5. Kapitel

6.6K 345 154
                                    

Agnes wusste schon nach den ersten paar Tagen, dass es das bisher anstrengendste Schuljahr werden würde, und es war gerade erst die erste Woche vergangen.

Jeder Tag zog sich extrem in die Länge und wurde immer mit einem Haufen Hausaufgaben beendet, der aber nicht kleiner zu werden schien.

Als dann endlich der erste Samstag kam, wollte Agnes das machen, was sie am liebsten tat – ausschlafen.

Agnes liebte ihren Schlaf und es war wohl das einzige, das sie während der Schulzeit vermisste – die Ruhe, die sie nur bei einem erholsamen Schlaf fühlte.

Die Sonne kletterte erst über den Horizont und erhellte die Welt mit wenigen, schwachen Sonnenstrahlen, aber Agnes dachte noch nicht einmal ans Aufwachen. Auch ihre Mitbewohner entspannten sich noch in ihren Betten und genossen das erste Wochenende in diesem Jahr und es schien so, als wäre die Zeit stehengeblieben.

Die absolute Ruhe wurde von einer Folge leiser Fußtapsen unterbrochen. Dorothys weiche Pfoten machten kaum ein Geräusch, aber in der absoluten Stille hörte man ein winziges Schleichen, das aber nicht ungewöhnlich war. Keiner wusste wirklich, wie Dorothy durch Türen kam, die eigentlich geschlossen waren, aber irgendwie schaffte sie es immer nicht nur immer aus dem Ravenclawturm hinaus und wieder hinein zu kommen, sondern sie kam auch ohne Probleme aus Hogwarts hinaus und jagte im Verbotenen Wald liebend gerne kleine Tiere wie Mäuse, aber auch Feen und andere magische Tierwesen.

Dorothy schien auch klüger zu sein, als andere, aber sie war auch erschreckend bestechlich. Roger hatte schon früh gelernt, dass diese seltsame, hässliche Katze, die seiner besten Freundin gehörte, sehr nützlich sein konnte. Das einzige, das er dafür brauchte, war das seltsame, gut riechende Kraut von Hagrid, das Katzen wohl liebten und so auch Dorothy.

Nachdem Roger also nicht selbst den Mädchenschlafsaal betreten konnte, schickte er lieber jemanden, der es konnte, um Agnes zu wecken – Dorothy.

Auf leisen Pfoten schlich Dorothy sich an das Bett ihrer Besitzer – oder auch Dienerin an. Sie mochte Agnes wirklich. Sie war viel freundlicher zu ihr, als viele andere und sie hatte damals, als sie sich kennengelernt hatten ihre Wunden verbunden, obwohl sie nicht gerade gut darin gewesen war. Dorothy war ihr kurz bevor sie nach Hogwarts abreiste zugelaufen, nachdem sie einen Kampf gegen einen Crup verloren hatte – einem hundeähnlichen Tier mit einem gespaltenen Schweif. Sie war schwer verletzt gewesen und hätte wahrscheinlich nicht überlebt, hätte Agnes sich nicht um sie gekümmert.

Trotzdem, Dorothy liebte auch dieses Kraut, das Roger ihr immer gab, wenn sie erfolgreich einen Auftrag erledigte und meistens bestand dieser Auftrag darin, Agnes so zu wecken, dass sie nicht den ganzen Tag schlecht gelaunt war.

Dorothy konnte das gut. Sie hatte viel Übung darin und sie wusste auch, dass Agnes sie ebenso gernhatte, wie auch die Katze sie mochte.

Leise, aber nicht allzu leise schlicht Dorothy sich an das Bett ihrer besten Freundin an und schätzte wie immer vorsichtshalber die Höhe ein, bevor sie mit einem kräftigen, gezielten Sprung elegant auf die weiche Matratze sprang. Andere Katze bevorzugten es woanders zu schlafen – in der Nähe des Kamins oder in einer dunklen Ecke, bei der niemand über sie fiel.

Dorothy liebte es aber dicht an Agnes gekuschelt die Nacht zu verbringen. So wusste sie immer, wann ihre Herrin nicht gut schlief oder wenn sie ihr Bett verließ. So konnte Dorothy Agnes auch ein wenig beruhigen, wenn sie einen Albtraum hatte oder nicht gut schlief und auch das stetige, schwere Atmen ihrer Freundin beruhigte Dorothy, sodass sie sich sicher war, dass sie in Sicherheit war.

Agnes selbst schlief am liebsten selbst in einer Art Katzenstellung. Sie rollte sich immer ganz klein zu einem kleinen Ball zusammen und positionierte ihre Polster und Decken so um sich, dass sie eine Art Wall bildeten. Dorothy musste sich erst durch diesen Wall an Stoffen und Decken kämpfen, bevor sie zu Agnes selbst kam, die noch tief und fest in ihren Träumen versunken war und bestimmt nicht so bald aufwachen würde, wäre da nicht Roger und seine Auftragsweckerin Dorothy.

Virago | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt