Broken Guy

15. Sorgenkinder

Am nächsten Morgen war Paddy angespannt. Er wartete im Flur bei der Ärztin. Die Dinge die Abend passiert sind hatten ihre Spuren hinterlassen. Seelisch wohl mehr als Körperlich. Nervös spielte er mit dem Becher und vernahm Vio die sich vor ihn stellte und was in die Hand drückte. Unglaubwürdig sah er auf das Kondom. "Ich halte mich an Abmachungen!", meinte sie nur und Paddy steckte das gefüllte Kondom in seine Jogginghose. Er schluckte und fing unbewusst an zu zittern. Wie konnte man nur so einkalt sein und ohne Rücksicht auf Verluste sein Ding durchziehen. Aber war er die letzten Jahre besser? Zumindest hatte er sich nie Sex erzwungen und oder Dinge verlangt, mit denen das Gegenüber nicht einverstanden war. Aber war es wirklich gegen seinen Willen? Er ist gekommen, hieß das nicht es gefiel ihm auch? "Patrick sie können!", wurde er aus dem Gedanken gerissen, als die Ärztin ihn aufrief. Er stand geschickt auf und musste vor der Toilette seine Jacke ausziehen und ihm wurden die Taschen kontrolliert ehe er in die Kabine konnte. Er zitterte und seine Nerven lagen blank. Er weinte und verschloss den Becher mit dem Fremden Urin im Becher. 

Paddy verzog sich in ein ihm Wohl bekanntes Zimmer. Er schluckte und sah das sie Klinik wohl immer noch die alten Instrumente hatte. Vorsichtig setzte er sich und unterdrückte den leichten Schmerz den er verspürte. Er strich über den Bass, den Claire früher gespielt hatte und musste Schlucken. Auch die Gitarre, die er der Klinik geschenkt hatte, stand daneben. Seine Blicke waren leer, füllten sich aber mit Tränen. Hier hatte er das Lied für seine Geschwister aufgenommen. Claire hatte ihn gedrängt und den Bass übernommen und auch die anderen Demos sind hier entstanden. 

Stefan stand an der Tür und beobachtete Paddy, der noch schlechter aussah wie bei der Aufnahme. "Erinnerungen?", durchbrach Stefan die Stille und Paddy stellte die Gitarre wieder auf den Ständer. "Ihr braucht neue Saiten!", meinte Paddy nur monoton. "Leider nutzt kaum noch einer die Musikangebote. Wenn überhaupt nur welche von Andreas Station. Ich konnte noch keinen mit Suchtproblemen dazu bewegen!", erklärte Stefan und setzte sich zu Paddy. Dieser blickte starr auf den Bass und schluckte erneut. Er schüttelte den Kopf und sah zu Boden.  "Was geht dir durch den Kopf?", setzte Stefan an. "Das tut nichts zur Sache!", antwortete Paddy leise und stand mit kurzem schmerzen wieder auf. Stefan sah ihm besorgt hinterher. Er war ja selbst nur 7 Jahre Älter als Paddy und bemerkte das er sich wirklich verändert hatte und irgendwas schien in ihm noch mehr zerbrochen zu sein. 

Stefan klopfte an Andreas Tür und vernahm eine Stimme, die er nur zu gut kannte. Claire sah ihn lächelnd an und er nahm ebenso Platz. "Alles gut bei dir?", fragte er und sie nickte leicht. Ihre Augen waren dunkel, aber sie schien ihr Gewicht zu halten. "Das freut mich!", meinte er und versuchte auch ein Lächeln. Er sah Andrea durchdringend an, die unbemerkt den Kopf schüttelte. "Hast du den Brief abschicken können?", fragte Claire ihn und ihre Blicke gingen zu Boden. "So in der Art!", meinte Stefan und musste schlucken. Wenn es nach persönlichen Empfinden ginge, würde er sie schnappen und die Beiden in einen Raum sperren. Aber das war gegen die Auflagen des Zeugenschutzprogramm, welches sie alle Unterschrieben haben. "Wir sehen uns dann in 3 Wochen wieder!", verabschiedete Andrea Claire. "Da würde ich eindeutig an meine Grenzen kommen!", seufzte Stefan, als Andrea wieder rein kam. "Ich hab schon gehört das er hier ist!", meinte Andrea und setzte sich zu ihrem Kollegen. "Er konsumiert, aber sein Test war sauber!", stieß Stefan aus und Andrea sah ihn besorgt an. "Du weisst das sie es immer schaffen was zu besorgen. Ihr müsst endlich die Undichte Stelle in Eurem Team finden!", legte Andrea ihm Nahe. Stefan nickte. Er hatte eigentlich gedacht das, als er erfahren hat das Paddy wieder kam, er sich für ihn umhörte, aber an ihn war kein Rankommen. "Andrea. Er ist gebrochen. Er hat seine Frau beerdigt und weiss das sie lebt. Seine Schwester hat grade so den Krebs besiegt und allgemein seine ganze Lebensweise bringt ihn irgendwann ins Grab. Ich komme nicht an ihn heran und heute habe ich was in seinen Augen gesehen, was mich zusammen zucken lässt!", sprudelte es aus ihm raus. "Ich würd die am liebsten in einen Raum sperren!", fügte er noch hinzu. Andrea nickte. "Du weisst das wir das nicht dürfen! Sie sind sich eh schon viel zu nahe, wobei wir nicht beeinflussen können, das sie sich zufällig sehen!", bestätigte Andrea ihn. "Das würde ihn zusammenbrechen lassen!", meinte Stefan und wusste genau worauf hinaus Andrea wollte. "Immer noch und immer wieder unsere Sorgenkinder!", fügte er noch hinzu.