Piep piep piep...
Genervt rolle ich mit meinen Augen und versuche mit geschlossenen Augen das nervige Geräusch zu orten. Wo bin ich nur? Die Luft hat sich verändert. Sonst war sie immer stickig, jetzt hingegen bläst eine kleine Brise frischer Herbstwind durch meine Haare. Genüsslich atme ich tief durch. Solch gute Luft habe ich schon lange nicht mehr gerochen. Leise ertönt das geklimpere eines Windspiels unmittelbar neben mir. Eigentlich will ich noch eine Weile diese angenehme Stille genießen, jedoch zwingt mich meine Neugierde, die Augen zu öffnen. Blinzelnd schaue ich mich um. Ich liege mitten in einem Raum auf einem Bett. Neben mir steht ein Glas Wasser, sowie ein Tablett voller Snacks. Glückselig gähne ich einmal. Ich muss hier doch im Himmel sein. Vorsichtig schiebe ich die weiche Decke von mir und berühre mit meinen Füßen den angenehm warmen Boden. Als hätten sie eine Fußbodenheizung eingebaut... Alles begutachtend laufe ich durch das hell und freundlich ausgestattete Zimmer und komme dann in eine riesen Halle. Verdutzt stehe ich einige Minuten an der selben Stelle, bis ich mich entscheide meinem Orientierungssinn mal auf die Sprünge zu helfen. "Lady?" Erschrocken kreische ich auf und springe einen Satz nach hinten. Heilige Scheiße... Was muss der sich auch so anschleichen? Während ich mich also erstmal sammeln muss, steht mir ein Junge gegenüber und schaut mir mit solch einer Ruhe in die Augen, dass ich mich fühle, als hätte ich die Zeit der Welt. Treubrav steht er vor mir und wartet seelenruhig auf mein Herz, welches sich mal wieder beruhigen könnte.
"Ja? Was gibt's?" stirnrunzelnd latsche ich dem Jungen hinterher, der mir anstatt zu antworten ein Zeichen zum Folgen gegeben hat. Nach einer Weile kommen wir dann vor einer einfachen Tür zum stehen. Was ich nicht bedacht habe, dass er einfach abhaut und ich mich so gezwungen fühle durch die Türe zu spazieren. Nickend spreche ich mir selber Mut zu. Immerhin weiß ich nicht was sich dahinter befindet. Im Prinzip könnte es alles sein. Kopfschüttelnd über meine, unter Verfolgungwahn leidende Gedanken, gehe ich rein aus Protest einen Schritt auf die Tür zu und greife nach der Klinke. Jedoch komme ich erst garnicht so weit, denn mir kommt jemand zuvor. Die Tür wird zum Glück nach innen, und nicht nach außen hin geöffnet. Sonst hätte ich ein eher mittelschweres Problem gehabt. Mit ausgebreiteten Armen steht ein Mann vor mir und winkt mich dann näher. Ist das wirklich eine so gute Id-.. Und schon hat er mich zwischen seinen Armen liegen. Da hätte er genauso einen Stock umarmen können. Vielleicht hätte dieser ja sogar noch ein wenig mehr Gefühle gezeigt. Zum Beispiel hätte er geknackt. Was weiß ich. Es ist nun mal so, dass ich Umarmungen echt ätzend finde. Was habe ich von einer Umarmung? Außer einen Schweißgeruch in der Nase und Nackenschmerzen wenn die Person mal wieder größer ist als ich. Was wohlgemerkt, nicht gerade selten vorkommt. Immerhin gelte ich mit meinen knappen 169 cm zur Gattung Zwerg. Im Gegensatz zu dem noch unidentifizierten Lebewesen vor mir. Ich kann von Glück sprechen als er mir endlich genügend Freiraum zum Abhauen bietet. Verwirrt beobachtet der alte Mann meinen Befreiungsbesuch. "Nun gut. Verzeihe meinen kleinen Anfall von gerade eben. Wie es mir scheint, ist dir das Umarmen zuwieder. Aber das macht nichts. Was wäre ich denn für ein schrecklicher Onkel, wenn ich deine Gefühle verletzten würde. Also Kate. Fühl dich wie zuhause." erst einmal den Onkel Fakt übergehend verschränke ich meine Arme. "Dann muss ich dich hiermit leider aus dem Zimmer schmeißen. Ich hasse nämlich Besuch."
Entgegen meiner Erwartung fängt er herzhaft an zu lachen was sich kurz zum anmerken, ziemlich niedlich anhört. Ich dagegen, habe leider die schlimmste Lache allerzeiten abbekommen. Vielleicht ist das ja auch ein Grund, weshalb ich lieber ernst bin. Ernst schauen kann ich immerhin. Aus diesem Grund erlaube ich mir nur kurz, mit den Mundwinkeln nach oben zu zucken. Als der sympathische Herr dann mal Luftmangel bekommt, hört er auf zu lachen und betrachtet mich stolz.
"Setz dich doch Kindchen". Gespielt entsetzt von sich selbst, es vergessen zu haben mir den Platz anzubieten, schlägt er sich auf die Stirn und deutet einladend auf den Sessel vor mir. Natürlich bin ich viel zu sozial dieses Angebot abzulehnen. Gemächlich lasse ich mich dann reinplumsen und hoffe innerlich auf eine neue Nahrungsquelle. Es kommt mir nämlich nach meinem Geschmack, in letzter Zeit etwas zu oft vor, dass ich irgendwo aufwache und neue Menschen mehr oder weniger unfreiwillig kennenlerne. Aber jetzt kann ich die Gunst der Stunde nutzen um Antworten zu bekommen.
"Was ist mit Silvan passiert?" platzt es sofort aus mir raus.
Irritiert runzelt der Mann vor mir die Stirn. "Was denn für ein Silvan? Als wir kamen, hatte Lucifer eine Klinge an deine Pulsader gesetzt um dich so umzubringen."
Leicht geschockt starre ich ihn an. Umbringen? Lucifer? Was? Ich bin doch nicht blöd, es war eindeutig Silvan. Das habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen. Aber warum wollte Silvan mich umbringen?
"Weshalb wollte Silvan mich umbringen? Er hatte gar keinen Grund dazu."
Überlegend betrachtet er mich.
"Ich sagte doch bereits, dass Lucifer der Schuldige ist. Eine Sekunde später und du wärst tot. Naja höchstwahrscheinlich. Er wollte dich deiner Magie berauben. Sicherlich weißt du schon welche Art er beherrscht ?"
"Schwarze Magie" bringe ich mich nickend mit ein.
"Jedenfalls besitzt du genau die gegenteiligen Fähigkeiten. Er kann Menschen töten, du kannst sie heilen. Er verflucht Sie, du rettest sie. Damit kommt er nicht zurecht und versucht jetzt an deine Begabung zu kommen. Deshalb wirst du jetzt hier im Himmelsreich, Kampfunterricht erhalten. Ich lasse meine Nichte doch nicht einfach tatenlos in ihr Unglück laufen."
Ich bin seine Nichte? Ich bin also direkt aus der Hölle in den Himmel geschleppt worden. Was kommt als nächstes?
"Nichte?" wiederhole ich dann einige Zeit später langsam.
Der Mann, welcher dem Anschein nach mein Onkel ist, versteht den Wink mit dem Zaunpfahl und beantwortet die unausgesprochene Frage mit einem "Nicht heute".
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Devilish Game
FantasyKate lebt ein tristes Leben auf der Erde, bis ihre Mutter sie durch eine schockierende Tat in die Hölle befördert. Dort scheint ihr Leben jedoch sehr chaotisch zu sein und plötzlich steht sie vor einer wichtigen Aufgabe. Sie muss sich zwischen Himme...