Gebrochen.

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Leben hieß, sein schreien zu hören. Leben hieß seine Trauer vergänglich zu machen.

Ich war kein Mensch der Strikt den Weisheiten folgte, die uns perfekt machen sollten. Ich war ein Mensch, dessen Gefühle und Gedanken in einer verwüsteten Schneelandschaft umherkreisten und nach einem elenden  Ausweg suchten. Es mag seltsam klingen, dennoch schien es die Wahrheit zu sein. Und meine Wahrheit, schien das einzige zu sein was mir noch blieb. Der Rest erstarrte, und ich kämpfte mich durch die stehen gebliebene Zeit. Weiter. Und weiter.

Alles und Jeder war erfroren, meine Gedanken das letzte was sich in eine bessere Zeit kämpfte und darum flehte nicht mehr alleine zu sein. Es war grausam.

Ich sah die Gesichter der Menschen, die in meinem Kopf bloß verlorene Seelen waren. Seelen die sich hinter der Fassade des Menschlichen Körpers versteckten. Und leise wimmerten. Sie wollten gehört werden, sie schrien darum. Doch die anderen hörten weg, sie wollten bloß das sehen was ihren Vorstellungen entsprach, und nicht die Wahrheit.

Die Wahrheit war unvergänglich und wurde doch von Lügen und Behauptungen getrübt.

Ich richtete meinen verlassenen Körper auf, und ging mit schwachen Schritten meinen Weg. Die Sonne strahlte mir unaufhaltsam entgegen und versuchte mit aller Kraft, die Eisschicht tauen zu lassen, die sich auf meiner Haut abgelegt hatte.

Mir war so  kalt. Und in meiner Brust bildete sich eine Leere die sich eher wie ein riesiges Loch anfühlte, welches sich immer weiter ausbreitete.

Es fühlte sich beinahe so an, als hätte mein kümmerliches Herz, das schlagen verlernt. Als würde es sich dem Nichts mit offenen Armen entgegen stellen und darauf warten in Empfang genommen zu werden.

Meine Beine trugen mich weiter, aus der Gasse, bis hin auf den offenen Bürgersteig. Es musste seltsam aussehen, wie ich mich mit gekrümmten Rücken und verklemmten Armen den Bürgersteig entlang schleppte.

Ich achtete nicht auf die Augen, der Passanten, welche mich zu verfolgen schienen. Ich achtete bloß auf den immer gleichen Grund über den meine Füße liefen.

Nun konnte ich abschließen. Ich musste jetzt abschließen, mit Taddl, meinen Gefühlen, und der Verzweiflung die mich in den Wahnsinn getrieben hatte.

Aber ich konnte es nicht. Ich konnte es nicht! Ich konnte meine zersplitterten Gefühle, vergangenen Emotionen und zerstörten Hoffnungen nicht der ewigen Vergessenheit entgegen strecken.

Ich krallte mich an sie, denn irgendwann waren sie des Vergessens unvermeidlich und vor diesem Augenblick hatte ich Angst. Sie gehörten nun zu mir, wie mein Herz und meine Lunge.

Ich blinzelte der Sonne entgegen die keine Sekunde später hinter einer grauen Wolke verschwand. Die sich tummelnden Menschen waren verschwunden, als hätten sie sich in Luft aufgelöst, stattdessen schlenderten bloß noch ein paar einzelne Leute über die Straßen.

Ein paar Meter weiter, kam mir ein Paar entgegen, dessen Blicke ich auf mich gezogen hatte. Doch statt mir ihre verliebten Gesichter anzusehen, haftete mein Blick an ihren ineinander verhakten Fingern.

Es war als würden sie mir unbewusst einen Dolch in den Bauch rammen.

Ich blieb auf dem offenen Bürgersteig stehen und schloss meine Augen. Alles spielte sich Rückwärts ab. Und ich erlebte alles, vor meinem inneren Auge, erneut.

Die Erinnerungen, Gefühle, Hoffnungen, Tiefpunkte, den Schmerz und das vergangene Glück.

Nach einiger Zeit, entschied ich mich dafür zurück nach Hause zu gehen.

Ich schleppte mich die Treppen, bis zu unserer Wohnungstür hoch und schloss sie auf.

So leise ich konnte.

Ich schlich durch den Flur. In mein Zimmer. Langsam drückte ich meine Zimmertür ins Schloss.

Ich merkte das ich meine Hand anstarrte welche verloren auf der Klinke lag.

Ich schüttelte den Kopf, und öffnete die Tür wieder. Meine Beine trugen mich selbstbewusst zu Taddls Zimmer hinüber.

Seine Tür war geschlossen, was sie sonst nie war.

Dennoch hob ich meine geballte Faust an, so dass sie einige Sekunden vor der Tür schwebte.

Mein herz hämmerte gegen meine Brust, und ließ mich spüren das nicht alles von mir gebrochen war.

Ich klopfte an.

Doch ich vernahm keine Antwort.

„Taddl? Wenn du mich hörst, dann möchte ich das du weißt, das es mir Leid tut. .. I-Ich habe das nicht gewollt.“ Stotterte ich und hörte dabei zu wie meine Stimme einem wimmern verfiel.

Es blieb still.

Ich wollte um unsere Freundschaft kämpfen, die Folgen waren mir egal.

Ich drückte seine Zimmertür mit zitternden Fingern auf und trat ein.

Meine Augen musterten den Raum. Taddl war nicht hier.

Der Schrank war aufgerissen.

 Ich wollte eintreten und öffnete die Zimmertür weiter.

Dabei stieß ich versehentlich den Mülleimer um dessen Inhalt mir sofort vor die Füße fiel.

Ich starrte den Papiermüll einige Sekunden regungslos an.

Dann bückte ich mich um den Müll wieder einzuräumen, ich hob einen zusammengeknüllten Zettel hoch und wollte ihn zurück in den Eimer werfen, doch meine unerträgliche Neugierde überkam mich, und so faltete ich den zerknitterten Zettel, mit flinken Fingern auseinander.

Meine Augen weiteten sich.

Ardy,

 

begann ich zu lesen…

Das wars mit diesem Kapitel, ihr Lieben :)

Ich hoffe wie immer, das es euch gefallen hat.

Danke für die vielen Votes, das ist unglaublich :D

Und somit bis zum nächsten Kapitel 

Alles Liebe 

As Long As I Can Bear ItWo Geschichten leben. Entdecke jetzt