22. Kapitel

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Am nächsten Morgen erwachte Agnes schon vor Morgengrauen, aber sie blieb noch in ihrer Schlafkoje, bis auch Ginny und Hermine sich langsam rührten.

Sie war es gewohnt, weniger zu schlafen, nachdem sie in der Wildnis meistens schon vor Morgengrauen aufbrechen musste, bevor Passanten zu der Stelle kamen, in der sie übernachtet hatte.

Als langsam alle wach waren, standen alle auf und halfen dabei, die Zelte abzubauen und alles einzupacken.

Sie half noch dabei und erwischten noch vor Sonnenaufgang einen Portschlüssel – einen alten Schwimmreifen zum Wieselkopf. Von dort wanderten sie zum Fuchsbau und Agnes erkannte das Haus der Zauberer sofort, was nicht schwer war.

Rund herum waren einfach irgendwo immer Räume dazu gebaut worden, wenn man sie gebraucht hatte, im großen Garten lagen allerhand Sachen herum und es sah einfach alles so aus, als würde nur noch Magie alles zusammenhalten.

Vor dem Haus wartete eine dickere Frau mit roten Haare auf sie, die Agnes als Mrs Weasley erkannte, die sie schon manchmal auf dem Bahnsteig gesehen hatte.

Sie hatte offensichtlich vor der Tür auf sie gewartet und kam in Pantoffeln auf sie zu gerannt – das Gesicht bleich und angespannt.

„Arthur – ich habe mir ja solche Sorgen gemacht – fürchterliche Sorgen!", Mr Weasley warf seine Arme um ihren Hals und die Zeitung, die Mrs Weasley in der Hand gehalten hatte, fiel ihr aus der erschlaffenden Hand.

„Ihr seid wohlauf", murmelte Mrs Weasley ein wenig abwesend, ließ ihren Mann los und sah sie mit geröteten Augen an, „ihr lebt noch... o meine Jungs..."

Sie zog die Zwillinge – Fred und George an sich und herzte sie so heftig, dass ihre Köpfe gegeneinanderschlugen.

„Autsch! Mum – du erwürgst uns noch-", brachte Fred heraus.

„Ich hab mit euch geschimpft, bevor ihr fort seid!", rief Mrs Weasley auf und begann zu schluchzen, „Daran musste ich die ganze Zeit denken! Was wäre gewesen, wenn Du-weißt-schon-wer euch gekriegt hätte, und das Letzte, was ich euch gesagt hätte, wäre gewesen, dass ihr nicht genug ZAGs geschafft habt? O Fred... o George..."

Agnes sah unbehaglich dabei zu, wie die Mutter ihre Kinder begrüßte. Sie hatte gar nicht gewusst, dass Mütter so etwas taten... Sie spürte einen Stich im Herzen, als sie daran dachte, dass einer der letzten Dinge, die ihre Mutter zu ihr gesagt hatte, ein Fluch gewesen war – ein unverzeihlicher. Sie wünschte sich auf einmal auch eine Mutter, die sich über ihre ZAGs aufregen konnte oder auch auf sie stolz sein. Sie dachte an das Stück Papier, das sie noch nicht erhalten hatte – sie wusste nicht, warum, aber Dumbledore hatte sicherlich seine Gründe. Vielleicht hatte die Eule sie nicht gefunden, weil sie dauerhaft unterwegs war.

„Nun ist aber gut, Molly, wir sind doch alle kerngesund", sagte Mr Weasley beschwichtigend, zog sie sachte von den Zwillingen weg und führte sie zum Haus.

„Bill", fügte er in gedämpften Ton hinzu, „heb doch bitte die Zeitung auf, mal sehen, was sie schreiben..."

Die Familie ging ins Haus, aber Agnes blieb wie angewurzelt stehen. Sie wollte die Familienzusammenführung nicht unterbrechen und wusste nicht, wie sie Molly Weasley jetzt beibringen sollte, dass sie die restlichen zwei Wochen bei ihnen verbringen wollte.

„Was ist?", fragte Charlie, als er bemerkte, dass sie sich nicht bewegte.

„Ich...", stammelte Agnes unsicher, „vielleicht sollte ich doch gehen... Deine Mutter wird es nicht gut finden, dass ich hier bin, nach allem, was passiert ist."

„Warum nicht? Harry und Hermine sind doch auch hier", argumentierte Charlie.

„Ich bin aber nicht Harry oder Hermine", seufzte Agnes, „Ich bin keine gute Gesellschaft für deine Mom im Moment."

Virago | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt