"Mutter. Ich bin alt genug, um bei Lauren zu übernachten. Du weißt, dass ich das schon seit Jahren möchte.Warum kannst du mich nicht verstehen? Ich bitte dich. Nur ein einziges Mal."
Bettelnd starrte ich meine Mutter an, welche nur genervt ihren Kopf abwendete und die Augen zusammenkniff. Ich wusste, dass dies kein gutes Zeichen war.
"Verdammt nochmal! Ich bin 17 Jahre alt und ich darf nicht einmal bei einer Freundin übernachten? Komm schon, dass kann nicht dein Ernst sein.", versuchte ich die Ungerechtigkeit des Ganzen zu unterschtreichen.
Doch damit hatte ich meine Absicht weit verfehlt.
"Ich habe es dir bereits schon einmal gesagt und dabei bleibt es auch. Nein. " Fassungslos musste ich mit ansehen wie meine Mutter aufstand und mich mit einem letzten Blick bestrafte. Mist. Das durfte doch nicht wahr sein. Schnell kramte ich mein Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer meiner besten Freundin mit gemischten Gefühlen."Wer auch immer gerade stört, ich habe keine Z-"
"Lauren ich bin's", unterbrach ich sie in ihrem Redeschwall.
"Ich habe es dir doch gesagt. Aussichtslos."
"Du meinst etwa deine Mom lässt dich nicht? Aber Kate, du musst lernen, dich durchzusetzen."
Angestrengt lauschte ich ihrer Stimme und unterbrach sie.
"Du kennst doch meine Mutter. Ich weiß nicht was sie gegen mich oder die Tatsache, dass ich bei dir übernachten will, hat, aber sie lässt mich nicht."
"Und was machen wir jetzt dagegen Kate?"
"Na ganz einfach", grinsend zuckte ich mit meinen Schultern, "Ich gehe zu dir".
"Und du meinst das ist eine gute Idee?".
Kritisch betrachtete ich die Wand vor mir, bis ich ihr antwortete.
"Sicher. Was soll denn schon schiefgehen?Dramatisch veranlagt, wie ich nun mal war, legte ich sofort auf. So ersparte man sich eine Menge Ärger und möglichen Widerwillen. Aber wer mich kannte, der war mir deswegen schon lange nicht mehr böse. Es gehörte nun einmal zu meiner Wesensart, alles so schnell wie möglich zu erledigen. In diesem Punkt war ich so ziemlich der exakte Gegensatz von Lauren. Ich vermutete, dass sie unter dem wohlbekannten Aufschiebersyndrom litt. Nicht das ich nicht versucht hätte, sie mit allen Mitteln voranzutreiben und zu motivieren... Doch wie sagte man so schön? Aus Fehlern lernte man bekanntlich.
Gedankenverloren schweifte mein Blick durch die Küche, in der mich meine Mutter allein gelassen hatte. Das Einzige, was man hören konnte, war das unangenehme Ticken der Uhr. Oh Verdammt. Die Uhr! Hastig stolperte ich durch den Raum und rannte den Flur entlang in mein Zimmer. In diesem Moment verfluchte ich mich für dieses Chaos. Selbst meine Mutter hatte mich schon vor einigen Monaten zur Brust genommen und mir Ihre entgültige Kapitulation angekündigt. Wo ist meine Sporthose? Fragend blickte ich umher, bis ich sie auf der Spitze des Klamottenberges, welcher sich auf meinem Stuhl befand, erspähte.
Man mochte es nicht glauben, aber selbst hinter jedem Chaos steckte ein mehr oder weniger ausgeklügeltes System. Naja... Zumindest war das meine Meinung.
Etwas unsanft stopfte ich meine Sportklamotten in die nächstbeste Tasche und erntete dafür ein missbilligendes Schnauben des Reißverschlusses und ein Ratschen, als ich halbherzig in dem Versuch diesen zu schließen, einen Faden abriss. Aber das war im jetzigen Moment kaum relevant. Meine Priorität lag auf der Tatsache, dass ich zu spät kommen würde."Mom? Fährst du mich zur Trainingshalle?" rief ich hoffnungsvoll durch das Haus. Es gab einen Moment der Stille, bis ich ein gekrächztes "Nein" aus dem Nebenzimmer vernahm. Voller Unglauben folge ich ihrer Stimme und blieb schlussendlich vor dem laufenden Fernseher stehen. "Bitte Mutter. Ich komme sonst zu spät. Du weißt doch wie streng mein Trainer ist.". Aber als ein Schulterzucken die Reaktion auf meine Bitte war, musste ich meine aufgestaute Wut herunterschlucken. Was war denn nur mit ihr los? Hastig drehte ich mich also um und machte mich auf den Weg zur Haustüre. Die Tür fiel laut in das Schloss. Zugegeben versuchte ich damit meine Missbilligung zum Ausdruck zu bringen.
Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Ich wollte und konnte ihr Verhalten nicht nachvollziehen. Klar, die Übernachtungssache war noch nie anders gewesen. Aber das mit dem Fahren? Meine Mutter war immer Feuer und Flamme, wenn es darum ging, dass ich mein Hobby verfolgte. Sie war es auch, die der Meinung war, dass Boxen und Selbstverteidigung ein wichtiger Bestandteil des Lebens sei. Im Endeffekt war ich ganz froh darüber, dass sie das so sehr wollte. Schließlich hält das Training Fettpölsterchen und Speckrollen fern, auch wenn ich manchmal erstaunt war, wie gut es im Vergleich zu meinen Essensportionen half. Erstaunt betrachtete ich das heruntergekommene Gebäude vor mir. Ich war bereits angekommen? Was war mit meiner Ausdauer passiert? Verwirrt betrachtete ich mich einen Moment von oben herab, bis ich den Kopf schüttelte und die schwere Eisentür öffnete.
"Wo bleibst du Kate? Das Training fängt in knappen fünf Minuten an. Du weißt sicherlich, dass du sonst eine Bestrafung bekommst?"
Augenverdrehend stolperte ich an Chris vorbei.
"Ja ich weiß. Warum hältst du mich dann noch auf?"
Mit diesen Worten eilte ich in die Kabine und wechselte meine Kleidung in Rekordzeit.Triumphierend stieß ich die Hallentür auf und begegnete zehn Augenpaaren, die mich teils belustigt und teils argwöhnisch musterten. Naja und dem Gesicht von meinem Trainer. Seine Arme waren demonstrativ verschränkt und seine Mimik zierte eine säuerliche Miene. Vorsichtig tapste ich nach diesem Anblick mit einem schuldbewusstem Ausdruck in die kleinere Menschenmasse und erhielt dadurch den trügerischen Schein einer nicht existieren Tarnung. Dachte ich zumindestens.
"Ah! Da ist sie ja endlich. Kate. Möchtest du uns nicht erläutern, weshalb du zu meinem Training zu spät kommst?" erklang die messerscharfe Stimme von Tom. Seine verbale Äußerung war begleitet von Spott.
Kurz stockte mir dem Atem, bis ich mir vornahm, meine Rechte zu verteidigen und heute mal nicht als das Opfer abgestempelt zu werden. Also verließ ich die sichere Zone und trat vor den Menschen, welcher sich vor einigen Minuten ein neues Lebensziel gesetzt hatte. Die totale Vernichtung meiner Wenigkeit."Nun ja... Um genau zu sein, bin ich ja garnicht zu spät" versuchte ich mich zu rechtfertigen. "Es ist noch eine Minute bis halb, sehen sie?" Schnell zeigte ich mit meinem Finger auf die kleine Uhr am Ende der Turnhalle und fuhr mit meinem Monolog fort. "...also sehe ich keinen Grund darin, mich zu erklären. Vielen Dank." Oh je. War das zu frech?
Blitzartig verschwand ich wieder hinter Greg, einem Riesen. Er hatte den gigantischen Vorteil, dass man sich gut hinter ihm verschanzen konnte. Nicht, dass ich das jemals gemacht hätte. Bei Partnerkämpfen, hielt ich dann trotzdem respektvollen Abstand. Meistens traf es Jerome. Er war ein ziemlicher Freak und konnte sich überall reinhacken. Er lebte buchstäblich für Zahlen. Ja..Zahlen.
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Devilish Game
FantasyKate lebt ein tristes Leben auf der Erde, bis ihre Mutter sie durch eine schockierende Tat in die Hölle befördert. Dort scheint ihr Leben jedoch sehr chaotisch zu sein und plötzlich steht sie vor einer wichtigen Aufgabe. Sie muss sich zwischen Himme...