Devilish Game

♣ Überraschung ♣

Obwohl ich noch vor einigen Minuten stillschweigend an die Decke gestarrt habe, so siegt nach einem Moment doch die Neugier. Hat denn niemand gelernt, dass man jemanden grundsätzlich schon mal garnichts verbietet soll? Ist doch logisch, dass man dann in Versuchung kommt. Mit einem Ruck stoße ich mich aus meinem Bett und mache mich leise auf den Weg zu den Verließen. Was ich mir davon erwarte? Keinen blassen Schimmer. Es ist nur die Zeit gekommen, in der mir so langweilig ist, das ich Langeweile nicht mehr von Wahnsinn unterscheiden kann.
Das ist dann wohl ein trauriger Tiefpunkt meines Lebens, nicht wahr? Jedoch muss ich mich schnell an die nächstbeste Wand drücken, um nicht den Besitzern der vielen Füßen begegnen zu müssen. Als sie dann vorbeigerannt sind, wage ich es, um die Ecke zu linzen. Einer fängt an zu gestikulieren und da ist es das schon mit meinem Plan gewesen. Denn dieser wurde soeben zweitrangig. Die Priorität liegt erstmal darauf, meine Neugierde zu stillen und zu erfahren, was vor sich geht. Schnellen Schrittes gebe ich also Gas um die anderen hektischen Stimmen nicht zu verlieren.
"Schneller!" bellt eine Stimme befehlerisch von vorne, worauf ich nur kurz meine Augenbrauen hebe.
Was um alles in der Welt kann so wichtig sein, dass gefühlt alle zur Verfügung stehenden Soldaten antreten müssen? Und dies, nicht zu vergessen, im Eiltempo.
Mit einem Knall, der meine, in Gedanken versunkene Gestalt gehörig zusammenzucken lässt, schließt sich die Tür unmittelbar vor mir worauf ich meine Schritte wieder verlangsamere und schlussendlich vor der Tür stehen bleibe um zu lauschen.
"Soldaten! Ihr alle seid gekommen, um eure Bestimmung zu verwirklichen. Die Tat zu begehen, die einen wahren Krieger ausmacht! Ruhm und Ehre. Doch das wichtigste daran ist, euer Königreich zu verteidigen! Geht eurer Bestimmung nach, zieht in den Krieg und macht euren König stolz! Packt alles zusammen. In wenigen Tagen werdet ihr die Unterwelt verlassen und auf die Erde wandeln. So verlangt es der Gott des Krieges. Dort wo alles begonnen hat, dort wird auch alles enden. FÜR DEN KÖNIG UND UNSERE EHRE! Zeigt dem Himmel, wer die besseren Krieger sind!!"
Geschockt halte ich die Luft an und vernehme nurnoch begeisterte Jubelrufe. Hektisch stoße ich sie wieder aus und renne zurück in mein Zimmer.
Verdammte scheiße! Wäre ich nicht hinterher, hätte ich auch niemals davon erfahren! Aufgewühlt massiere ich meine Schläfen und laufe durch den Raum. Wenn ein Krieg kurz bevor steht, komme ich sicherlich zum Einsatz. Immerhin habe ich erst vor wenigen Tagen meine Ausbildung zur Kriegerin abgeschlossen. Schlagartig verkrampfen sich meine Hände. Was passiert wenn ich Ruben oder meinem Onkel gegenüber stehe? Werde ich auf meinen Verstand oder mein Herz hören? Ich kann sie nicht einfach töten! Entschlossen nicke ich. Falls ich den beiden begegnen sollte, verdrücke ich mich einfach wieder und widme mich einem anderen.
Wie auf's Stichwort klopft es an meiner Tür, worauf Luc seinen Kopf durch die Tür steckt. Gespielt freudig klatsche ich in die Hände und begrüße ihn mit einem Lächeln. "Lucifer, was verschafft mir die Ehre?"
Kurz runzelt er die Stirn, betrachtet mich einen Moment aufmerksam, bis er schließlich "Eine Reise" antwortet. Ungläubig verziehe ich mein Gesicht. "Eine Reise?" Ein Krieg ist doch keine Reise! Verdammt nochmal. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien, weshalb hier niemand fähig ist, mir einfach einmal keine Lügen oder die verschönigte Wahrheit aufzutischen. "Wir besuchen die Erde. Ich dachte mir, dass du vielleicht mal wieder deine Heimat sehen willst."
Äußerlich nicke ich nur begeistert während mein Inneres rebelliert. Für wie dumm hält er mich eigentlich? Na warte...
"Und was sollen dann die ganzen Soldaten?" unschuldig streiche ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und betrachte Lucifers Mienenspiel. Für eine Sekunde ist sie verrutscht. "Welche Soldaten?"
Mir ein Grinsen unterdrückend, gähne ich und genieße einen Moment lang die Stille und seine Unsicherheit. "Na die, die uns begleiten. Warum so viele? Was hast du vor?"
"Ich? Ich habe nichts vor! Nur wollten sie alle mit. Immerhin ist es nicht nur deine Heimat Kate. Außerdem dienen sie als Schutz für dich und mich." beruhigend schaut er mir in die Augen, aber spricht es aus, als wäre es ein Befehl.
Oh Lucifer! Du kannst mich nicht manipulieren. In den letzten Wochen hatte ich genügend Zeit, um mir selbst beizubringen, wie man sich effektiv vor Manipulation schützt.
Bestätigend nicke ich, was ihn beruhigt aufseufzen lässt. "Es tut mir leid Kate! Aber es ist nunmal mein Imperium, das geschützt werden muss. Du wirst mir dabei helfen. Sorry Darling. Aber selbst du und deine mickrigen Gefühle für mich, können mich nicht aufhalten. Zu schade das du niemals die Wahrheit erfahren wirst!"
Geschockt reiße ich meine Augen auf. "DU HAST DEN KRIEG ANGEFANGEN?!" sauer stürze ich aus dem Zimmer, doch bevor ich die Tür erreichen kann, schleudert mich etwas gegen die Wand.
Schmerzerfüllt stöhne ich auf.
Arschloch! Dann umgreift er meinen Hals und schaut mir in die Augen. "Du wirst alles, was in den letzten zehn Minuten passiert ist verge-" "AAAH" mit einem Schrei, taumelt er kurz nach hinten, da ich ihm einen Tritt zwischen die Beine verpasst habe. "Schlampe!" zischt er angepisst. Schneller als ich schauen kann, kollidiert seine Hand mit meiner Wange.
"Du. Wirst. ALLES. Vergessen, was in den letzten zehn Minuten passiert ist okay?!"
Sofort wird meine Miene emotionslos. "Okay". Dieses verfickte Schwein. Ich habe mich in ihm getäuscht! Er hat mich geschlagen! Er hat mich Schlampe genannt. Das alles hätte ich ihm gerne an den Kopf geknallt. Stattdessen schüttel ich mit meinen Kopf und starre irritiert auf den Mann vor mir, welcher zufrieden grinst.
"Luc? Was machst du denn hier?"
breit grinsend kommt er auf mich zu. "Geh deinen Koffer packen Kleines. Wir machen Urlaub!"
"Und wohin geht's?"
Missmutig starrt er auf mich nieder. "Das wird eine Überraschung!"
Freudig reiße ich meine Augen auf.
"Ich bin meinen Koffer packen. Ich liebe Überraschungen."
Ich hasse Überraschungen.