'Weil ich sehe wie du ihn ansiehst'

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Ich rannte wie ein verrückter.

Meine Füße trugen mich durch die Schiebe Tür in den Verspiegelten Korridor des Krankenhauses, ich rannte ihn entlang und erreichte den großen weißen Saal in dem ich mich an die Rezeption wandt.

"Ich muss zu Thaddeus Tjarks!" brüllte ich fast.

"Er liegt im dritten Raum auf der Intensivstation. " antwortete die Frau hinter der Rezeption und sah mich Leidend an.

Ohne ihr auch  nur zu danken rannte ich die Treppen und Flure entlang, so wie die immer gleichen Korridore.

Es machte mich Krank den Geruch des Gebäudes einzuatmen und zu wissen das ich zu den gesundesten Menschen gehörte die sich momentan auf diesem Boden befanden.

Ich war einer der gesündesten, so verriet es mein äußerlicher Schein. Mein inneres Ich hingegen starb mit jeder Sekunde die ich nicht in Taddls Nähe war.

Ich stand vor der gläsernen Tür die zwischen Taddl und mir stand.

Ein Pfleger bat mich darum bestimmte Schutzkleidung zu tragen.

Wieso wusste ich nicht.

Dann drückte er die Klinke der Tür hinab und gewährte mir Einlass.

Ein Raum wie jeder andere. Doch es waren mehr Geräte mehr Eisenstangen an denen irgendwelche Beutel mit irgendwelchen Flüssigkeiten für irgendeinen Zweck hingen.

Und sie alle führten zu ihm.

Ich stürzte auf das Bett zu ohne irgendwelche Sicherheitsvorkehrungen zu beachten.

Seine Augen untermalt von dunklen Ringen. Seine Haut gleichte Schnee.

Seine Lippen, seine wunderschönen Lippen, waren leicht gräulich.

Sein Körper lag reglos da. Doch er atmete. Er atmete.

Ich musste vor erleichterung Lächeln.

Es war das Adrenalin das sich irgendwie bemerkbar machen musste um zu zeigen das es unserern Körper in den meisten Situationen beherrschte.

Taddls Gesicht war zu Hälfte von einer großen Beatmungsmaske verdeckt.

Erst jetzt bemerkte ich wie jemand schluchzte. Ich drehte mich um und erblickte wie ein Pfleger bersuchte Niki zu trösten.

"Wieso ist er nicht wach?" fragte ich mit sicherer Stimme.

"Nun, Herr Tjarks ... es fällt uns wirklich  nich...". fing der Pfleger an

Niki unterbrach ihn plötzlich.

" Sein krebs hat gestreut. Er hatte einen Schwächeanfall, wegen verfickten Metastasen in seinem Blut!" jammerte sie.

Es waren keine Schmerzen die mich zusammenzucken ließen, auch keine Angst die mich erzittern ließ.

Es war irgendetwas anderes...

Das Wort 'Leere' kam diesem Gefühl am nächsten.

" Und er wird ster..." fing ich an um dann von dem Pfleger unterbrochen zu werden

"Nein, um Gotteswillen! Der Krebs hat nur ein bisschen Gestreut was bedeutet das er sehr wenige Metastasen hat die wir leicht bekämpfen können.

Es war die erste richtige Reaktion seines Körpers auf die Metastasen.  Deshalb fiel sie so fortgeschritten aus." erklärte er.

"Wie werden sie die Metastasen bekämpfen? " fragte ich unsicher und verklemmte meine Arme vor der Brust. Ich starrte immer wieder in Taddls Schutzloses Gesicht.

"Wir haben heute mit der Chemotherapie begonnen." sagte er.

Ich sah ihn entsetzt an.

"Wir werden ihn gleich in ein normales Zimmer bringen. Einer von ihnen beiden kann bei ihm übernachten falls das in ihrem Interesse steht." sagte er.

Niki sah erst ihn, dann mich an.

"Ardy bleibt bei ihm. Ich muss noch viel erledigen!".

Ich sah sie überrascht an. Mein Herz machte einen Satz.

Dann bat der Pfleger uns auszutreten um Taddl mit Hilfe anderer Kollegen in ein anderes Zimmer zu befördern.

Niki und ich sahen dabei zu.

"Wieso willst du, nicht bei Taddl bleiben?" fragte ich und zwang dabei meine Stimme,  nicht allzu glücklich klingen zu lassen.

Wobei ich innerlich vor Freude platzte.

Sie sah mich mit einem Traurigen Gesichtsausdruck an. Ihre Augen gläsern.  Ihr Kiefer am zittern.

"Weil ich sehe wie du ihn ansiehst." sagte sie leise.

Mein Herz hämmerte gegen meine Brust und stürzte mich in eine tiefe Schlucht,  eine Schlucht voller Angst, voller Verzweiflung die einem die Haare ausriss und einem wie ein giftiger Parasit unter die Haut kroch.

Aber ich ließ es mir nicht anmerken. Sie konnte nichts von all dem Herausgefunden haben.

Nichts von meiner heimlichen Liebe.

"Ich weiß nicht wovon du redest?!" antwortete ich stur und konnte nicht glauben das ich ihn geleugnet hatte.

Ich war unzufrieden meine Gefühle verschweigen zu müssen und unzufrieden damit sie zu offenbaren.

Ich kam mir wie der letzte Arsch vor.

Aber war das nicht eine normale Reaktion?!

Das war es doch oder?

Sie sah mich noch einmal an. Legte ihre Hand auf meine Schulter nickte mir zu und ging. Sie ging einfach.

Wie konnte sie einfach gehen? Und ihren Freund allein lassen, in seiner schwierigsten Zeit?!

Okay sie war bereits stunden hier gewesen aber das war doch keine Entschuldigung!

Ich blickte ihr noch überrascht hinterher bis mich ein Pfleger aus meinen Gedanken riss.

"Kommen sie?" fragte er und sah mich freundlich an.

Ich nickte.

As Long As I Can Bear ItWo Geschichten leben. Entdecke jetzt