Kapitel 11

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Hieß das, dass meine Eltern wohl möglich auch Fähigkeiten hatten? Wenn ich eine reine Blutlinie habe, wie er sagt, wäre es doch möglich. Mir wurde etwas schwerer ums Herz. Draußen wurde der Regen wieder heftiger. Jetzt, da ich sie wirklich brauchte, waren sie nicht da. Ich wusste nicht, was ihnen damals wirklich zugestoßen war.

Aber es gab Tage, an denen mich meine Familie beschäftigte. So sehr, dass ich nächtelang im Internet recherchierte nach Hinweisen über meine Eltern, über Unfälle oder Ähnliches. Mein Nachname war nicht der, den ich von meinen Eltern hatte. Eine Frau aus dem ersten Kinderheim gab mir diesen Namen, weil sie der Meinung war, ich bräuchte einen, erzählte man mir später. Was mich natürlich bei dieser Suche nie weiterbrachte.

„Wenn du magst, kann ich dich dann ab morgen nach der Schule immer mitnehmen", sagte Finn und lächelte.

„Und was sage ich meinen Freunden? Und Mrs. George? Nicht, dass sie das überhaupt glauben würden...", begann ich.

Mr. Summer unterbrach mich abrupt.

„Gut, dass du es ansprichst. Nun, das ist eine der wenigen Regeln, die wir haben. Du darfst dich unter keinen Umständen jemanden anvertrauen, der nicht selbst ein Vergessener ist oder zur Familie eines Vergessenen gehört. Die gewöhnlichen Menschen dürfen niemals von uns erfahren. Ich hoffe, du verstehst das."

Sein strenger Blick ließ mich zusammenzucken. Um ihm eine Antwort zu geben, nickte ich und wich seinem starrenden Blick aus.

„Und was sage ich ihnen dann, wohin ich nach der Schule gehe? Ich bin mir sicher, dass sie danach fragen werden."

„Du könntest ihnen erzählen, dass du in einen Verein gehst. Gibt es vielleicht etwas, was du sehr gern magst, was sie nicht direkt stutzig macht?", fragte Mr. Summer. Sein stechender Blick war etwas weicher geworden. Der Druck, den ich bis eben gespürt habe, versiegte langsam.

„Sie liest viel. Wie wäre es mit einem Bücherclub? Ich bezweifle, dass sie ihr dahin folgen werden", warf Finn ein. Ich wusste, wen er damit meinte. Und er hatte vollkommen recht. Kate hatte sich nie so sehr für Bücher begeistern lassen wie ich es tat. John würde nie etwas mit mir machen, wenn Kate nicht dabei war. Also war ich auf der sicheren Seite. Und Mrs. George würde nicht einmal merken, dass ich später nach Hause kam.

„Ich glaube, das würde funktionieren", sagte ich schließlich. Hoffentlich würden sie mir verzeihen, dass ich weniger Zeit mit ihnen verbrachte.

„Gut, dann hätten wir das geklärt. Hast du sonst noch Fragen?", sagte Mr. Summer zufrieden.

„Ach, jetzt lass sie doch auch mal Luft holen. Ich denke, für heute hat sie genug gehört. Und es wird langsam auch Zeit, dass sie nach Hause kommt. Es ist schon dunkel draußen." Claire warf ihrem Mann einen Blick zu, der ihn eindeutig zum Schweigen bringen sollte. Ich war ihr sehr dankbar, denn sie hatte recht. Es war bereits spät und die Zeit ist wie im Flug vergangen. Und ich war müde.

„Finn, würdest du Tori nach Hause fahren?", fragte sie.

„Sicher." Er stand auf und bedeutete mir, es ihm gleich zu tun. Als wir den Raum verließen verabschiedete ich mich von allen und bedankte mich für das Essen. Dann betrat ich wieder das Labyrinth aus Fluren und Türen bis wie endlich am Auto ankamen.

Als wir im Auto saßen und Finn den Wagen aus der Parklücke manövrierte, sprach ich aus, was ich ihn fragen wollte.

„Finn. Kann ich dich um etwas bitten?"

„Kommt darauf an, was es ist. Sag an."

„Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich immer mitnehmen willst, aber ich glaube nicht, dass ich in der Schule einfach so in dein Auto steigen kann. Dazu gibt es zu viele Leute, die Fragen stellen würden und also...", versuchte ich zu erklären. Aber ich wusste nicht, wie ich das ausdrücken konnte ohne, dass es komisch klang.

„Ich verstehe. Die Äffchen. Soll ich dann in einer dunklen Gasse auf dich warten, oder wie?" Er schien es zum Teil zu verstehen, aber so ganz nun auch nicht. Dazu klang seine Stimme gerade viel zu sarkastisch.

„Soweit würde ich nun auch nicht gehen, mir würde es reichen, wenn du zwei Blocks entfernt wartest. Kate soll mich auch nicht sehen. Das würde sie mir echt übelnehmen."

„Wieso sollte sie das?", fragte er sichtlich verwundert.

„Bist du echt so blind?", warf ich ihm an den Kopf. So wie sie ihn Löcher in die Seite gestarrt hatte, würde es an ein Wunder grenzen, wenn er das nicht gesehen hatte.

„Oh." Das war alles. Mehr brachte er nicht zustande. Er musste wirklich blind gewesen sein.

„Sie ist meine beste Freundin und ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn sie mich mit dir zusammen sieht und die falschen Schlüsse zieht. Und erklären darf ich es ihr ja auch nicht."

„Und wenn du ihr erzählst, dass wir zusammen zum Buchclub gehen?", erwiderte er nach einigen Sekunden des Schweigens.

„Dann würde sie bestimmt mitkommen wollen. So wenig sie sich auch für Bücher interessiert, hat sie dafür eine unglaubliche Neugier. Und es würde die Äffchen unnötig auf uns lenken", antwortete ich.

„Du machst es mir auch nicht leichter. Dann machen wir es eben so, wie du es willst." Finn fuhr ohne ein weiteres Wort los.

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Hallihallöchen,

und schon bin ich wieder da :) Tatsächlich habe ich einiges zusammenbekommen, auch wenn das Kapitel diese Woche etwas sehr knapp ausfällt - die nächsten Kapitel werden wieder etwas länger ;) (Das hat eher damit zu tun, dass ich im Fließtext schreibe und im Nachhinein trenne, was in welches Kapitel passt.)

Viel Spaß beim Lesen!

Ps: Ich ziehe in Erwägung ein weiteres Kapitel diese Woche hochzuladen ;)

Oblivia - Die VergessenenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt