Direction Atlanta

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Lexian war in der Zwischenzeit, in der ich darüber nachdachte ob wir unsere Namen verraten sollten, wieder vom Baumhaus runter geklettert. "Ich bin Lexian", plapperte er vergnügt drauf los. Lex ist ein typischer Idealist er sieht immer das gute in den Menschen. Dafür liebe ich ihn, aber auch kann ihm das eines Tages mal zu Verhängnis werden. "Das ist meine Schwester Ria", er stellte sich lächelnd neben mich. "So so Lexian und Ria mmh. Wo wollt ihr denn hin?", fragte der Typ der sich als Merle vorgestellt hatte. "Wir wollen nach Atlanta, da soll es sicher sein", sagte diesmal ich und schob Lex vorsichtshalber ein Stückchen hinter mich. "Tja wir werden dann auch mal weiter, es wird ja auch bald dunkel", sprach ich weiter als Merle keine Anstalten machte was zu sagen. "Ihr könnt auch bei uns mitfahren", kam es von dem Mann mit der Armbrust, er wirkte kaum älter als ich. An Merle's Gesichtsausdruck war zu erkennen das ihm die Idee seines kleinen Bruders nicht sonderlich begeisterte. Doch wir waren den ganzen Tag gelaufen und das immer noch 100 Meilen zwischen uns und Atlanta lagen, löste meine Bedenken diesen zwielichtigen Typen gegenüber auf und ich sagte schließlich ja zu Daryl's Angebot.

Zwei Querstraßen weiter hatten die beiden Ihre Fahrzeuge abgestellt. Merle setzte sich direkt auf die große schwarze Triumph, das SS was an der Seite der Maschine prangte machte deutlich, wie Merle zu dieser Welt stand. Das er ein Rassist ist, war mir schon vorher klar, seine Ausdrucksweise verriet ihn ganz deutlich. "Ihr könnt bei mir mitfahren", Daryl deutete auf den blauen Truck, der direkt hinter Merle seiner Maschine stand. "Oder wollen wir noch ne runde drehen Baby. Wie siehts aus?", fragte Merle von der Seite. "Nein danke", sagte ich und schob Lex dicht vor mir entlang, falls die Situation doch noch außer Kontrolle geraten würde. Überraschenderweise hielt Merle aber nun seine Klappe und schweigend stiegen auch Lex und ich in Daryls Truck ein.

Wir fuhren schon eine weile und inzwischen war es stockdunkel, nur das Licht der Scheinwerfer erhellt die dunkle Straße. Lex saß auf meinem Schoß und schlief mit dem Kopf am Fenster. Ich hielt ihn einfach nur fest. Seit wir losgefahren sind hatte ich kein Wort mehr mit Daryl gewechselt, was sollte ich auch sagen, ich kannte ihn ja nicht mal. Die Ortschaften durch die wir fuhren waren wie leergefegt, in keinem Haus brannte ein Licht, was allerdings auch daran lag, dass es keinen Strom mehr gab und egal wie oft Daryl den Regler fürs Radio weiterdrehte es kam nur ein rauschen, die Meldung die ich noch heute Morgen in der Küche immer wieder gehört hatte war verschwunden. Ich atmete zitternd aus, denn in mir machte sicher der allumfassende Gedanke breit, dass dies hier das Ende ist. "Alles okay?", kam es von Daryl, er sah mich kurz an. "Ja. Nein eigentlich nicht, bei all dem was heute passiert ist, ich hatte wirklich immer gehofft das wenigstens Lex eine bessere Kindheit haben wird. Doch nach heute bin ich mir nicht mehr sicher, ob das überhaupt noch möglich ist.", ich sah auf den schlafenden Lex. Daryl nickte und starrte geradeaus als er sagte "Ja ich weiß was du meinst", es war klar das man auch mir ansah, wie meine Kindheit verlaufen war, vor allem die lange Narbe an meinem Hals ließ sich nur schwer verstecken, sie stammte aus der Zeit als ich 13 war. Lex war ein Baby grade ein paar Monate alt, er schrie und ich bekam ihn nicht schnell genug beruhigt. Mein Stiefvater, Lex leiblicher Vater holte mit dem Gürtel aus, in dem Moment als ich mich wegdrehte, traf er mich am Hals. Am nächsten Morgen als er von seinem Drogentrip wieder runter war, fragte er was ich denn gemacht hätte. Er erinnerte sich nicht mehr daran was er mir angetan hatte.

Schnell wischte ich mir eine Träne aus dem Gesicht. Das Daryl nicht weiter nachgefragt hatte, als ihm die Narbe aufgefallen ist, hatte mir schon vor Stunden klar gemacht das seine Kindheit auch nicht abgelaufen war, wie es hätte sein sollen. Und wenn ich Merle so sah, wusste ich auch das Daryl nie das glück hatte noch jemanden zu haben auf den er sich verlassen konnte. Wieder sah ich Lex an, als Daryl neben mir zu fluchen begann. Ich sah auf und erkannte den Grund.

Wir fuhren grade auf einen endlosen Stau zu, es schien so als wäre ganz Georgia dem Aufruf gefolgt sich in Atlanta in Sicherheit zu bringen.

The Walking Dead - No Place is HomeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt