Das Erste, was ich heute nach dem Augen öffnen tue, ist weinen. Darüber, dass ich entgegen meiner Hoffnung gestern, noch immer am Leben bin. Hat denn niemand mit mir Erbarmen? Nicht mal die Tatsache, dass Amanda mir jeden Tag ein Stückchen meiner Erinnerungen gibt, muntert mich auf. Sogar im Gegenteil. Ich kann mich an meine 'Mutter' erinnern. Ich kann mich daran erinnern, dass mein angeblicher Vater abgekratzt ist und an meine wundervolle Freundin. Also ist mein Leben alles in einem -außer Lauren natürlich- für den Arsch. Natürlich gibt es dann doch andere Dinge...Zum Beispiel der Tag, der versuchten Ermordung. Toll...von meiner Mutter und einem anderen Hund erwürgt. Nennt es Glück oder nicht... Mittlerweile tendiere ich zu nichts, aber damals hat Lucifer beide umgebracht und mich zu Silvan gebracht, worauf Silvan sein Bestes tat, um mich wieder Ganz zu bekommen. Hätte er es mal lieber sein lassen. Auf eine Fussel starrend, knabber ich an meinen Haaren. Die wollen mich hier verhungern lassen. Sogar meine Fingernägel sind schon komplett abgekaut. Schrecklich, ich weiß. Jedoch bleibt mir keine Möglichkeit, als das zu essen, was mir bereitsteht. Bin ich bereit zu sterben? "Ah verdammt, ihr kleinen Pisser! Nehmt eure dreckigen Pfoten von mir. Ahhh! Pass doch auf, du Pfosten. Hey man. Ich kann auch alle-Kate? Oh mein Gott, Kate...Bist du das?" Müde hebe ich meinen Blick, worauf ein Nackenmuskel protestierend knirscht. Wirklich... Ich wäre sogar überrascht Lucifer hier zu sehen, jedoch habe ich keine Kraft mehr, um meine Augen komplett zu öffnen. Durch Schlitze betrachte ich dann also den komplett geschockten Lucifer vor mir, der gleichzeitig versucht die Gitterstäbe zu durchbrechen und anderweitig von den beiden Aufsehern brutal nach hinten gerissen wird. Mir ist das alles egal. Weshalb sollte ich denn froh sein, ihn zu sehen? Es gibt keinen Grund. "Hörst du mich, Kate? Hey-fass mich nicht an, habe ich gesagt! Was haben sie dir nur angetan? Antworte doch. Weshalb bist du hier? Du solltest in einem goldenen Thron sitzen und nicht hier so... so halbtot", hauchend stiert er in meine Augen. Zumindest glaube ich das. Vielleicht ist er ja auch garnicht hier. Sein Wiederstand lässt nach, als ich plötzlich husten muss. Natürlich ist ihm das Produkt, genauso wie den beiden anderen Wachen nicht entgangen. Mein Blut, das jetzt auf dem Boden klebt. Lucifers Geschocktheit wird sofort ausgenutzt. Brüllend windet er sich in den Armen, die ihn wie Schraubstöcke fixieren.
"Jetzt halt deine Fresse! Sie sitzt hier weil sie versucht hat, sämtliche Leute umzubringen. Nur mit Hilfe unserer Leute konnten wir sie bezwingen! Und jetzt sitzt sie hier für ihre Taten. Leben für Leben. Klingt fair nicht?", amüsant blitzen die Augen des Einen in meine Richtung. "Und die sollte unsere Rettung sein. Stell dir das mal vor. Dabei hat sie versucht, uns umzubringen. Es ist das Beste, sie einfach um die Ecke zu bringen. Was sagst du dazu, Ausgeburt der Hölle? "
Überrascht und ein bisschen schadenfreudig grinsend schaut der Teufel in meine Richtung.
"Was ich dazu sage? Ich bin stolz auf dich, Kleine. Du hast endlich mal was richtig gemacht. Wenn du mir schon nicht deine Fähigkeiten geben willst, musst du es halt erledigen. Ich habe kapiert, dass es deine Magie ist. Lass uns zusammen arbeiten, Darling. Was meinst du? Du und ich? Hört sich doch nach einem guten Team an."
Gebannt lausche ich seinen Worten. Plötzlich fühle ich mich wieder lebendig, wie neu geboren. Lucifer hat mir für eine kleine Zeit Lebensenergie gegeben. Sofort schaue ich zum Verursacher. Grinsend blicke ich in seine Augen. Dann nicke ich begeistert. "Ja". Ebenfalls begeistert nickt er in meine Richtung.
Was habe ich schon zu verlieren? Entweder er oder der Tod.
Mit Gewalt wird er gegen die Gitterstäbe meiner Zelle gedrückt.
"Hier wird kein Pakt mit dem Teufel geschlossen. Ihr beide werdet schmoren, keiner kommt hier mehr lebendig raus.", lacht der ältere der beiden hämisch. Jedoch habe ich nur Augen für das Prachtexemplar vor mir, der sich heimlich auf die Lippen beißt, um nicht laut loszulachen. Ohne das ich es will, zuckt auch mein Mundwinkel nach oben. Oh Lucifer...was hast du vor? "Wir sehen uns Baby.", mit diesen Worten quetscht er sein Gesicht durch die kalten Gitterstäbe und drückt mir einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn. Natürlich bin ich ihm entgegengekommen, sonst hätte er sich verrenken müssen. Immerhin ist er keine Giraffe.
"Der Kuss war zwar ganz nett gemeint, hält aber vorallem alle bösen Geister von dir fern. So kannst du keinen Schmerz spüren.", schon wird er wieder weitergezogen. Warte mal...
"Weshalb sollte ich Schmerzen spüren? Du hast mir doch ein Stück deiner Lebensenergie gegeben."
Als würde er sich selbst gerne einmal gegen die nächste Wand hauen, bleibt er ruckartig stehen worauf die Wachen lautstark das schimpfen anfangen. "Das weißt du nicht? Ich denke du hast längst herausgefunden, dass du halb Himmel-und halb Höllenwesen bist. Auch wenn du sie nur schwach spürst, die bessere Seite rebelliert in dir. Immerhin ist es hier arschkalt.", angewiedert betrachtet er kurz die hellen und kahlen Räume, bevor er mir zuzwinkert und sich ohne weiteren Protest weiterschieben lässt. Die bessere Hälfte. Natürlich... Kein bisschen selbstverliebt. Aber eine ungeklärte Frage gibt es da noch. Wenn meine eine Seite Schmerzen verursacht, was muss dann Lucifer durchmachen? Augenaufreißend fasse ich mir an die Stirn und erinnere mich an das Gespräch mit Amanda.Es ist für sie wortwörtlich die Hölle. Wenn Himmelswesen in die Hölle gehen, sind sie unmöglichen Schmerzen ausgesetzt, bis sie daran sterben, andersrum gilt das natürlich auch.
Eins wird mir klar. Wir müssen hier weg, bevor Lucifer zu schwach ist, um ohne Hilfe hier rauszukommen.
Ich bin sowieso am Zweifeln, was er sich bitte vorgestellt hat, wie wir hier am besten abhauen können. Ich meine es ist ja nicht so, als wären wir im Himmel mit abertausenden Menschen, die es anscheinend alle auf mich abgesehen haben. Ganz geschweige davon, dass sie uns nicht zu einem Tässchen Kaffee einladen werden, sobald ich mit Lucifer durch die Gänge schlender.
"Auf ein Wort, Verräterin", erschrocken schaue ich wieder nach oben und begegne dem emotionslosen Blick von Ruben, der gleich fünf Wachen zur Sicherheit neben sich stehen hat.
Nervös muss ich schlucken und weiß instinktiv, dass dieses Gespräch in einem Disaster endet.
DU LIEST GERADE
Devilish Game
FantasyKate lebt ein tristes Leben auf der Erde, bis ihre Mutter sie durch eine schockierende Tat in die Hölle befördert. Dort scheint ihr Leben jedoch sehr chaotisch zu sein und plötzlich steht sie vor einer wichtigen Aufgabe. Sie muss sich zwischen Himme...