prolog

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,,Chittaphon Leechaiyapornkul, vor sieben Tagen von seiner Mutter, Pim Leechaiyapornkul, als vermisst gemeldet. Ursache noch unbekannt."

,,Chittaphon, siebzehn Jahre alt, Blutgruppe AB, Wohnort Seoul. Hobbys: Tanzen, Klavier und Basketball spielen. Eingestuft als normaler Schüler der Yongsan Highschool, besucht die elfte Klasse. Feinde sind unbekannt"

Bei jedem Wort des Polizisten pochte mein Herz ein kleinen wenig schneller. Seine markanten Augenbrauen, die sich schon die ganze Zeit runzelten, gaben mir noch die zusätzliche Nervosität zu spüren.

,,Sein Freundeskreis ist klein, sagten Sie?"

Der Blick durch seine rechteckige Gleitsichtbrille wand sich nach langem wieder zu mir, anstatt auf den vorgefertigten Ordner, wo alles über Tens persönliche Daten stand.
Ein schwaches Nicken meinerseits, als sich ein kleines Seufzen durch seine Lippen quetschte und er ebenfalls seinen Computer analysierte.

,,Woosung, könntest du mir bitte die Daten rüberschicken, aus der Befragung von Mr. Xiao De Jun?"
Der etwas korpulentere Mann, der soeben hinter dem Rücken von dem ersten Polizisten, gegenüber von mir, erschien, gab ein Nicken von sich und war auch schon wieder gegangen, um seinem Kollegen auszuhelfen.

,,Ich denke, wir sind für heute mit Ihnen fertig, Mr. Lee Taeyong. Wir geben Ihnen natürlich Bescheid, wenn sich weiteres bei der Fahndung ergeben hat." ...

Keine zwei Minuten später stand ich vor einem Schwall von Menschen, die sich hilflos an die Security quetschten, um zu mir zu gelangen, doch sie hätten keine Chance gehabt, diese Muskelprotze auch nur ansatzweise zur Seite zu drängen.

,,Lee Taeyong, was haben die neuen Berichte ergeben? Gibt es bereits Hinweise darauf, wo Chittaphon steckt und Gemeinsamkeiten zu den Fällen des "Versteckspielers"?"
Eine Reporterin, mit ihren zwei Männern an der Seite, die, nicht gerade sehr professionell, die Kamera hielten und versuchten auf mich zu fokussieren, standen am nächsten zu meinem Auto, was ich auf dem einfachen Polizeiparkplatz gestellt hatte.

So schaffte ich es, nur deren Frage zu verstehen und wäre beinahe wieder übergekocht, weil jedes mal die gleichen Fragen kamen, seit sieben Tagen, und jedesmal die selben Erkenntnisse meinerseits.
Die Polizei bekommt es nicht hin, Chittaphon ausfindig zu machen, also ja. Natürlich steckte der Versteckspieler dahinter.
Wer sonst könnte einen Menschen so schnell und auf mysteriöser Art und Weise verschwinden lassen, dass nicht mal spuren zu finden waren. Sogar bei der Party hatte es niemand bemerkt.

Die Party von Jaehyun, einem Freund von ihm, der letzte Ort wo Ten noch lebendig gesehen wurde.

,,LEE TAEYONG!"

Immer wieder hörte ich meinen Namen seit dem auf den Straßen, noch öfter als damals, wo ich nur bekannt war als Schauspieler.
Jetzt war ich der Freund des Jungen, der seit zwei Wochen verschwunden war, ohne Spuren oder Ansätze und als Hauptverdächtiger der bekannteste Mörder Koreas. Doch niemand wusste, wer er war. Also konnte man auch eigentlich jeden als Verdächtigen befragen, jeden Menschen auf der ganzen Welt.
Wäre wohl genauso effektiv, wie diese ganze Suche nach Ten.

Nur noch die Tür meines schwarzlackierten Autos öffnend, verschwand ich vom Polizeirevier und sprach kein Wort mehr zu irgendjemanden. Über die Reporter von ebend, die sich an der Straßenseite beinahe stapelten, hatte ich bis dahin schon längst wieder vergessen. Sowie ich eigentlich auch über Tens Verschwinden vergessen wollte.
Doch das würde ich niemals mehr verarbeitet bekommen, nicht in diesem Leben...

Der Versteckspieler  | TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt