♣ Wölfe ♣

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"Komm schon, du kannst das!" Schweigend betrachte ich mein Spiegelbild im See. Nein, ich kann nicht einfach zurück gehen! Doch... ich muss. Warum muss eigentlich alles so schwer sein? Werden sie mich überhaupt noch wiedererkennen? Ich meine, lange war ich ja noch nicht hier. Erst seit meiner Rettungsaktion vor diesem möchtegern Teufel. Missbilligend runzel ich die Stirn. Hab ich mir das alles ausgesucht? Nein. Ich denke, das habe ich nicht. Also wer kann mich zwingen, mein Schicksal anzutreten? Vielleicht die Frau aus meinem Traum? Mein Onkel? Rub-
Halt Stopp! Warum denke ich schon wieder an diesen Idioten? Kann doch nicht wahr sein. Er ist einfach nur nervig. Wie eine Zecke, die sich an einen hängt, um einen alle Nerven rauszusaugen. Ein kleines schwarzhaariges Monster mit eisblauen Augen. Zu meinem Leidwesen muss ich sagen, dass er mit seinem Aussehen genau in mein Beuteschema passt. Was nicht bedeuten soll, dass ich auf ihn stehe, immerhin ist sein Charakter nicht gerade das Gelbe vom Ei. Am besten halte ich mich von ihm fern. Nickend starre ich in die Ferne. Ja das wäre das Beste.
"Ernsthaft, Ruben! Ich verstehe nicht, weshalb du dich so verausgabst. Wegen dem da, was sich, warum auch immer, feige im Wald versteckt."
Sofort halte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der die weibliche Stimme kommt.
"'Das' hat einen Namen. Sogar einen wunderschönen, im Gegensatz zu dir Jorana. Ich verstehe dein verdammtes Problem nicht. Sie wird uns retten! Verstehst du das nicht? Oder warte...Ich glaube, du willst das alles nicht verstehen. Und warum? Weil du eifersüchtig bist. Bevor sie kam warst du immerhin Gesprächsthema Nummer eins. Und jetzt ist sie es eben. Komm damit klar", ertönt seine Stimme mit einem Hauch Wut. Erstaunt reiße ich meine Augen auf. Ruben verteidigt mich? Dass ich das nochmal miterleben darf. Mit Anlauf renne ich auf einen Baum zu. Bevor ich wieder abrutschen kann, greife ich nach einem stabilen Ast und ziehe mich nach oben. Zum Glück war mir gestern so langweilig, dass ich noch ein bisschen rum experimentiert habe. Dabei ist herausgekommen, dass ich dem Anschein nach eine begabte Kletterin bin. Naja... Immerhin klatsche ich nicht auf den Boden, wenn ich dann mal oben bin. Das ist doch schonmal positiv, richtig?
Vorsichtig setze ich mich dann hin und hoffe, dass es sich hierbei nicht um einen Ast mit Dornen handelt. Leises rascheln ertönt. Ein Hecheln. Ein ungeduldiges Schnaufen. Suchend blicke ich mich um und lande dann bei der Wolfsmutter, die mit glitzernden Augen zu mir nach oben schaut. Verwundert setze ich mich gerade hin. Was will sie von mir? Plötzlich legt sie sich auf den Bauch und zeigt mir diesen. So wie ich das mitbekommen habe, bedeutet das, dass die Wölfin mir vollkommen vertraut. Doch woher kommt das Vertrauen? Weil ich den Welpen gerettet habe? Seufzend rolle ich meine Schulter. Okay... Dann geht es eben noch einmal den Baum herunter. Unten angekommen drehe ich mich zu ihr. Mittlerweile ist sie aufgestanden und zupft spielerisch an meinem Kleid. Würde ich nicht wissen, dass man es nicht zerstören kann, wäre ich ausgeflippt. Aber ich habe durch eigene Erfahrung herausgefunden, dass dieses Kleid unkaputtbar ist. Vorsichtig tätschel ich das weiche Fell der Wolfsdame. Wo ihr Rudel bloß ist? Wölfe leben doch im Rudel... Nachdenklich setze ich mich an einen Baum und lehne mich gegen die Rinde, worauf sich die Wölfin neben mich gesellt. "Wo ist nur dein Rudel?", skeptisch betrachte ich die zwei blutenden Krallenspuren an ihrer Flanke. Als hätte sie meinen Blick gespürt, dreht sie sich gänzlich zu mir um. Winzelnd kauert sie sich auf den Boden, woraufhin ich ihr beruhigend über den Kopf streichel. Erschrocken weiche ich nach hinten und haue mir den Hinterkopf an, als ich einen Druck in meinem Handgelenk spüre. Was jedoch noch gruseliger ist, ist das, was gerade vor meinen Augen passiert. Die zwei blutigen Spuren des Wolfes vor mir verschwinden, als wären sie nie da gewesen. Aber wie geht das? Ich muss doch erst einen Tropfen Blut auf ihre Wunde geben. Der Wolf jedoch scheint nicht sehr überrascht zu sein. Die einzige Reaktion die er zeigt ist, dass einknicken mit einer Vorderpfote, so als wolle er sich verbeugen und rennt dann weg.
Wenig später weiß ich auch wieso, denn in dem Moment, als der Wolf im nächsten Gebüsch verschwunden ist, kommt ein nicht sonderlich begeistert aussehendes Mädchen auf die Lichtung gelatscht. "Ru? Wir finden sie nicht. Können wir jetzt wieder gehen?", genervt aufsäufzend überkreuzt sie die Arme und bemerkt mich dabei nicht einmal.
Schnaufend betritt Ruben die Lichtung und schaut das Mädchen vernichtend an. "Wie oft soll ich dir das noch sagen, nenn mich nicht so! Und nein! Wir bleiben solange, bis wir sie gefunden haben, verstanden?" Von Jorana ist kein Laut mehr zu vernehmen, da sie mit bleichen Gesicht wie erstarrt auf mich schaut. Ruben, der anscheinend auf ein 'Ja' wartet, dreht sich dann auch um und rennt dann auf mich zu. "Bist du das? Hey Kate! Du sieht toll aus. Nicht, dass du vorher nicht gut aussahst aber -wie auch immer. Lass uns gehen. Wir haben wegen deiner peinlichen Panikattacke den Befehl bekommen, dich zu suchen. " Sein Mienenspiel wechselt von besorgt zu emotionslos. Komischer Junge. Aber peinliche Panikattacke? Soll er doch einmal Flügel bekommen und versuchen sich wie ein kleiner Junge darüber zu freuen. Denn das ist schon ziemlich ungewöhnlich. Jedoch muss ich zu seiner Verteidigung sagen, dass er die garnicht sehen kann. Immerhin kommen meine Flügel nur zum Vorschein, wenn ich sie wirklich benötige. Danach verschwinden sie wieder. Nickend stehe ich dann auf und laufe auf das Mädchen zu, welcher ich den Mund zudrücke. Das habe ich auch bei meinem Verfolger in der Unterwelt gemacht. Schmunzelnd schnippe ich ihr dann mit meinem Finger gegen die Stirn worauf sie, ohne ein weiteres Wort zu sagen, Ruben hinterherläuft. Ich bilde das Schlusslicht. So kann ich noch die funkelnden Augen der Wölfin betrachten, die die beiden Fremden mit misstrauischen Blicken durchbohrt. Dann trifft mein Blick ihren. Aus einem Reflex heraus, nicke ich ihr zu, drehe mich um und beeile mich den beiden zu folgen.

Devilish GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt