♣ Blondi ♣

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"Blablabla, ich kann es nicht mehr hören!", aufgebracht dreht sich Adonis zu mir um, woraufhin Blondi sofort stehenbleibt. Genervt verdrehe ich meine Augen. "Lass mich einfach in Ruhe, Ruben. Ich hab es dir schon hundert mal gesagt und werde es zur Not noch hunderte Male sagen, ICH WEIß ES NICHT" Schnaubend laufe ich auf ihn zu und rempel den Idioten vor mir an. "Hey! Das ist Körperverletzung!", übertreibt er mal wieder maßlos. Unbeeindruckt hebt sich mein Mittelfinger fast schon von alleine. Schnellen Schrittes laufe ich dann umgehend weiter in den Wald, ohne auch nur ansatzweise an die beiden anderen zu denken. Wobei die blonde Grazie sowieso keinen Ton mehr von sich gibt, seitdem ich ihre Stimmbänder vor dem bitteren Austrocknen gerettet habe. Ein Danke wäre auch nicht zu viel gewesen... Warum konnte ich nicht einfach auf diesem blöden Baum sitzen bleiben, schlafen, um dann wieder aufzuwachen, wenn die verstrittenen Kleinkinder an mir vorbei gelaufen wären? Sorgen hätte ich mir keine machen brauchen, immerhin hätte ein Einhorn an denen vorbeifliegen können und die hätten es nicht bemerkt. Aber jetzt hab ich den Salat. Einen blonden Körper, der anscheinend ein Schweigegelüpte abgelegt hat und einen mir Vorwürfe machenden Ruben. Da vermisst man doch glatt wieder die guten alten Bäume, die dich einfach dein Leben leben lassen. Im Gegensatz zu diesem Typen hier, der denkt, mein Leben hinterfragen zu müssen. Schon seit wir losgelaufen sind, kamen Fragen wie...
"Warum hast du jetzt Flügel?"
"Warum hast du schwarze Haare?"
"Weshalb sprichst du nicht?"
"Warst du vorher nicht dicker?"
Irgendwann bekommt man eine Wut. Eine Wut auf ihn, auf seine Stimme, auf die Stimmbänder, einfach alles.
Plötzlich passiert es... Ich war und bin einfach nicht darauf vorbereitet gewesen. Aber Blondi spricht. Ja tatsächlich!
"Halt endlich die Klappe Ruben und lass uns schneller laufen."
Das macht sie doch gleich viel sympathischer... Im Augenwinkel sehe ich, wie sie mich betrachtet. Schnell drehe ich meinen Kopf zu ihr und grinse sie nett an. Vielleicht lernt sie es. Bei Hunden funktioniert es ja schließlich auch.
Jede richtige Antwort gibt ein wunderschönes Lächeln. Da fragt sich doch nur ob sie wirklich so lernfähig ist. Immerhin habe ich das Gespräch zwischen den beiden nicht vergessen, kurz bevor sie auf die Lichtung gekommen sind. Da schien sie eher wie ein kleines Gehirnloses etwas, welches sich an Ruben klammert.

Ist da jemand eifersüchtig? Wir haben es alle kapiert, er gehört dir...

Was?! Nein! Ich bin nicht eifersüchtig. Als ob ich auf diesen Typen stehe. Viel zu hässlich.

Hat sich vorhin aber ganz anders angehört. Schwarze Haare und blaue Augen... Voll mein Beuteschema.

Da war ich ähm... Geistig verwirrt? Ja genau.

Sicher das du nicht auf-

"Kannst du mal die Klappe halten? Es nervt! Nein ich stehe nicht auf ihn. Verdammte Scheiße nochmal", schimpfe ich laut. Zu spät bemerke ich die zwei aufmerksamen Augenpaare, die auf mir liegen. Oh nein... Sofort laufe ich rot an und schaue weg. Seinen wütenden Blick habe ich trotzdem gesehen. Er braucht mir nicht auch noch unter die Nase zu reiben, dass er meine Stimme als eine Ruhestörung ansieht. Deswegen hat er gerade auch so dumm geschaut. Seufzend kratzte ich mich an der Stirn. Na ganz große Klasse!

Karma, Schätzchen.

Was Karma? Du hast doch damit angefangen. Du musstest mich doch provozieren. Und jetzt?

Jetzt weißt du, dass dein kleiner Schwarm ebenfalls auf dich steht

Summt sie freudig in meinem Kopf. Doch ich kann nur meinen Kopf schütteln. Sie will es nicht kapieren oder?
ICH. STEHE. NICHT. AUF. RUBEN.
Krieg das in deinen dummen Schädel.

Darling? Das ist immernoch dein Schädel.

Bockig verschränke ich meine Arme und laufe weiter. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich eigentlich garkeine Ahnung habe, wohin ich überhaupt gehen muss. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als auf die beiden Schnecken zu warten. Schleichend kommen sie um die Ecke. Er mit einem missmutigen und sie mit einem abwesenden Gesichtsausdruck. Nachdenklich fahre ich mir über das weiße Kleid. Bin ich jetzt eigentlich tot oder nicht? Ich muss das wissen! Am Besten ist es, wenn ich meinen Onkel frage. Apropos... Er hatte immer abgewunken, als ich eine Erklärung haben wollte, wie ich zu der Ehre komme, ihn meinen Onkel nennen zu dürfen. Aber dann müsste meine Mutter folglicherweise ebenfalls ein Engel gewesen sein. Und mein Vater? War er dann einer aus der Unterwelt? Aber wie sollte das bitte funktionieren? Immerhin hat mir Armanda bereits erklärt, dass jedes Wesen höllische Schmerzen erleidet, wenn sie das andere Reich besuchen. Also wie sollte eine Liebe zwischen Gut und Böse überhaupt zustande kommen?

Es gibt ja nicht nur die zwei Reiche. Die Erde ist beispielsweise neutral. Dort können alle hin, ohne auch nur ansatzweise Schmerzen zu verspüren.

Ist denn eine Liebe zwischen Höllen- und Himmelswesen erlaubt?

Nein.

Also soll ich davon ausgehen, dass meine Eltern regelmäßig auf die Erde gegangen sind, um sich zu treffen? Umständlicher gehts wohl nicht...
Mit einem Ruck werde ich zurück und an eine warme Brust gezogen.
"Wetten, dein zukünftiger Freund hat nicht so eine warme Brust und rettet dich vor dreist herumstehenden Bäumen?", haucht er mir in mein Ohr. Sofort bekomme ich eine Gänsehaut. Vor Ekel natürlich, nur um das klarzustellen. Tief einatmend reiße ich mich von ihm los, damit mein Herz nicht an einer Attacke stirbt. Komplett benebelt, von was auch immer, starre ich ihm in die ozeanähnlichen Augen.
Kopfschüttelnd fällt mein Blick dann auf Blondchen, die mit offenem Mund unseren stummen Konflikt beobachtet. Grinsend näher ich mich ihm dann doch nochmal und drücke ihm ein Küsschen auf die Wange. "Danke", süß lächelnd streiche ich ihm ein Blatt von der Schulter, welches sich dort niedergelassen hat. Dann drehe ich mich um und laufe wieder weiter. Ich würde sagen, Ziel erreicht. Jetzt rette ich Joranas austrocknenden Hals aber nicht mehr.

Devilish GameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt