-Drei

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Es war so anstrengend auf den Beinen zu bleiben, aber ich wollte auch nicht einfach auf den kalten Boden sitzen. Dieses Karussell wollte nicht anhalten und es wurde immer schneller.
„Hey Leute wartet mal." hörte ich neben mir sagen und schritte kamen auf mich zu. Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich versuchte mich aufzurichten, doch mein Kopf wollte hängen bleiben, denn jede Bewegung machte das Karussell schneller. „Alles okay bei dir?" ich kannte diese stimme, aber ich konnte sie nicht zuordnen. Ich musste aufschauen, konzentriert um ihn nicht doppelt und drehend zu sehen, sah ich in seine dunklen besorgten Augen. Jetzt realisierte ich wer er war. Der Kerl der mein Tag erst schrecklich gemacht hat. Den ich fast umgefahren hätte und seine Art mich wütend machte. Der mein Oberteil ruinierte. Wegen ihm hatte ich meine Freundin aus den Augen verloren und war nun alleine. Alleine und betrunken. „Ich glaube ich spi-..." sagte ich, doch mein Magen stoppte mich. „Was? Du schon-..." hörte ich von ihm, aber ich drehte mich so schnell um, um ihm nicht auf seine Sneaker zu brechen. Ich hatte schon seine Haare und sein Shirt mit Alkohol eingesaut, da musste das nicht auch noch sein.
„Oh man. Okay, Leute geht schon mal vor, ich ruf der mal ein Taxi. Bis später." hörte ich ihn sagen und übergab mich ein weiteres mal. Ich hatte das Gefühl es würde gar nicht mehr aufhören. Ich spürte eine Hand auf meinem Rücken die langsam hin und her strich. Er reichte mir seine kleine Flasche Wasser, als ich mich vorsichtig aufrichtete und nahm einen großen Schluck um meinen Mund zu spülen. Ich wollte ihm nicht in die Augen schauen, so sah ich peinlich berührt auf den Boden, bedankte mich und wollte los laufen. Ich wurde am Handgelenk fest gehalten und zurück gezogen. „Wohin musst du?" fragte er und musterte mich. „Ich schaff das schon, danke." und wieder wollte ich zum gehen ansetzen, aber dieser Kerl wollte einfach nicht los lassen und zog mich zum Taxi.
„Fahren Sie sie bitte nach Hause? Sie wird Ihnen die Adresse sagen." sagte er zum Taxifahrer, öffnete die Tür, setzte mich rein und drückte mir nochmal die Flasche in die Hand.
Ich sah ihn an, völlig verwirrt von seiner Handlung. Er war grade dabei die Türe zu schließen, damit der Taxifahrer los fahren konnte, aber wendete den Blick nicht von mir ab. Da riss er die Tür wieder auf mit den Worten „Ich komme doch mit." und drückte mich weiter ins Auto hinein, damit er sich setzen konnte.
Okay, das ist jetzt noch verwirrender. Wo ist der freche arrogante Hornochse von der Straße hin? Beschwerten sich meine Gedanken.
„Wo soll es denn hin, liebe Dame?" kam es von vorn, mein Blick lies ich nicht, von dem mir unbekannten, ab. Ich sagte ihm die Adresse und schon setzte der Taxifahrer den ersten gang ein.
„Was ist?" fragte der braunhaarige, dessen Strähnen verklebt vor den Augen hingen. Ich schüttelte nur den Kopf und konzentrierte mich ihn nicht mehr anzustarren.

Die ganze Fahrt über schwiegen wir.
Es war komisch aber auch angenehm, ich fühlte mich beschützt. Wusste aber nicht wieso er das tat. Ich denke er machte es nur, damit er mit reinem Gewissen sagen kann, dass ich zuhause angekommen bin. Ich spürte nämlich das er mich nicht sonderlich mochte. Plötzlich überkam mich ein komisches Gefühl was mir Unbehagen bereitete. Ich wollte hier nicht mehr drin sein, ich wollte sofort raus. Brachte aber keinen Ton mehr raus. Was war nur los mit mir? Verdammter Alkohol.
Als der Wagen endlich anhielt, schmiss ich wortwörtlich meinem Begleiter das Geld entgegen und stürmte aus dem Wagen. Vor dem Gebäude in dem meine Wohnung war, kramte ich meine Schlüssel aus meiner Tasche.
Grade als ich den Schlüssel ins Schloss steckte und umdrehen wollte spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich wirbelte um mich herum, ich wollte schon einen schrei los lassen und setzte aus Reflex mein Bein in seine Eier.
„Shit! 100 Punkte, kleine." stöhnte er und fing an sich zu krümmen. Ich hielt mir die Hände vor den Mund, als ich realisierte, wen ich da eventuell grade Impotent gemacht hatte.

Nach ungefähr 10 Minuten mehrerer Entschuldigungen richtete er sich langsam auf, ich versuchte ihn natürlich zu stützen und bat ihm an, noch kurz mit in meine Wohnung zu kommen.
Wir waren grade mal im 2. Stock und ich hatte das Gefühl er wäre der betrunkene den man in's Bett bringen müsste. Er war gut ein Kopf größer und war schon gut gebaut, das machte es alles nicht einfacher. Ich brauchte eine Pause, schnaufend lehnte ich ihn an der Wand ab er hielt sich noch immer an seine Weichteile und schaute mich kurz an. „Ich sags dir, wenns meinen Eiern wieder besser geht, bekommst du es zurück." grinste er mich an.
„Bitte? Ich habe ja wohl völlig berechtigt reagiert! Du kannst dich doch nicht einfach ran schleichen." wehrte ich mich und ging einen Schritt von ihm weg. „Keine Sorge, das war nur Spaß." lachte er und deutete mit einer Hand das es weiter gehen konnte. Dieses mal musste ich ihn aber nicht stützen und somit liefen wir langsam in den 3. Stock.

Ich zeigte ihm mein Wohnzimmer und bat ihm eine Tasse Tee an. „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich kurz duschen gehen." sagte ich zu ihm und zeigte auf mein Oberkörper und die Haare die auch was von meinem Getränk abbekommen hatten. Er nickte nur und fragte ob er Netflix in der Zeit benutzen könnte, ich rief ihm auf dem Weg zum Badezimmer ein „Mach nur" zu und zog mich aus.
Es tat so gut, das warme Wasser über meinen Körper laufen zu lassen.
Nachdem ich auch mein Gesicht gründlich gereinigt hatte und mit einem Handtuch um mein Körper gewickelt zurück ins Wohnzimmer kam, fragte ich ihn ob es ihm besser geht. Ich bemerkte, dass er meine Beine anstarrte und langsam nickte, da konnte ich mir kein Grinsen verkneifen. Klatschte dann aber in die Hände und sagte freudig: „gut dann kannst du ja gehen." „Ja gut, da gibt es aber ein Problem." er kratzte sich am Hinterkopf. Oh nein, ich ahne es schon. „Du hast mir zu wenig Geld entgegen geworfen und ich hatte selber auch nicht mehr genügend mit um selber noch nach Hause zu kommen. Somit hab ich mit deinem und meinem Geld die Taxifahrt hier her gezahlt."
Ich ließ den Kopf hängen und seufzte.
Okay, ich würde ihn am nächsten morgen einfach zur Bahn bringen und ihm Geld leihen. Das würde schon gehen.
„Gut, von mir aus. Da liegt ja eine Decke. Gute Nacht." ich wandte mich schon von ihm ab und wollte in mein Zimmer. „Warte! Darf ich auch kurz duschen?" ich drehte mich um und sah auf seinen Alkohol Fleck auf dem Shirt. Verdammt, was macht der für riesige Schritte? Der Alkohol stieg mir in die Nase und mir wurde wieder schlecht. Ich hielt mir eine Hand vor die Nase und machte einige Schritte zurück, zeigte mit dem Finger ins Badezimmer und nuschelte „Du kannst mir das Shirt geben, dann wasche ich es schnell damit du morgen was sauberes hast." durch die Hand und streckte die Hand hin. Ich bückte mich noch schnell in die Abstellkammer die direkt neben dem Bad war und griff nach dem Waschmittel. Meine Hand und sein Shirt wurden aus dem Bad gedrückt und ich hörte nur noch ein plätschern. Also ging ich in die Küche und wusch den Alkohol aus und hing es über die Heizung.

Ein Blick auf die Uhr besagte, dass es erst halb 3 in der Nacht war. Eigentlich eine total untypische Zeit für mich schon zuhause zu sein. Ich zuckte aber nur mit den schultern. Langsam lief ich Richtung Zimmer, mein Blick noch immer auf mein Smartphone, bis ich in einen nassen Männerkörper hinein lief.

Without You - CrispyRob FF Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt