Verloren

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Sterben. Sterben war der Übergang zwischen Tod und Leben. Die Front die mit voller Kraft in den Tod steuerte und das Leben wie einen verlassenen Gedanken hinter sich ließ.

Ich stand für einige Sekunden auf der Schwelle. Bloß ein paar Sekunden die es hätten beenden können.  Stattdessen musste ich mich mit meinem Begleiter dem Leben weiter rumschlagen.

Wieso ließ es mich nicht gehen.

Ich wollte gehen!

Doch alles hatte seinen Grund. Einen Grund der mir in diesem Moment nicht selbstverständlich vorkam.

"Hören sie uns?" fragte eine Stimme drängend.

Ich wollte nicht wieder kommen.

Ich wollte meine Augen nicht aufschlagen.

Im innern Schrie ich wie ein Baby.

Meine Augen flackerten.

Nein! Verdammt nein! Bleibt gefälligst zu!

Befahl ich, doch meine Augen hörten nicht auf mich.

"Er ist wieder da" sagte jemand, wobei ich nicht einmal unterscheiden konnte ob dieser jemand Mann oder Frau war.

Langsam schärfte sich meine Sicht.

Ein Krankenwagen. Ich lag in einem Krankenwagen.

"Hören sie uns?" fragte eine Frau.

Ich sah sie an. Aus dem Augenwinkel sah ich die Atemmaske die mein Gesicht bedeckte.

"Hören sie uns?" sie wiederholte sich und wendete sich dann an einen anderen Rettungshelfer " Sieh nach ob er genug Sauerstoff bekommt."

Er nickte ihr zu.

''Hören sie, wenn sie nicht reden dann geben sie uns irgendein Zeichen das sie Anwesend sind!" sagte sie.

Und was ist wenn ich nicht anwesend sein möchte? Wenn ich euch nicht hören will?

fragte sich mein inneres Ich.

Ich nickte kurz.

Woraufhin sich ein Lächeln auf den Lippen der Frau bildete.

"Darf ich jetzt sterben?" fragte ich schwach.

Das Lächeln auf dem Gesicht der Frau verschwand.

"Wir bringen sie ins Krankenhaus dann werden wir weiter über das Thema reden!"

Da riss ich mir die Atemmaske vom Gesicht und schleuderte sie der Frau entgegen.

Gerade setzte ich mich mit einem Ruck auf.

Als ein schmerz unbeschreiblichen Grades meinen Körper durchfuhr und jeden Faser   in einen Schock Zustand versetzte.

Ich keuchte leidend und schrie leise ... es war eher ein piepen.

Meine Vene stand am Hals hervor und ich biss meine Zähne zusammen.

Dabei platzte meine Lippe an der verwundeten Stelle wieder auf und das kochend heiße Blut rann mein Kinn hinunter.

"Ich will nicht ins Krankenhaus" wimmerte ich mit zusammengekniffenen Augen. Der Alkohol setzte mir zu.

"Lasst mich gehen!" ich heulte fast was mir im Nachhinein wirklich peinlich war.

Meine Arme fühlten sich schlaff wie Schläuche an. Doch ich nahm meine letzten Kräfte zusammen und schlug um mich. Dabei riss ich irgendetwas mit mir das klirrend zu Boden fiel und zersprang.

"Beruhigen sie sich!" redete einer auf mich ein.

Ich wog mich hin und her und trat dieses mal um mich.

Dabei traf ich das Knie des Rettungshelfers, sofort drückte er seine Hände darauf.

Etwas dünnes spitzes durchdrang meine Haut und brannte durch meinen Arm.

Blitzlichtartig drehte ich mich um. Die Frau drückte mir eine Spritze in den Arm. Sie drückte den Kolben ganz durch.

Schnell riss ich ihr die Spritze aus der Hand und warf sie gegen die Krankenwagen Tür.

Ich starrte die Frau eisern an.

Im nächsten Augenblick packte ich sie am Arm und riss sie von der Bank auf der sie saß. Sie stürzte von der Bank und verfehlte dabei nur knapp die Eisenstange der Liege auf der ich saß.

Ich wollte auf sie einschlagen doch irgendwas in mir hielt mich auf. Kein schlechtes Gewissen oder sowas.

Es war irgendetwas das mich langsam müde werden ließ, mich für sich einnahm. Mich beherrschte.

Langsam lockerte sich mein Griff.

Der Mann drückte mich langsam in die Liege.

Sein Gesicht erschrocken.

"Nein. Nein bitte ich will nicht wieder schlafen!" wimmerte ich und weinte.

Ich fühlte mich so entblößt.

Mein Gesicht schmerzverzerrt.

Da ließ plötzlich alle Anspannung nach und ich schloss meine Augen.

Meine Arme wurden neben meinen Körper gelegt. Und irgendetwas fest über meinen Körper gespannt.

Ich wollte nicht wieder einschlafen. Um dann aufzuwachen. Ich wollte nicht mehr aufwachen.

Nicht wieder kommen....

Niemehr.

Aber ich würde nicht sterben.

Weil sie mich nicht ließen.

Ich wollte fliegen, wie ein Vogel. Durch die Nacht fliegen, durch das Unbekannte.

Niemand könnte mir dann sagen wohin ich fliegen müsste oder wie

ich würde einfach das tuen wonach mir der Sinn stand.

Niemand könnte mir die Augen öffnen weil niemand außer mir existiere  würde.

Niemand könnte mich mehr verletzen.

Es war ein schöner Gedanke, doch ich wusste das es der Falsche war.

As Long As I Can Bear ItWo Geschichten leben. Entdecke jetzt