-Eins

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Mit stechenden Kopfschmerzen wachte ich auf. Ich traute mich nicht meine Augen zu öffnen, denn ich wusste was mich jetzt erwarten würde. Doch ich musste, also blinzelte ich ein paar Mal und schaute mich in dem Zimmer um in dem ich lag.
Mein Bettgenosse schnarchte leise vor sich hin. Ich scannte ihn von Oben bis zur Leiste. Der Oberkörper war gut gebaut und sein linker Arm war mit Tattoos geziert. Sein Gesicht hatte schöne männliche Konturen und sein drei Tage Bart rundete alles ab. Aber er war definitiv nur für diese eine Nacht. Somit löste ich mich langsam aus der Bettdecke und zog mir meine Unterwäsche an, schnappte mir mein Kleid. Ich hoffte inständig dass der Rest meines Outfits irgendwo im Gang verteilt waren.
Also huschte ich schnell und leise aus dem Zimmer und verzog mich kurz in sein Badezimmer.
Ich wusch mein Gesicht und sah mich im Spiegelbild an. Obwohl es so eine lange Nacht war, hatte ich nicht so große Augenringe und dankte Gott.
Als ich mein Kleid übergestreift hatte blickte ich in ein Regal und bekam einen kleinen schreck. Darin befanden sich all mögliche Frauen Produkte. Ich schluckte schwer. Hoffentlich war es die Schwester oder eine Mitbewohnerin, doch dies konnte nicht stimmen, denn in meiner Erinnerung, gab es nur dieses eine Schlafzimmer.
Also machte ich ganz leise die Türe auf und sah mich genauer in der Wohnung um. Und da fand ich schon das was ich suchte. Ein Kussbild mit meiner Nächtlichen Bekanntschaft und meiner Meinung nach ein kleines Mauerblümchen, aber ganz niedlich. Auch die Einrichtung der kleinen Wohnung war sehr liebevoll eingerichtet und sauber. An der Wohnungstür entdeckte ich ein kleines Side-Board auf das eine kleine To-Do-Liste gekritzelt wurde und eine kurze Nachricht.

> -Müll raus bringen
-Wäsche waschen
-Einkaufen:
Orangensaft
Essiggurken
Nutella
Babyklamotten für unseren Prinzen

Notiz:
Hallo Baby!
Ich bin Freitag bis Sonntag bei Mama und Papa um mit ihnen ein Bettchen zu kaufen und bringen das in die neue Wohnung.
Sonntag Nachmittag bin ich wieder da.
Ich liebe dich!<

„Na klasse." murmelte ich leise vor mich her. Ich bin mit einem in der Kiste gelandet, der eine Familie hatte, also fast.
Ich schielte auf die Uhr auf meinem Smartphone und bekam leicht Panik, wir hatten schon Mittag und es konnte sein, dass die Freundin oder Frau von dem Vollidioten jeden Moment in diese Wohnung stiefelte. Also schnell Jacke und Schuhe an und Tasche um hängen und los. Doch meine Hand ruhte auf der Türklinke und mein blick wanderte zum „Ich liebe dich" der Notiz. Leise seufzte ich. Ich überlegte ob ich ihr eine kleine Nachricht hinterlassen sollte, damit sie wusste was für ein widerlicher Spast er war. Schüttelte aber den Kopf um den Gedanken schnell zu vergessen. Ich wollte deren Familien Glück nicht zerstören, auch wenn er es nicht verdient hatte. Aber ich glaubte an Karma, somit verließ ich schnell und leise die Wohnung und das mit unfassbar krassem Glück. Denn von Unten hörte ich stimmen und schritte. „Ich freue mich so wenn die 3 Monate bald vorbei sind und wir unseren kleinen Prinzen endlich im Arm halten können." Oh nein. Das ist sie sicher. Panisch sah ich mich um, wenn sie sah das ich von der Wohnung komme, bin ich dran. Ich schaute nach oben, es gab noch 3 Stockwerke und ein Stockwerk hechtete ich nach Oben. Ich hielt die Luft an um nicht zu schnaufen.
Dann wurde es für eine kleine Sekunde still, man hörte das klimpern der Hausschlüssel, ein ratschen und das klicken des Schlosses. Jetzt viel die Wohnungstür zu. Erleichtert atmete ich tief ein und aus und lief schnellen Schrittes aus dem Gebäude.
Einmal drehte ich mich noch um und schaute zu den Fenstern in den 3. Stock. Ich wünschte Ihr das sie glücklich wird, egal wie. Ein schlechtes Gewissen? Ja das hatte ich auf jeden Fall, denn ich wusste ja nicht, dass der Voll-Arsch vergeben war und bald ein Kind bekommen würde. Mit dem Gedanken wollte ich mich umdrehen und gehen, als ich plötzlich geschrei von Oben wahrnahm.
„Wer war das? Und wem gehören diese Ohrringe?"
Ich fasste mir an die Ohren. „Verflucht, die Kreolen waren teuer." flüsterte ich, schaute noch einmal sehnsüchtig nach oben und setzte meinen Weg nach Hause fort.
Auf dem Weg zur Bahn schaute ich auf meine Fingernägel, mit der frage wer das war, meinte sie wahrscheinlich die Kratzer auf seinem Rücken und die Knutschflecke die ich ihm verpasst haben muss. Schade das ich mich an fast gar nichts mehr erinnerte. Und ich hoffte sehr, dass ich Ihn nie wieder sehen musste.

In meiner Wohnung angekommen schmiss ich alles in die nächste Ecke und gesellte mich sofort auf die Couch. Öffnete Netflix und machte irgendeine Serie rein. Mein Magen rebellierte, das Zeichen für ein verspätetes Kater Frühstück. Also stiefelte ich langsam in die Küche und überlegte.
Ich machte mir ein einfaches Lachsbrötchen und etwas Obst.
Der restliche Tag verlief ruhig und langweilig, manchmal schrieb ich mit einer Freundin, reagierte auf Beiträge in Facebook und schaute mir Bilder auf Instagram an. Ich schrieb auch mit ein paar Tinder-Matches, aber was wirklich wahres war leider nicht dabei.
Am Abend telefonierte ich mit meinem Besten Freund und erzählte ihm alles was ich von dem Vorherigen Abend noch wusste und was am morgen passierte. Er redete mir ein, dass ich nichts dafür konnte und die Geschichte ruhen lassen soll. Wahrscheinlich würde ich beide wirklich nie wieder sehen und ich wohnte fast am anderen Ende von Köln, von daher.
Als ich im Bett lag, gab ich noch ein kleines gebet an Gott „Falls es dich wirklich gibt, dann pass bitte gut auf die werdende Mutter auf!"
Noch einmal seufzte ich und schloss dann die Augen.

Without You - CrispyRob FF Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt