69. Kapitel

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Der April wurde nicht besser. Agnes quälte sich nahezu durch die Schule und die Last, die auf ihren Schultern lag schien sie langsam in die Erde zu drücken.

Neben den monatlichen Verwandlungen, die nicht besser wurden, kämpfte sie auch noch mit der Furcht vor ihrer Mutter und der Furcht, jeden Tag die Schule verlassen zu müssen. Sie tauschte immer noch Briefe mit Lupin aus aber sie waren nichtssagend und spendeten kaum Trost.

Dazu kamen noch die UTZs und alle Siebtklässler stressten sich sehr, da diese ihre letzten Prüfungen vor dem Berufsleben waren, aber Agnes fand sie eher nebensächlich. Sie hatte einen Plan und sie wusste, dass sie ihn nicht umsetzen können würde und sie konnte als Werwolf könnte sie so oder so nie einen normalen Beruf ausführen.

Den Rest gaben ihr die DA-Stunden, die ihr sonst sehr Spaß machten, aber nicht, seit die lernten, einen Patronus heraufzubeschwören.

Um sie herum gelang es anderen Schülern Patronen zu beschwören – bei manchen waren es schon gestaltliche, bei anderen noch nur Dampfwölkchen, aber Agnes stand da mit ihrem Zauberstab in der Hand und nichts geschah. Sie versuchte es – sie versuchte es wirklich, aber ihr fiel keine schöne Erinnerung ein.

Sie sah belustigt dabei zu, wie ein Wildpferd durch den Raum stürmte und ab und zu andere gestaltliche Patronen zur Seite stieß.

„Wie geht es bei dir", fragte Harry sie bei seiner Runde durch den Raum und war ein wenig überrascht, dass sie einer der wenigen war, die es noch nicht einmal annähernd schafften. Sie brachte noch nicht einmal ein leuchtendes Wölkchen zustande. „Geht es dir gut beim Üben?"

„Offensichtlich nicht", fauchte Agnes gereizt.

„Das wird schon, Agnes, versuch es einfach weiter", munterte Harry sie auf, aber es gelang ihm nicht wirklich.

„Bist du sicher, dass du keine schönen Erinnerungen hast?", fragte Fred sie.

Sie sah zu ihm und überlegte weiter. Schöne Erinnerungen? Vielleicht aus ihrer Kindheit, als sie mit Winnie ihrer Hauselfe spielte, die sie dann später köpfen musste... oder doch lieber, als sie von ihrer Mutter weggerannt war und dann in ein Muggel-Kinderheim gekommen war, in dem sich niemand um sie kümmerte... vielleicht doch lieber ihre Jahre in Hogwarts... Quidditch vielleicht?

„Expecto Patronum!", rief Agnes laut und tatsächlich kam dünner, weißer Dampf aus ihrem Zauberstab, aber dieser verschwand sofort wieder.

„Geht doch!", munterte Fred sie auf und Agnes spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch.

„Es ist noch nicht perfekt", bemerkte sie ehrgeizig.

Sie dachte weiter an die Dinge, die in ihrem Leben gut gelaufen waren, aber dadurch dachte sie nur weiter an die Erlebnisse, die sie nicht mochte.

Greybacks Angriff, Ereignisse mit ihrer Mutter, das Kinderheim...

Dann fiel ihr Blick auf Fred und sie dachte an das, das sie mit ihm erlebt hatte.

Aus irgendwelchen Gründen war es immer er gewesen, der sie in den Krankenflügel gebracht hatte, nächtelang an ihrem Bett gesessen hatte und er war auch der erste gewesen, der von ihrer Angst vor ihrer Mutter erfahren hatte. Sie dachte daran, wie er ihr einmal Kekse gebracht hatte und gut sie gewesen waren, obwohl sie etwas verbrannt gewesen waren.

Mit diesen Gedanken im Kopf hob sie wieder ihren Zauberstab und sagte laut: „Expecto Patronum!"

Aus der Spitze ihres Zauberstabes kam grelles Licht und ein Tier trat heraus.

Erschrocken ließ Agnes den Zauberstab fallen, als sie sah, was für ein Tier es gewesen war – ein Wolf.

„Gut gemacht!", lobte Roger sie glücklich.

„Was ist das für ein Tier gewesen? Es hat ein wenig wie ein Fuchs ausgesehen – aber größer...", fragte George sie.

Bevor Agnes gezwungen war, die Frage zu beantworten, ging die Tür vom Raum der Wünsche und alle sahen in die Richtung.

Ein Hauself kam herein und ging zu Harry, der ihn erst bemerkte, als er an seinem Umhang zupfte.

„Hi, Dobby", begrüßte Harry ihn, „Was machst du – stimmt was nicht?"

Der Hauself – Dobby zitterte vor Angst und seine großen Augen waren weit aufgerissen.

„Harry Potter, Sir...", quickte der Hauself, „Dobby ist gekommen, um Sie zu warnen... aber die Hauselfen wurden ermahnt nichts zu verraten..."

Der Hauself rannte mit dem Kopf voraus auf eine Wand zu, aber Harry schien das schon ein wenig erwartet zu haben und hielt ihn auf.

„Was ist passiert, Dobby", fragte Harry den Hauself und packte den Elfen an seinem winzigen Arm und hielt ihn von allem fern, mit dem er versuchen konnte sich wehzutun.

„Harry Potter ... sie ... sie", Dobby schlug sich mit seiner kleinen Faust auf die Nase, aber Harry packte seine Faust.

„Wer ist ‚sie'", fragte er.

Dobby bewegte wortlos den Mund, aber Harry schien ihn zu verstehen: „Umbridge?"

Dobby nickte und begann seinen Kopf gegen Harrys Knie zu schlagen, aber Harry hielt ihn eine Armeslänge von ihm weg.

„Was ist mit ihr? Dobby – sie hat doch nicht herausgefunden – dass wir – die DA?"

Dobby antwortete nicht, aber es war auch nicht nötig, denn sein leidender Ausdruck sagte mehr als tausend Worte.

„Ist sie auf dem Weg hierher?", fragte Harry leise.

Dobby heulte und stampfte mit bloßen Füßen hart auf den Boden: „JA, Harry Potter, ja!"

Harry richtete sich auf und alle sahen ihn fragend an, bevor er brüllte: „WORAUF WARTET IHR NOCH! LAUFT!"

Alle stürmten zum Ausgang und Agnes wartete, bis beinahe alle den Raum verlassen hatten, bevor sie selbst den Raum verließ.

„In die Eulerei!", zischte sie den anderen Ravenclaws zu, die den Versuch starteten, in die Schlafsäle zu kommen und sie rannten alle hinauf.

Agnes war die letzte, die in die Eulerei kam und zusammen standen sie dort herum.

„Ok, Leute, keine Angst. Wenn jemand kommt, dann sagen wir, wir überlegen uns gerade eine Gruppe zu bilden, um für die Prüfungen zu lernen. Wir haben uns noch nicht bei Umbridge gemeldet, weil noch nichts bestimmt ist und wir treffen uns heute das erste und letzte Mal, weil wir uns nicht einigen konnte, wann und wo wir uns immer treffen, verstanden?", erklärte sie allen und die Ravenclaws nickten angespannt.

Als nach fünf Minuten niemand kam, beschloss Agnes: „Okay, wir gehen jetzt hinunter und reden beim Hinuntergehen über die Prüfungen. Wir haben noch fünf Minuten, um in den Schlafsaal zu kommen, also seht nicht so aus, als wärt ihr gestresst."

Sie trafen auch auf dem Weg zurück niemanden und als sie alle im Ravenclaw-Gemeinschaftsraum ankamen, rannten alle sofort hoch in die Schlafsäle.

Agnes blieb zurück und wartete auf ein Zeichen, bis sie merkte, dass auch Roger noch hier war und sie nachdenklich musterte.

„Sind jetzt alle hier? Ich habe dich aus den Augen verloren, als die Panik ausbrach und auf einmal war kein Ravenclaw mehr hier, aber ich bin hier hoch und es ist keiner gekommen – ich hatte schon Angst, sie hätten euch alle erwischt!", erzählte Roger.

„Wir sind alle hoch in die Eulerei, aber niemand hat uns gesehen", sagte Agnes, „Weißt du, was mit den anderen ist? Als ich weg bin, ist nur noch Harry und ein paar andere im Raum gewesen."

„Ich glaube, sie haben Harry erwischt", gab Roger zu, „Ich habe Malfoy jubeln gehört – bestimmt hat dieses Frettchen es auf ihn abgesehen!"

Plötzlich ging die Tür zum Ravenclawturm auf und eine gestresste Professorin kam hereingeeilt.

„Miss Tripe!", warnte McGonagall sie, „Dumbledore ist weg – Sie müssen ebenfalls weg, noch heute Nacht!"

Virago | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt