16. Der Brief

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Paddy fiel in ein erneutes Loch. Er ging Vio gekonnt aus dem Weg, ließ Gruppentherapien ausfallen, wo er ihr oder ihrem Typ begegnen könnte. Er wurde ein Schatten seines selbst und fing wieder an Steine zu sammeln, die er in seiner Hose versteckte. Er wusste das sie bei den Suchtkranken nicht darauf achteten. Er verfiel in alte Muster und zudem war er auf Entzug. 

Am Anfang der Vierten Woche telefonierte er mit Jimmy. Er wollte ihn Abhalten herzukommen und ihn zu besuchen. Er hatte Angst zusammen zu brechen wenn er kam. Aber er ließ es sich nicht nehmen, Was Paddy nicht wusste, er war nicht alleine nach Los Angeles gekommen. Er besuchte ihn aber alleine und wollte sich erst vergewissern wie es ihm gehen würde. 

Bei der Einzeltherapie war er noch stiller als sonst und sah immer wieder nervös auf die Uhr. Jimmy wollte heute kommen und er versuchte immer noch einen Weg zu finden ihm nicht zu begegnen. Anfang der Woche hatte er wieder ein Zusammentreffen mit Vio und ihrem Typen und auch wenn er sich deutlich mehr wehrte, waren sie Überlegen. Paddy schämte sich. Er war mit 40 nicht in der Lage sich zu wehren und fühlte sich als Versager und Schwächling. "Ärger gehabt?", fragte Stefan ihn und deute auf das Blaue Auge. "Meinungsverschiedenheit!", drückte Paddy raus und Stefan legte seinen Block zur Seite. "Du weißt das du sowas melden kannst!", meinte er und Paddy sah ihn an. "War meine Schuld, also melde ich mich selbst oder wie?", gab Paddy pampig zurück. Stefan wusste durchaus wie es unter den Suchtkranken abgehen konnte, wusste aber auch, dass Paddy nicht der Typ für Gewalt war. "Kann ich gehen!?", fragte Paddy und sah Stefan an, dieser dann nickte. 

Nach dem Essen kam ihm, wie die ganze Wochen zuvor, dass Essen wieder hoch. Er merkte das er ausmergelte und erhoffte sich dadurch noch noch weniger da zu sein. Ihm kamen die Worte von Claire in den Kopf. Sie hatte aufgehört zu essen, weil sie unsichtbar sein wollte. Jetzt konnte er es verstehen. Aber mit dem Unterschied, dass er ein Mann war und einfach ein Schwächling war, der sich nicht wehren konnte. Bei ihr war es damals verständlich. Sie war ein Kind und junge Frau. Und auch hier wurde ihm Bewusst, das er da auch schon ein Schwächling war. Sie war mit ihrer Gemeinsamen Tochter schwanger und hatte sie nicht schützen können vor einem erneuten Übergriff ihres Stiefbruders. Ihm kam mittlerweile die Galle hoch, alleine den Gedanken daran. 

Unter die Dusche stellte er sich schon gar nicht mehr, da er wusste, dass dieser der Unsicherste Ort war und er wieder hilflos ausgeliefert gewesen wäre. Es war das selbe Spiel, nur das er diesmal clean war und nicht irgendwelche Mittel untergejubelt bekommen hatte. Aber auch hier war es wieder so, das Vio dabei ganze Arbeit geleistet hatte und er zum Höhepunkt kam.

Im Zimmer warf er seiner Gitarre immer wieder eine Blick zu, selbst diese schien nach ihm zu schreien und ihm Vorschriften zu machen. Das einzige was er wieder kontrollieren konnte war das Essen, bzw. das nicht Essen. Er griff nach dem Brief und nahm ihm aus dem Umschlag. Alleine Ihre Schrift ließ ihn zittern. 


Patrick...

Mir ist durchaus bewusst, dass du die Dinge nicht verstehen kannst. Wenn du diese Zeilen ließ, weiß ich das du dir im klaren bist das ich noch lebe. Glaube mir, ich hatte keine Andere Wahl. Ich hätte Euch alle nur in Gefahr gebracht. Als mein Bruder mich erneut Kontaktierte und nun auch mein Stiefvater vor der Tür stand, wusste ich es gibt keinen Anderen Weg. Er hätte Euch weh getan, den Mädchen hätten sie beide Dinge angetan, die ich keinem Zumuten konnte. Ich musste diesen Weg gehen, weil ich wusste sie sind besessen davon mich immer wieder aufzusuchen. Ich konnte jedes Jahr sehen das es den Kindern gut geht, aber deine Besuche blieben aus. Du bist so erfolgreich mit deiner Musik, was mich wirklich mit Stolz erfüllt. Ich wusste du schaffst genau das was du dir vorgestellt hast. Mein Stiefvater verweilt nicht mehr unter uns und nachdem ich rausgefunden habe, das Jimmy einen Privaten Ermittler eingeschalten hatte, war mir klar das dieser darauf gezielt war mich zu suchen. Ich wollte dem zuvorkommen, weiß aber nicht wann dich diese Zeilen erreichen. Ich möchte das du es von mir selbst erfährst, aber ich kann dir noch nicht weiter helfen. Nicht wenn ich weiß das nicht nur ich in Sicherheit bin. Ihr seid mir Wertvoller, als mein Leben in Freiheit. Ich musste mich gegen Euch entscheiden, aber zum anderen für Euch. Ohne mich seid ihr nicht in Gefahr. Ich liebe Dich vergiss das nicht und ich verfolge dein Weg aus meinen Goldenen Käfig.  Wenn ich noch einmal die Gelegenheit habe, dir ohne Gefahr ein Lebenszeichen von mir zu geben, dann werde ich dies tun.

Claire

Paddy schüttelte den Kopf. Er verstand die Worte nicht und er wollte diese auch nicht verstehen. "Fick dich Claire. Verdammte Scheiße... was tust du nur... Leave me alone... Ich hab kein Bock mehr auf den Scheiß!", fluchte er und weinte. Er knüllte den Brief zusammen und schmiss ihn in die Ecke des Raumes. Er war emotional endgültig gebrochen und brach in sich zusammen.

Broken GuyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt