Nur noch einen Weg

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Ich war wieder eingeschlafen. Der Zettel, umschlossen in meiner Hand.

Als ich aufwachte war es bereits hell und meine Kehle brannte wie ein Lauffeuer.

Da trat ein Pfleger ein. Irgendwie machte es mir Angst das sie immer dann kamen wenn man noch schlief, oder gerade erwacht war.

"Haben wir denn gut geschlafen?" sagte er in einer so kindlichen Stimme das ich zweifeln musste wie alt er war.

"Zwangsweise ... Nein." sagte ich schließlich in ernster Stimme um ihn wenigstens einen Hauch Anstand mir gegenüber beizubringen.

" Wir haben ihnen Medikamente verschrieben die nehmen sie bitte jeden Tag ein  Bis die Wunde verheilt.  Sollte es zu vorkommnissen kommen geben sie uns bitte bescheid.

Außerdem haben wir sie bei einem Psychologen für eine Sprechstunde angemeldet welche hier stattfinden wird und zwar in einer Stunde.

Morgen werden sie uns verlassen können."

erklärte er und grinste mich an.

"Bei nem Psycho Doc?" zischte ich.

"Wenn das ihre Ausdrucksweise für dieses wertvolle Geschöpf ist dann ja."

"Wo ist Taddl?!" fragte ich und dieses versammte Gerät begann wieder zu piepen.

"Falls sie den Jungen Mann meinen der hier gestern einen Aufstand gemacht hat, dann kann ich ihnen sagen der wird nicht wieder kommen. Er hat einen Platzverweis!" versicherte er mir.

"Wie bitte?! Was?"

"Sie haben mich schon verstanden."

Ich hob meinen Oberkörper an, woraufhin meine Schulter zu schmerzen begann.

Doch es waren erträgliche Schmerzen.

Schmerzen die für ein paar Augenblicke die meiner Seele verbargen.

Der Pfleger nickte mir zu und verließ den Raum.

Ich ließ mich ins Kissen sinken.

Starrte die Decke an. Und ließ meine Augen einige Male über Taddls dahin geschmierte Schrift gleiten.

Ich dachte rückwärts, zurück an den Kuss. Den Kuss der so einfach und doch so groß gewesen war.

Ein Lächeln zuckte über meine Lippen.

Dann zerbrach es, er liebte mich nicht ich konnte ihn nie wieder sehen, ohne Schmerzen, ohne Angst, ohne Qual!

Ich spielte mit dem Gedanken auszuziehen. Mich einfach irgendwo hin zu katapultieren. Um Taddl aus den Augen zu verlieren.

Ich erschrak als sich die Tür öffnete und ein Pfleger einen älteren Herren mit grauen Haaren und einer dicken Brille hereinführte.

Dann verließ er den Raum und der Mann stand mir allein Gegenüber.

Er schnappte sich den Stuhl auf dem ich den Zettel gefunden hatte den ich schnell in meiner Faust versteckte.

Dann kramte er in seiner Tasche und zog ein Notizbrett hervor auf welches er ein Blatt heftete.

Er schrieb etwas darauf und sah mich dann an.

"Darf ich sie Ardian nennen?" fragte er.

"Meinetwegen" murmelte ich.

"Hallo Ardian ich bin Wilhelm. "

" hi" antwortete ich.

"Wo drückt denn der Schuh?" fragte er.

Ich blieb still.

"Sie müssen schon mit mir reden."

"Bleibt das vertraulich?" fragte ich.

Er nickte "Sicher!" sagte er.

" Kann das passieren... das ... man sich verliebt.... und dann irgendwie nichts mehr auf die Reihe bekommt. Ich meine  sein Leben und so?" fragte ich vorsichtig.

"Das ist etwas ganz natürliches mein Lieber" antwortete er.

"Dann hab ich mich verliebt und weiß nicht damit umzugehen. Weil die Nähe zu der Person mich zerreißt" fuhr ich fort den Zettel immer noch fest umschlossen.

"Wie heißt denn die Glückliche?" fragte er mit lächelndem Mundwinkel.

"Thaddeus!" antwortete ich und schämte mich dabei ein bisschen.

"Oh ein Junge." sagte er kurz und fuhr dann fort " Homosexualität ist natürlich nochmal ein anderes Thema. Glaubst du denn es könnte zu Annäherungen zwischen dir und Thaddeus kommen?"

Ich schüttelte den Kopf ich wollte schreien. Dieser Gedanke zerfraß mich von innen nach außen und ließ mich verrotten.

'' Nun. Könntest du dir denn vorstellen das er deine Liebe erwiedern kann?" fragte er dieses mal ein wenig diskreter.

"Ich weiß nicht.  Man ich weiß es doch nicht!" wimmerte ich und das piepen wurde schneller.

"Beruhig dich es wird alles gut." flüsterte er sanftmütig.

"NEIN! Nichts wird gut, sie können das ihren anderen perfekten Patienten erzählen! Aber nicht mir! Wissen sie eigentlich wie ich mich fühle ... eben nicht und deshalb können sie mir nicht helfen. Niemand kann mir helfen.

Es gibt nur einen Weg und den werde ich gehen wenn es sein muss. Die Welt wird sich auch ohne mich weiter drehen!

Dann werden sie mich aus einem See ziehen und ihnen die Nachricht vermitteln das ich zu verzweifelt war und sie werden sagen. Ihm war nicht zu helfen! Weil er sich nicht helfen lassen wollte!"brüllte ich.

Das piepen überschlug sich beinahe.

"Der Tod löst keine Probleme. Er beendet sie!" sagte er ruhig.

" Wenn er sie beendet ist mir das auch genug! Verschwinden sie!" schrie ich.

"Aber Ardian wir können darüber re..." stachelte er.

"NEIN! VERSCHWINDEN SIE JETZT!"

Er erhob sich und stürmte aus dem Zimmer.

Ich wusste jeden Moment würde ein Pfleger ins Zimmer getorkelt kommen und mich wieder betäuben.

Und dann würde ich in einer Gummizelle wieder erwachen.

Ich riss mir die Schläuche keuchend aus der Hand.

Zog das Pflaster von meinem Hals so das das Piepen in einer Endlosschleife verlief.

Dann erhob ich mich.

Ich schrie kurz da die Schmerzen sich verstärkten. Ich rannte zum Schrank und riss ein paar Sachen heraus die Taddl hier wahrscheinlich hingebracht hatte.

Ich zog mir eine Schwarze Jeans an, einen Grauen Pulli, schwarze Converse Turnschuhe und suchte das Zimmer ab.

Ich stürzte zum Fenster während Blut aus meiner Hand rann in der soeben noch die Schläuche gesteckt hatten.

Erster Stock. Perfekt.  Ich öffnete das Fenster und stieg auf die Fensterbank.

Die Tür öffnete sich, und ich ließ mich fallen.

As Long As I Can Bear ItWo Geschichten leben. Entdecke jetzt