir nicht all zu viel Geld haben. Ich habe alles, was man braucht: ein funktionierendes, nicht all zu altes Handy, einen Lappi, einen riesigen Schrank voller Klamotten, hunderte von Büchern und immer was zu essen im Kühlschrank. Okay, die Bücher und einige Klamotten haben wir nicht neu gekauft, aber nach dem ersten Lesen oder Tragen wären sie ja auch nicht mehr neu gewesen. Das hast du mir auch beigebracht: Es steht nicht an Dingen dran, ob man sie neu oder auf dem Flohmarkt gekauft hat. Du hast immer alles für mich getan, hast mich immer zu Freunden gefahren, hast mich ermutigt, teilweise auch gezwungen, bei irgendwelchen Camps mitzumachen.

Du hast mir einen ganz passablen Humor beigebracht. Naja, ich habe vieles davon einfach von dir kopiert. Manchmal geht mir dein Sarkasmus zwar tierisch auf den Keks, weil du manchmal einfach übertreibst oder an den unpassendsten Momenten sarkastisch bist.

Aber ansonsten bin ich wirklich froh, dass ich deine Tochter werden durfte.

Danke für alles, Mama.