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43 Stunden nach
Chittaphons Verschwinden

,,Wie kann ich Ihnen behilflich sein?"

,,Mama? Meinst du sie verhaften Papa?"

,,Ich habe Angst."

,,Wir können definitiv nicht von Mord ausgehen. Das wäre viel zu leichtsinnig"

Emotionen. Geräusche, die sich überschlugen und ihren Ursprung bei den unzähligen Mündern der Menschen fanden.
Von Groß bis Klein, jedes Alter war vorhanden.
Tief ausatmend starrte ich bereits seit groben zehn Minuten stumm meine verschränkten Finger an.
Schweißausbrüche, die meine Hände nicht sehr angenehm und ziemlich klebrig wirken ließen.
Ein Wechselbad der Gefühle erlebte ich auf meinem Warteplatz.

Unter Menschen, aber dennoch völlig auf sich alleingestellt hielt ich das winzige Bild fest zwischen den Handflächen, betete zu Gott, dass er meinen Freund doch zurückbringen sollte.
Ein Leben ohne ihn war unvorstellbar für mich, so hoffte und bangte ich.

Die Tür vor meinen Augen hatte soeben ein Knacken von sich gegeben, da die Klinke gerade Richtung Boden gedrückt wurde, um sie zu öffnen.

,,Xiaojun", krächzte ich, geriet gleich ins Husten, um das Kratzige in meiner Stimme sofort loswerden zu können,  ,,U-und?"

Der beste Freund Chittaphons legte seine Stirn in Falten und gab ein kleines, enttäuschtes Grunzen von sich, sobald er sich neben mich fallen ließ.

,,Nun ja, habe alles gesagt, was ich weiß. Sie konnten bis jetzt nicht sonderlich viel herausfinden"

"Verdammt!"
Wütend stapfte ich mit meinen Füßen zu Boden, wodurch sich der letzte Dreck aus den Rillen meiner Schuhe befreite und herunter prasselte, wie Schneeflöckchen im Winterschauer.

,,Brauchen sie erst eine Leiche, um nach ihn suchen zu dürfen? Muss  erst etwas Schreckliches passieren?"

,,Beruhig dich, Taeyong", flüsterte der Junge neben mir, den ich damals ins Krankenhaus gebracht hatte und nur deshalb Chittaphon kennengelernt hatte. Bis heute war ich ihm unendlich dankbar, obwohl dies nie seine Absicht gewesen war. Wohl kaum verletzt sich ein Mensch, um nur seinen besten Freund mit anderen verkuppeln zu können.

,, Für einen kleinen Moment schaffte die Polizei, Chittaphons Handy zu orten, wenn auch schwierig. Jedenfalls waren sie dort, doch du kannst es dir denken. Er war nicht mehr da. Erstaunlicherweise haben sie etwas von ihm gefunden"

Als er ein kleines Päckchen zu mir reichte, hatte mein Herz für einen winzig kleinen Moment aufgehört zu schlagen. Mit zittrigen Händen nahm ich es entgegen und in meinen Augen sammelten sich Tausende von Tränen, die ich nicht mehr zurückhalten konnte.

,,Sie konnten nur Chittaphons Fingerabdrücke darauf finden, weshalb der mögliche Täter noch unbekannt war..... Täter .... es muss... Entführer... sein.."

Seine Worte klangen in meinen Ohren immer verzerrter, von der Welt nahm ich nicht mehr viel war.
So bemerkte es auch Xiaojun, der mein Gesicht auf seine Schulter drückte und schon begann das laute Schluchzen meinerseits.

Fest krallte ich meine Finger an die Verpackung, um sie nie wieder hergeben zu können.
Denn in der Folie befand sich die Armkette, goldfarbend und mit einem süßen Herz als Anhänger , die ich Chittaphon zu Weihnachten geschenkt hatte.

Der Versteckspieler  | TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt