Nur, weil sie die Prüfungen jetzt hinter sich gebracht hatte, bedeutete das noch lange nicht, dass sie schon frei hatte. Tatsächlich wartete noch die schlimmste und grausamste Strafe auf sie – beinahe zehn Stunden nachsitzen bei Snape.
Die Striche, die sie übers Jahr gesammelt hatte, hatten sich aufgestaut und so wurden aus Minuten, Stunden, die Agnes jetzt irgendwie hinter sich bringen musste.
„Miss Tripe, kommen Sie herein", bat Snape sie, als die an der Klassenzimmertür klopfte und doch ein wenig vorsichtig tat sie, wie geheißen.
Snape war bei den Vorratsschränken und schien vor den Ferien noch alles zu ordnen, aber das leichte Lächeln auf seinem Gesicht sagte Agnes, dass er noch Arbeit für sie hatte.
„Sie kennen es ja schon", mit einer lockeren Bewegung zeigte Snape auf viele, viele Kessel, die überall herumstanden. Die meisten von ihnen waren mit Substanzen bekleckert, die Agnes noch nie gesehen hatte und eigentlich nicht wissen wollte, was es war. Manchmal waren Tranke darin angebrannt, manchmal waren alte Tränke eingetrocknet oder die Tränke, was bei ihr häufig der Fall gewesen war, waren schlichtweg nicht gelungen, hatten sich aber mit dem Kessel verbunden.
Natürlich wusste sie, was zu tun war. Sie hatte diese Arbeit schon letztes Jahr erledigen müssen.
„Ja", seufzte Agnes und machte sich an die stumpfe, stumme Arbeit, die Kessel zu schrubben.
Die Minuten vergingen langsam und nach zwei Stunden schmerzten Agnes Arme schon, aber jedes Mal, wenn sie aufhörte zu schruppen, sah Snape mit diesem feixenden Blick zu ihr und sie wollte ihm einfach die Genugtuung geben, dass sie Schwäche zeigte.
„Pst!", hörte sie plötzlich und sie sah auf, ohne mit dem Schruppen aufzuhören. Es kam von der Klassentür, die noch immer offenstand, also blickte Agnes schnell zu Snape, der noch immer beschäftigt war – für Agnes sah es so aus, als würde er die Pufferfischaugen liebevoll nach Größe sortieren, aber sie hinterfragte den Professor gar nicht mehr.
Vorsichtig stand Agnes noch mit dem Kessel, den sie gerade putzte in der Hand auf und sorgte dafür, dass sie ihre Putzbewegungen trotzdem noch durchgängig vollführte, damit Snape nichts bemerkte. So schlicht sie sich langsam Schritt für Schritt zur Tür und spähte hinaus.
Plötzlich tauchte jemand hinter der Tür auf und beinahe wäre Agnes zurückgestolpert, aber sie fasste sich wieder und sah denjenigen zornig an.
Indem sie ein wenig lauter und kräftiger putzte, sorgte sie dafür, dass Snape nichts hörte und sie zischte leise: „Fred! George! Was macht ihr hier?"
„Wir brauchen noch etwas aus Snapes Zutatenschrank", erklärte Fred leise, „Noch vor den Ferien. Heute ist unsere letzte Chance!"
„Hilfst du uns, ihn abzulenken?", fragte George und die Zwillinge sahen Agnes herausfordernd an.
„Wenn ich erwischt werde, bekomme ich noch hundert Striche auf meine Liste!", wisperte sie, bevor sie sich umdrehte und zu ihren Kesseln zurückging.
Im ersten Moment dachten die Weasley-Zwillinge, sie würde es nicht machen, aber im nächsten Moment sahen sie dabei zu, wie Agnes über die Kessel stolperte und dabei einen Höllenlärm verursachte.
„Oh du meine Güte!", rief sie erschrocken, aber sie hatte ihr Ziel erreicht. Snape sah von seiner Arbeit auf und beobachtete Agnes mit zusammengezogenen Augenbrauen, wie sie versuchte, aus dem Haufen an Kesseln wieder aufzustehen, aber sich dabei absichtlich doof anstellte.
„Huch! Oh Gott! Das war jetzt nicht so klug!", meinte sie dabei und versuchte sich in Snapes Sicht aus den Kesseln zu befreien, aber eigentlich verhedderte sie sich absichtlich darin.
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Virago | Fred Weasley
FanfictionVirago: eine starke, tapfere oder kriegerische Frau; eine Frau, die beispielhafte und heroische Qualitäten zeigt Geboren in eine Todesserfamilie erlebt Agnes Tripe schon in ihrer frühen Kindheit, dass nicht nur Muggel und "Schlammblüter" Opfer von F...