Hastig nahm ich einen Löffel voll mit Eintopf in den Mund. Er schmeckte köstlich. Ich nahm noch einen Löffel und noch einen. Ich schlag regelrecht. Und schon bald war mein Teller leer. Mit einem Blick zur Seite sah ich, dass Finns Teller auch bereits leer war. Ich schwenkte meinen Blick hoch ins Finns Gesicht. Er schaute mich überrascht an. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Für einen Moment hatte ich vergessen, dass du eine Ignis bist. Der Eintopf war extrem heiß, ich hatte mich etwas erschrocken, als du den so schnell in deinem Mund gestopft hast. Für uns Aer ist heißes Essen aber auch ein Klacks. Ein kleiner Windstoß und schon hat es die gewünschte Temperatur. Aber ihr Ignis könntet theoretisch Flammen essen ohne Probleme zu bekommen. Ziemlich beeindruckend, oder?", flüsterte er mir zu.
Das war in der Tat beeindruckend. Und darüber hatte ich nicht einen Moment lang nachgedacht. Aber Flammen essen? Hieß das, dass Flammen mir nichts mehr anhaben würden? Damit würde ich eine perfekte Feuerwehrfrau abgeben. Und Finn ebenfalls, wenn er jede Flamme mir einem Windstoß löschen könnte.
Ich dachte nach. War das vielleicht ein passender Zeitpunkt, um etwas mehr über dieses Haus und die Menschen zu erfahren? Um mehr über mich zu erfahren?
„Du Finn...", begann ich.
„Ich weiß, du willst ein paar Antworten. Habe ich recht?", unterbrach er mich. Sah man mir das etwa so sehr an? Ich nickte als Antwort.
„Leute, hört mal her. Wer es noch nicht mitbekommen hat, das hier ist Tori. Sie hat ihre Fähigkeiten heute entdeckt, aber sie weiß anders als die meisten von euch nichts über uns. Es ist wohl an der Zeit, ein paar Antworten springen zu lassen. Also gebt euch Mühe."
Die anderen schauten mich an und nickten freundlich in meine Richtung.
„Wo sollen wir anfangen?", fragte Mr. Summer.
„Wie wäre es mit dem Anfang?", warf Claire ein und schenkte ihm einen liebevollen Blick zu.
„Also gut, von Anfang an. Zu aller erst musst du wissen, dass es Menschen mit unseren Fähigkeiten schon sehr lange gibt. Du hast bestimmt schon einmal von Alchemie gehört, oder?", begann Mr. Summer und sah mich an. Ich nickte zur Antwort und er fuhr fort.
„Im späten Mittelalter gab es viele Alchemisten, die mit verschiedensten Stoffen und Lebewesen experimentiert haben ganz ähnlich den Chemikern und Forschern heute. Nur hatte man damals noch nicht annähernd das Wissen, was wir heute haben. Aber natürlich bauten sie die Grundsteine dafür. Es gab unzählige Verbände von Alchemisten, die entweder eigenständig arbeiteten oder im Auftrag eines Fürsten oder Landherrn forschten.
Du magst dich jetzt vielleicht fragen, was das mit diesen Fähigkeiten zu tun haben mag, aber dazu komme ich gleich. Unser Ursprung ist ein gewissermaßen fehlgeschlagenes Experiment. Einige kleine Alchimistengruppe in einem recht gewöhnlichen Dorf hatte einige neue Stoffe entdeckt und diese untersucht. Und dabei haben sie einen Stoff freigesetzt, der dafür sorgte, dass unsere Urväter und Mütter mit ihren Fähigkeiten geboren wurden.
Man nannte diesen Stoff auch Nebular. Am Anfang dachte man sich nicht viel dabei, denn solche Fehler passierten recht häufig und es keiner gestorben während des Experiments. Aber nach einigen Monaten geschahen einige sonderbare Dinge. Die Kinder, die zu dieser Zeit geboren wurden hatten alle eines gemeinsam, ein Merkmal, dass heute auch noch erhalten ist und als wichtigstes Merkmal überhaupt gilt. Unsere Augen haben meistens einen Blauton, selten einen grüneren Farbton. Aber was sie so besonders macht, ist dieser kleine violette Kranz am Rande der Iris. Für die meisten Menschen ist er heute nicht sonderlich auffällig oder etwas, worüber man sich Sorgen machen könnte. Nun, aber zu der damaligen Zeit sah man das etwas anders. Die Kinder waren anders und das gefiel vielen aus dem Dorf, in dem dieses Phänomen auftat, gar nicht. Viele Eltern hatten Angst vor ihren Kindern.
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Oblivia - Die Vergessenen
FantasyWas würdest du tun, wenn du plötzlich erfährst, dass du nicht wie die anderen bist? Victorias Leben war vollkommen normal - bis eines Tages Finn an ihre Schule wechselt. Plötzlich geschehen seltsame Dinge, die sich Victoria einfach nicht erklären ka...