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24 Stunden nach
Chittaphons Verschwinden

,,Taeyong, Dreh dich zu mir!"
Lautes Lachen schallte durch den ganzen Raum, herzallerliebst, voller Freude und jugendlichem Elan.
So tat ich es auch, wie von mir verlangt wurde in der damaligen Zeit.
Nur eines hatte sich verändert: Meine Sicht war völlig verschwommen.

Für gewöhnlich hätte ich nun in die leuchtend glitzernden Augen meines Freundes geblickt, doch nicht heute.
Zwei schwarze Punkte noch zu erkennen, doch man konnte sie jeder beliebigen Person zuordnen.
Haare waren auch noch zu erkennen, wenn auch nur als pechschwarzer Klumpen auf dem halben Bildschirm.

,,Engel~ yahh", lachte ich und kannte diese Szene, die sich eben abspielte.
Wie oft ich dieses Video immer wieder neugestartet hatte? Es war meine absolute Lieblingsdatei.
Chittaphon und ich, sowie viele weitere Personen auf der höchsten Plattform des Seoul Towers.
Er und die halbe Stadt waren zu sehen und seine Blödeleien, die ich viel zu sehr liebte.
Die Stimmung konnte so immer gelockert werden und man sah ihm deutlich an, wie glücklich, zufrieden und sorgenlos er doch war.

Das Video stoppte, sobald eine Träne ihren Weg über meine Wange gefunden hatte und quer auf dem Touchscreen landete und wie eine Berührung funktionierte.

,,C-chitta"

Stille. Dunkelheit.
Schon nach wenigen Sekunden schaltete sich mein Display von selbst aus und mein Körper war gefangen im ewigen Nichts voller Erinnerungen und Gedanken.

,W-was?', hörte ich Yutas Stimme auf die schrecklichen Nachrichten reagieren, mitten im Café zwischen einer Masse von Menschen.
Seine Wut zerronnen, sowie auch meine Hoffnungen auf ein Missverständnis, als ich die letzten vierundzwanzig Stunden realisierte.
Um den Blicken zu entkommen, entschuldigte er sich kurz beim Mann mit Kind im Arm und zog mich in seine Kabine hinein, wo augenfällig geschrieben stand:  Nur für Personal.

,Was ist passiert?'
Die wahrscheinlich erste Frage, die jeder in so einer Situation aussprechen würde, so hätte auch ich reagiert, wenn Pim mir nicht die Frage schon vorher beantwortet hätte, bevor ich sie stellen konnte.

Erzählungen von der Party, bishin zum Verlust, dem Anruf von Chittaphons Mutter und schlussendlich die Aussagen, die man bei der Polizei betätigen musste.

,Oh Gott, scheiße!'
Schade.

Selbstverständlich hatte ich mit äußerst wenig Enthusiasmus gerechnet, doch hoffte ich innerlich, hier fündig zu werden und alles geregelt zu bekommen.
Ein Fünkchen von Lichtblick steckte doch in mir, Chittaphon aufzufinden.
Oder wenigstens, dass Yuta Bescheid wusste, wo er sich aufhielt.

Meine Erinnerungen und Gedanken verschwanden.
Alle Personen, die noch bis eben in meinem Kopf umherschwebten verblassten.
Keinerlei Emotionen kamen noch zum Vorschein.
Mein Körper wurde verschluckt vom schwarzen Nichts und es fühlte sich, wie die Unendlichkeit an oder ein Schlaf.
Genau... Ein ewig langer Schlaf, vergleichbar mit dem Tod.

Der Versteckspieler  | TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt