Left behind

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Es war lange Zeit still vor meinem Gefängnis. Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war oder ob es grade Nacht oder Tag war. Ich verharrte in meiner halb liegenden Position, denn so tat mir im Moment einmal nichts weh. Das einzige was ich noch ganz genau spürte, war der kalte Betonboden an meinen nackten Beinen. Ich zitterte leicht, trotz das draußen immer noch Sommer sein musste, aber man hatte mir bis auf mein Slip und ein zerfetztes Shirt alles an Kleidung genommen. So wollte er sicherstellen, dass er nicht zu viel Zeit brauchte.

Plötzlich brach vor dem Tor ein Tumult aus, was mich sofort aufschrecken und an die Wand drücken ließ. Gleißender Schmerz durchfuhr meine Beine und mein Unterleib und trotzdem war meine Angst größer, als dass ich auf den Schmerz hörte. Schüsse fielen und mir wurde bewusst, da draußen spielte sich etwas ganz anderes ab, als das was ich die letzten Tage? Wochen? Monate? zu ertragen hatte. Dann trat wieder eine quälende Stille ein wie zuvor. Doch sie hielt nicht lange an. Das vertraute Quietschen des Tores drang in mein Ohr und ich drückte mich noch dichter an die Wand, so sehr das meine Schulterblätter unter dem Druck schmerzten.

Licht fiel in meine Zelle. Schemenhaft konnte ich einen Mann erkennen, der die Hand Richtung Lichtschalter ausstreckte. Das Licht flammte auf und ich musste stark blinzeln. "Oh mein Gott!", bevor ich ihn sehen konnte, hatte ich seine Stimme erkannt. Auf wackeligen Beinen und ohne Schuhe lief ich in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Keine Sekunde später fiel ich in seine Arme und begann heftig zu schluchzen. Ich konnte mir nur bedingt ausmalen was für ein armseliges Bild ich abgeben musste. "Wir müssen los, bevor sie uns erwischen. Ich verstehe das du nur noch zusammenbrechen willst, aber du musst noch ein bisschen stark sein.", augenblicklich hörte ich auf zu weinen und rappelte mich auf.

Wir traten auf den hellerleuchteten Flur. Zwei Wachen lagen erschossen vor meiner Zelle. Ein Mann und eine Frau. Beide um die Dreißig mit südländischem Teint. "Nimm ihre Sachen!", in diesem Moment hatte ich das erste mal die Chance Daryl Richtig anzusehen. Sein dunkles Haar hing ihm strähnig ins Gesicht und verdeckte halb ein blaues Auge. Auch er sah aus als hätte er einiges durchlebt.

Als wir bewaffnet durch die Gänge schlichen, fühlte ich mich zum ersten mal seit langer Zeit wieder angezogen und wie ein halbwegs normaler Mensch, aber noch war die Gefahr nicht vorbei. Als wir die Anlage endlich durch einen Notausgang verließen, verriet mir ein Schild wo wir die ganze Zeit gefangen gehalten wurden. Eine Kartrennbahn irgendwo im mittleren Westen von Georgia. Es war dunkel, doch überall in dieser skurrilen Gemeinde brannten Straßenlaternen. Offensichtlich war ihnen der Treibstoff für die Generatoren noch nicht ausgegangen. Weit und breit war niemand zu sehen. Wir schlichen weiter orientierungslos in eine Richtung und hofften an einen Zaun zu kommen, um in der Dunkelheit verschwinden zu können.

In einer Gasse zwischen zwei Häuserblöcken, die im dunkeln ruhig da lagen, erblickte Daryl als erstes einen hohen Zaun, der unbewacht da stand. "Hier lang", er deutete in Richtung Zaun und lief voran. Ich folgte ihm in die Gasse, als mich jemand von hinten packte. "Wohin des Weges Püppchen?", die Stimme ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen und ich glaubte verloren zu sein. Daryl würde mit Sicherheit seinen Bruder gegen mich austauschen. "Hey Bruderherz, wo willst du zu später Stunde denn noch hin? Ich hol dich aus der Zelle und so dankst du es mir? Willst dich einfach heimlich bei Nacht und Nebel davonschleichen?", Merle hielt mir ein Messer an der Hals. Er übte exakt so viel Druck aus, dass ich mich nicht traute zu schlucken. "Lass uns gehen Merle. Komm einfach mit uns, weg von diesem verrückten der sich Gouverneur nennt.", Daryl hatte die Arme beschwichtigend nach oben genommen, hielt seine Pistole dennoch immer fest in der Hand. "Ich glaube nicht das ich das zulassen kann. Du hast dich verändert Bruder, aber schwach warst du schon immer. Du wirst mich nicht erschießen. Nicht mich. Dafür hast du viel zu viel Angst.", Merle drückte das Messer fester an meine Kehle und ich spürte wie warmes, feuchtes Blut meinen Hals hinunter zu laufen begann. "Du hast recht ich hab mich verändert.", antwortete Daryl und dann passierte alles so schnell. Er richtete die Waffe auf seinen Bruder und ohne groß darüber nachzudenken drückte er ab. Die Kugel trat in Merles linkem Auge ein, bahnte sich seinen Weg durchs Gehirn und zerschmetterte den Schädelknochen am Hinterkopf, bevor sie durch ihr Hindernis gebremst einige Meter hinter uns in der Gasse zu Boden fiel. Nicht nur die Kugel fiel zu Boden auch Merle sackte in sich zusammen. Mein Gesicht war rot von seinem Blut, es brauchte einen Moment bis ich realisierte, was grade passiert war und was als nächstes passieren würde. Ich hörte bereits Stimme in einiger Entfernung. Im rennen riss ich Daryl mit, der auch immer noch unter Schock dagestanden hatte. Unter Schmerzen die mir den Schweiß auf die Stirn trieben, kletterte ich den Zaun in Windeseile über den Zaun. Auf der anderen Seite liefen wir, bis wir den angrenzenden Wald erreichten. Er ist dem sattgrünen Dickicht bremsten wir ab und Schritten langsamer voran. Stehen bleiben war trotzdem keine Option. Wir mussten weiter, weiter weg von dem Ort, der uns mehr als das Leben gekostet hatte. Tot zu sein wäre um einiges leichter gewesen.  

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 25, 2020 ⏰

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