17. Kapitel

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Es war der Tag der ersten Prüfung und die Fünftklässler hatten ihre Nasen hinter Büchern und Mitschriften von Zauberkunst versteckt, während Agnes dieser Prüfung entspannt entgegensah und stattdessen für den nächsten Tag Verwandlung lernte.

„Agnes, wir war der Zauber für diese kleinen Vögel noch einmal?", fragte Janet sie gestresst und blätterte in ihrer Mitschrift herum.

„Avis", murmelte Agnes leicht abgelenkt und las sich lieber die theoretische Verwandlung einer Lampe in einen Pfau durch.

„Bist du sicher, dass du alles kannst?", vergewisserte sich Roger leicht besorgt um seine beste Freundin, die sogar einmal aufsah, abschätzig die Augenbraue hochzog und sich dann wieder auf Verwandlung konzentrierte.

In der großen Halle waren die großen Tische der vier Häuser verschwunden und auf mehreren kleinen Tischen, die mit Namen beschriftet waren, setzten sich die Schüler.

Agnes sah zu ihrer linken einen Schüler aus Gryffindor – Kenneth Towler, der von Kopf bis Fuß mit Furunkeln übersehen war. Der arme Junge sah auch sehr nervös aus und schien kurz vor einer Panikattacke zu stehen. Zu ihrer rechten war eine Schülerin aus Hufflepuff – Sabrina Twinblebee, wenn Agnes sich richtig erinnern konnte, die das Gelernte leise vor sich hinmurmelte.

Agnes wusste nicht mehr ganz genau, was dann passierte, aber sie wusste, dass sie alle Fragen mit Leichtigkeit beantworten konnte. Sie war die erste, die von ihrem Pergament aufblickte und fragte sich einen Moment, ob sie vielleicht eine Seite übersehen hatte, aber nachdem sie noch einmal sichergestellt hatte, dass sie alles beantwortet hatte und alles so beantwortet war, wie sie glaubte, dass es richtig war, ging sie in Gedanken noch einmal alles durch, was sie für Verwandlung gelernt hatte.

Als die Zeit um war und die Schüler entlassen wurden, blickte sie vielen mürrischen Gesichtern entgegen.

„Du siehst so aus, als wäre es nicht gut gegangen", bemerkte Agnes, als sie Rogers Blick sah und einen kurzen Moment huschte ein genervter und gestresster Blick über sein Gesicht, aber dann seufzte er niedergeschlagen und gab zu: „Ich bin nie so gut in Zauberkunst gewesen, wie du. Ich hoffe, ich schaffe noch ein „Erwartungen übertroffen", damit Flitwick mich noch weitermachen lässt."

„Du hast ja noch heute Nachmittag", versuchte Agnes ihn aufzumuntern, aber es half ihm nicht viel.

Der praktische Teil der Prüfung verlief für Agnes ähnlich, wie der theoretische.

Tatsächlich war es einer ihrer Aufgaben, Vögel heraufzubeschwören, was einer ihrer leichtesten Übungen war und als sie die Aufgabe bekam, einen schweren Gegenstand von einer Ecke des Raumes in die andere zu befördern, fielen ihr spontan drei verschiedene Sprüche ein, mit denen es ihr gelingen konnte.

Es war Verwandlung am nächsten Tag, vor dem Agnes sich fürchtete. Sie schlief kaum etwas, hielt sich aber mit einem Energiezauber wach. Sie war einer der ersten, die vor der großen Halle wartete und las sich alles in Eile noch einmal genau durch.

Aufgeregt und mit zitternden Händen las sie sich die erste Frage durch: Erklären Sie die Nachteile einer Verwandlung eines leblosen Gegenstandes in ein Lebewesen.

Einen Moment war ihr Kopf wie leergefegt und sie bangte schon, sie würde schon bei der ersten Frage versagen, aber dann fiel es ihr doch noch ein und sie schrieb schnell ihre genaue und hoffentlich richtige Antwort hin.

Mit dem neuen Mut fiel es ihr nun etwas leichter, die Fragen zu beantworten aber anders, als beim ZAG des Vortages musste sie sich leider eingestehen, dass sie manche Fragen nicht beantworten konnte und sie ließ diese frei.

Am Nachmittag war Agnes kurz vor einem Nervenzusammenbruch, als die Prüfer von ihr verlangten, eine Maus verschwinden zu lassen. Es war etwas, das sie sehr geübt hatte, aber es war ihr nicht immer gelungen. Sie wusste einfach nicht, wohin die Maus verschwand, wenn sie verschwinden sollte, also verwandelte sie sie meistens in Luft, die man ja auch nicht wirklich sehen konnte und deswegen könnte es als „verschwinden" gelten, aber während ihrer Übungen war es manchmal passiert, dass die Maus einfach pulverisiert wurde und ein feiner Blutregen zurückblieb. Sie war sich sicher, dass die Maus umzubringen Minuspunkte gab.

Sie konzentrierte sich wirklich und zauberte. Plötzlich war die Maus verschwunden und saß nicht mehr in ihrem Käfig auf dem Tisch – an ihrer Stelle war nur der Mäuseschwanz zurückgeblieben.

Die Prüfer schrieben sich das alles auf und entließen Agnes. Sie war sich sicher, dass sie versagt hatte und sie wollte sich am liebsten in ihr Bett verkrochen und wäre dortgeblieben, aber dann fiel ihr ein, dass sie ja noch Kräuterkunde am nächsten Tag zu erledigen hatte und verschob das in Selbstmitleid versinken auf nach den Prüfungen.

Kräuterkunde lief gut und tatsächlich gelang es ihr, nicht von den ausgewachsenen Alraunen in Ohnmacht geschrien zu werden, nachdem sie einen Zauber auf sie legte, der den Schrei um einiges leiser machte.

Auch in Verteidigung gegen die Dunklen Künste am Tag darauf gab es keine Probleme und sie machte sich eher Sorgen um Zaubertränke, als um diese Prüfung, die sie wieder mit Leichtigkeit bestand.

Während sie einen Trank der lebenden Toten am Nachmittag mischte, fehlte ihr Snape irgendwie, der hin und wieder einen Kommentar abließ, auf den sie etwas antworten konnte. So konnte sie leicht Stress abbauen und sich besser entspannen, aber es musste auch so funktionieren.

Tatsächlich konnte sie am Ende der Zeit einen fertigen Trank abgeben, der nicht ganz falsch aussah. Zwar war er eher beige als weiß, aber es war schon ein Fortschritt, dass sie etwas abgeben konnte.

Erleichtert, dass ihre ersten und wichtigen Prüfungen vorbei waren genoss Agnes das Wochenende und lernte nur wenig für die Prüfungen, die noch kommen würden.

Schon am ersten Tag war Pflege magischer Geschöpfe an der Reihe und für das, dass sie sich überhaupt nicht für das Fach interessierte, schaffte sie relativ viel auszufüllen. Die Fragen waren nicht schwer gestellt und leicht mit Logik zu beantworten.

Arithmantik und Astronomie waren eher leicht mit wenigen Problemen hinter sie gebracht und in Geschichte schrieb sie so viel hin, wie sie konnte.

Während ihre Freunde schon frei von Prüfungen waren, schrieb sie noch Alte Runen, aber diese waren nicht besonders schwer für sie und sie konnte endlich aufatmen.

Die letzten Fünftklässler verließen erleichtert das Schloss und Roger, Grant und Randy warteten auf Agnes, die auch jeden Augenblick hinauskommen müsste, aber nichts dergleichen geschah.

„Vielleicht ist sie schon hinauf in den Turm sich etwas schlafen legen", überlegte Randy und sie beschlossen, einmal nach ihr zu sehen.

Sie brauchten nicht lange und fanden sie – mitten im Weg liegend, niedlich zusammengekauert auf dem Boden wie eine Katze und tief schlafend.

„Ist sie nicht niedlich?", fragte Grant und hob sie hoch, „Sie ist vollkommen weggetreten. Die Kleine muss vollkommen fertig sein."

„Wärst du auch wenn du auch so viel gelernt hättest, wie sie", bemerkte Roger, „bringen wir sie in den Turm, dann kann sie schlafen."

Es war erst Nachmittag, aber Agnes schlief bis am nächsten Morgen mittags durch – die Last des Lernstresses von ihren Schultern fallend.

Virago | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt