Kapitel 12 - gefangen und doch frei

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Dracos Sicht

Ich verstand nicht, warum sie auf einmal so wütend war. Dass ihr das mit dem Fluch nicht gefiel, verstand ich, aber nicht, dass sie deswegen einfach meine Mutter umbringen will. Als ich dann auch noch sah, dass sie wieder abhauen wollte, da sind mir alle Sicherungen durchgebrannt. Aber schon nach wenigen Sekunden bereute ich meine Tat und hatte Angst, dass sie jetzt einfach verschwand und zu diesem Vampir zurückkehrt. Wenn ich jetzt sehe, wie sie stumm vor dem Fenster steht, ich würde sie am liebsten umarmen und nicht mehr loslassen. Kol hat mir doch gesagt, dass sie es hasst eingesperrt zu sein und trotzdem ließ ich sie jetzt nicht aus dem Haus. Zur Sicherheit sprach ich noch einen Zauber, damit sie das Zimmer nicht verlassen konnte, aber das bekam sie nicht einmal mit. Ich würde gerne wissen, woran sie gerade denkt oder was sie machen wird. Dann drehte sie sich auf einmal um, aber ohne mich anzusehen, obwohl ich hinter ihr stand. Sie schob meinen schwarzen Ledersessel vor das Fenster und setzte sich hin. Ihre Arme hat sie um ihre Beine geschlungen und sah weiterhin stumm aus dem Fenster, wo ihr der Mond entgegen strahlte. Ich selbst spürte die Müdigkeit an mir nagen und da sie sowieso nicht abhauen konnte, legte ich mich ins Bett und schlief nach einigen Minuten ein.

Jasmins Sicht

Die ganze Nacht saß ich in diesem Ledersessel und wollte einfach nur wieder raus. Ich wollte nicht weg von Draco, ich wollte bloß etwas Freiheit. Aber ich konnte nicht einmal das Zimmer verlassen und so blieb ich stumm auf dem Sessel sitzen und beobachtete den fernen Wald, welcher gerade so einladend wirkte. Außerdem hatte ich Hunger und hier gab es keine Blutbeutel. „Du sitzt ja immer noch hier." Stellte Draco fest als er wieder aufwachte, aber ich gab ihm keine Antwort und sah mir weiterhin den Wald an. Er wusste doch, wie sehr ich es hasste eingesperrt zu sein. „Es tut mir leid, dass ich gestern so ausgerastet bin." Hörte ich ihn leise sagen „Mir tut es auch leid." Sagte ich leise, aber sah weiterhin stur in die Ferne. Ich hörte Draco schwer seufzen und danach das Zimmer verlassen. Auf einmal hörte ich wie er mit jemanden stritt und dann kam er auch schon wieder hereingestürmt. Genervt ließ er sich in sein Bett fallen, weswegen ich meinen Kopf leicht in seine Richtung neigte. Nach einigen Minuten stand er jedoch wieder auf und holte sich ein Buch, aus dem Bücherregal, welches neben mir steht. Mit dem Buch legte er sich wieder ins Bett und ich merkte, wie ich mich die Müdigkeit packte und ich in einen traumlosen Schlaf fiel.

Dracos Sicht

Als ich nach ein paar Minuten von meinem Buch aufschaute, merkte ich, dass Jasmin eingeschlafen war. Leise stand ich auf und legte das Buch weg, dann ging ich zu ihr und hob sie vorsichtig hoch, um sie ins Bett zu legen. Es tut weh sie so zu sehen und dass sie alles um sich herum komplett ausblendete und nur nach draußen sah, machte das Ganze nicht besser. Behutsam legte ich mich neben sie und schloss sie in meine Arme. Nack kurzer Zeit merkte ich, dass auch sie ihre Arme um mich schlang und näher zu mir rutschte. Ein paar Minuten später kam meine Mutter ins Zimmer und legte die Blutbeutel nicht gerade sanft auf meinen Schreibtisch. Ich habe sie gebeten welche zu besorgen, nicht, dass Jasmin wieder austrocknet. Mit einem Nicken bedankte ich mich bei ihr und widmete mich wieder meiner Vampirin. Sie wirkt so friedlich, wenn sie schläft, als könnte sie niemanden etwas antun. Doch ich kannte sie besser, sie konnte ihre Stimmung in einer Sekunde von harmlos und fröhlich auf wütend und blutrünstig ändern. Sie konnte einem so viel Angst einjagen und doch beschützt sie diejenigen die sie liebt, obwohl man das gar nicht von ihr erwartet. Sie ist etwas Besonderes, das war sie schon immer. Jedoch wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als sich Jasmin kurz bewegte und dann blinzelnd die Augen öffnete. Zuerst schaute sie sich verwirrt im Zimmer um, um dann wieder in meine Augen zu sehen. Sie sah mich einfach nur an, sagte aber nichts, genau wie ich. Liebevoll strich ich ihr über die Wange und lächelte sie leicht an. Kurz erwiderte sie mein Lächeln, bevor sie sich wieder an mich drückte und ihre Augen schloss. „Falls du Hunger hast, ich habe Blutbeutel besorgt." Flüsterte ich ihr ins Ohr und beobachtete sie weiter. „Darf ich raus?" fragte sie traurig und sofort kam wieder Angst in mir hoch, dass sie abhauen konnte. Sie merkte, dass ich zweifelte und vergrub ihr Gesicht in meiner Brust, um mich nicht ansehen zu müssen. „Wenn du willst, können wir zusammen etwas in den Wald, der in der Nähe ist und ein Hauself könnte solange deine Sachen aus dem Hotel holen." Schlug ich ihr vor und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Danke." Hörte ich sie flüstern und spürte ihr Lächeln. „Redest du wieder mit mir?" zog ich sie auf, weshalb sie kurz etwas Unverständliches sagte und mich dann in die Seite zwickte. „Hey!" beschwerte ich mich lachend und zwickte sie ebenfalls in die Seite. Gespielt beleidigt stand sie auf und stellte sich vor den Spiegel, um ihre Haare etwas zu richten. „Aber du haust nicht ab, okay?" fragte ich sie warnend „Nein, werde ich nicht. Versprochen." Lächelte sie mich sanft an und öffnete das Fenster.

Jasmins Sicht

Als ich das Fenster öffnete, wehte mir schon die frische Waldluft entgegen. Ich setzte mich also in den Fensterrahmen und machte mich bereit hinunter zu springen. „Wir sehen uns unten." Grinste ich Draco herausfordernd an und sprang aus dem Fenster. Ich hörte wie Draco aus dem Haus stürmte und versteckte mich hinter der Hauswand. Als er rauskam und mich nicht entdeckte, sah er sich suchend um und ich konnte in seinen Augen Enttäuschung und Trauer erkennen. Er entfernte sich weiter von der Haustür und das war meine Chance. Ich stürmte in übernatürlicher Geschwindigkeit auf ihn zu, packte ihn am Arm und zog ihn mitten in den Wald und das innerhalb weniger Sekunden. Im Wald musste er sich erstmal an einem Baum abstützen, um nicht umzufallen. „Dachtest du wirklich, dass ich einfach so abhaue?" fragte ich ihn schmunzelnd „Bei dir kann ich mir nie sicher sein." Sagte er und schwankte noch immer leicht. „An diese Geschwindigkeit werde ich mich wohl nie gewöhnen." Seufzte Draco „Du fliegst auf Besen und dir wird bei ein bisschen Vampir-Geschwindigkeit schwindlig." Lachte ich und sah dann um mich. „Na los, geh dich austoben. Ich kann da sowieso nicht mithalten." Lachte Draco und zeigte mir mit einer Handbewegen, dass ich loslaufen konnte. Ich lächelte ihn noch einmal an und verschwand dann im Wald. Endlich spürte ich wieder den Wind in meinen Haaren und setzte mich auf einen hohen Baum, um die Aussicht zu genießen. „Gefällt es dir hier?" hörte ich Draco von unten rufen und blickte auf den Boden. Lächelnd sah er zu mir hoch und beobachtete mich. Elegant sprang ich auf den Boden und schlang meine Arme um ihn. „Es ist wunderschön hier." Sagte ich lächelnd und sah ihm tief in die Augen. In diesen sturmgrauen Augen könnte ich glatt versinken. „Willst du noch etwas hierbleiben oder wieder zurück?" fragte Draco mich sanft. Als ich aber daran dachte, dass ich dann wieder im Zimmer eingesperrt werde, verschlechterte sich meine gute Laune und ich entfernte mich leicht von Draco. Auch wenn ich mich gerade wie ein kleines Kind benehme, ich halte es nicht aus eingesperrt zu sein. „Du kannst ruhig schon vorgehen, ich wollte mich noch etwas umsehen." Sagte ich leicht traurig. Skeptisch sah er mich an und kam dann wieder näher auf mich zu. „Was ist los? Warum willst du nicht zurück?" fragte er mich besorgt. „Es ist nichts. Ich möchte einfach noch etwas hierbleiben." Sagte ich und schritt ein wenig umher „Ich will die Zeit hier noch etwas genießen, bevor ich nicht mehr raus kann." Erklärte ich niedergeschlagen und blieb vor einem mächtigen Stamm stehen. „Ich wollte dich nicht einsperren, ich hatte einfach Angst, dass du nicht mehr zurückkommst, wenn du jetzt gehen würdest." Gestand er mir „Ich wollte doch nicht weg von dir, das wollte ich nie." Sagte ich und kam wieder auf ihn zu „Ich würde immer zu dir zurückkommen." Gestand ich ebenfalls und legte ihm eine Hand auf die Wange. „Es tut mir leid, wenn du dachtest, dass ich wieder fliehen würde." Entschuldigte ich mich und sah traurig zu ihm hoch. „Können wir nach Hause?" fragte ich ihn leise und bekam als Antwort ein Nicken. „Aber bitte ohne Vampir-Geschwindigkeit." Sagte er schnell und nahm meine Hand in seine. Kurz lachte ich amüsiert auf und sah ihn dann belustigt an. Gemeinsam spazierten wir durch den Wald und genossen die Stille um uns herum. Vor dem Haus blieben wir stehen und ich sah zu dem geöffneten Fenster hinaus. „Springen oder willst du normal ins Haus kommen?" fragte ich ihn schmunzelnd. „Wie du willst." Gab Draco als Antwort und schloss bereits die Augen. Also packte ich ihn am Arm und sprang mit ihm in sein Zimmer und ließ uns direkt ins Bett fallen. „War es wieder so schlimm?" fragte ich lachend „Wenigstens gab es eine weiche Landung." Sagte Draco bloß und hielt sich den Kopf, bis ihm nicht mehr so schwindlig war. „Als Vampir liebt das. Die Geschwindigkeit, das Adrenalin, wenn du irgendwo hoch auf einem Baum sitzt, diese Macht in dir und das Wissen, dass man nicht stirbt, wenn man irgendwo hinunterfällt oder sonst irgendwie verletzt ist. Dass man uns entweder pfählen oder verbrennen muss, um uns zu töten, was ziemlich schwierig ist. Es ist berauschend ein Vampir zu sein, aber man muss aufpassen um nicht entdeckt zu werden. Und wenn man nicht damit klar kommt zu töten, dann hat man als Vampir schon verloren." Erzählte ich ihm „Muss man als Vampir denn unbedingt töten?" fragte Draco „Man entscheidet immer ob das Opfer weiterleben darf oder sterben muss. Aber als junger Vampir weiß man noch nicht wie viel man trinken kann, ohne dass der Mensch dabei stirbt. Jeder Vampir hat mindestens ein Menschenleben auf dem Gewissen, aber nicht, weil er jemanden töten wollte, sondern weil es einfach passiert. Man kann sich nicht immer gleich gut kontrollieren und dann passiert es, dass man jemanden tötet obwohl man es nicht will." Erklärte ich ihm und sah ihm dabei tief in die Augen. Draco richtet sich leicht aus und legte mir eine Hand an meine Wang und lächelte mich liebevoll an. Auch ich fing an zu lächeln und richtete mich leicht auf. Kurz sah ich ihm noch einmal tief in die Augen und dann küsste ich ihn leidenschaftlich. Ich war glücklich ihn bei mir zu haben, auch wenn ich ihm niemals eine Familie schenken konnte.

Leben mit einem VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt