"Bitte fang mich auf!"

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Der nächtliche Wind klopfte gegen die Fensterscheiben und pfiff durch die raschelnden Bäume die tanzende Schatten auf den weißen Boden warfen.

Taddl war nicht aufgewacht. Doch ich wartete. 

Sie hatten mir einen Liegestuhl hingestellt  der unglaublich unbequem war.

Etwa alle fünf Minuten starrte ich zu Taddl hinüber, mit der Hoffnung seine hellen Augen wieder leuchten zu sehen.

Ich hatte die Display Beleuchtung meines Handys auf die niedrigste Stufe gestellt und trotzdem noch die hellste Lichtquelle im Zimmer.

Es war 23:53 Uhr. Doch ich wollte nicht schlafen. Ich wollte nur bei Taddl sein, und ihn ansehen. Obwohl er so schwach aussah war er der schönste Mensch in den ich mich jemals verliebt hatte. Mit der Zeit wurde mir klar das mich die Zeit in der ich nicht in seiner Nähe gewesen war nur noch mehr Zerstört hatte.

Die Nähe zu ihm war nach den ganzen Tagen ohne ihn irgendwie anders, irgendwie neu.

Ich wollte Taddl nie wieder loslassen, denn mir war klar geworden das er mich brauchte. Und das ich ihn brauchte. Und das mehr als sonst etwas in dieser Welt.

Müsste ich mich zwischen ihm und meinem Leben entscheiden würde meine Wahl bewusst auf ihn fallen. Denn in einer Welt ohne ihn wollte ich nicht leben. 

Es war Still. Ich lag einfach da und sah ihn an. Ganz leise. Womöglich noch unauffälliger als ein Schatten der dich Unsichtbar umkreiste.

Ich hatte nicht bemerkt das meine Finger unkontrolliert auf dem Display meines Handys lagen, und wie es der Zufall wollte ging plötzlich ein schrilles Lied aus meiner Playlist los... auf voller Lautstärke.

Ich fuhr erschrocken hoch und tippte hektisch auf dem Display herum. Mein Herz hämmerte vor Schreck so stark gegen meine Brust das ich es in jedem Faser meines Körpers spüren konnte.

Als das Lied erfolgreich verklang, saß ich mit aufrechtem Rücken auf der Liege.

Langsam drehte ich mich zu Taddl. Der immernoch Bewusstlos da lag. Was mich in diesem Moment irgendwie Traurig machte. Ich weiß ich sollte nicht Zweifeln, erst recht nicht an ihm. Doch irgendwie wuchs das Gefühl in mir das ich ihn verlieren würde. Und ich wollte ihn nicht verlieren.

Doch so stark ich es auch zu unterdrücken versuchte, meine Gedanken ließen nicht locker.

Ich ließ mich wieder in die Liege sinken. Schaltete mein Handy aus und versteckte mich bis zum Kinnansatz unter der Decke.

Mit dem letzten Gedanken an Taddl schlief ich ein.

Ich saß in der ersten Reihe einer schön geschmückten Kirche. Ich sah an mir herab und merkte das ich einen schwarzen Anzug trug der meiner Figur perfekt angepasst war. 

Die Reihen der Kirche waren gefüllt. Die meisten Menschen kannte ich nicht, doch eins hatten wir alle gemeinsam. Wir waren alle schwarz gekleidet. Wir alle.

Ein Sarg aus dunklem Holz, mit goldenen edel aussehenden Einfassungen wurde vor den Altar geschoben. Er war geschlossen und einige Sekunden sah ich verwirrt auf den Sarg.

Mein Kiefer zitterte denn ich wollte mir nicht ausmalen wer in dem Sarg lag.

" Keine Angst da wird schon niemand drin liegen der dir was bedeutet" sagte eine tiefe Stimme neben mir.

Mit scharfem Atem drehte ich mich zu der Stimme. Sie gehörte zu Taddl. Er saß neben mir. Ebenfalls schwarz gekleidet. Seine Haare standen von seinem Kopf ab wie sie vor der Operation gewesen waren. Er lächelte mich an.

As Long As I Can Bear ItWo Geschichten leben. Entdecke jetzt