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Taeyong

Womöglich hatte ich mit allem gerechnet, als Chittaphon an jenem Tag einmal die Aushilfe in Yutas Café spielte.
Jedoch traf mich schon die erste Überraschung, als ich den ersten Schritt in das Gebäude setzte und mir nicht direkt das nervige Summen der Fliegen in den Ohren lag. Auch der Boden glänzte, wie frisch poliert, wovon man nie sprechen durfte.
Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht mal, dass dieses Café einen Laminatboden besaß, der öfter gewischt werden musste.
Auch die Einrichtung wirkte anders, als noch vor wenigen Tagen, wo ich Chittaphon hier alleingelassen hatte.
Mattschwarze Luminaire hingen aus der Decke und gaben dem Raum einen schlichteren Geschmack.
Auch die Ledersitze besaßen nicht mehr das grelle Rot, was einem beinahe die Augen wegbrennen ließ, sondern ein schlichtes beige, angepasst zu den kleinen Tischdecken in der selben Farbe, die mir nie zuvor aufgefallen war.

Einen Fuß setzte ich vor den anderen.
Je näher ich auch trat, desto weniger erkannte ich das verlassene Café, was wirkte, als läge es am Stadtrand im größten Katastrophengebiet des Landes.

Verwundert legte ich meine geballten Hände an meinen Augen an und rieb hektisch über diese.
Sah ich gerade richtig?
Etwas unerreichbares, wonach sich Yuta nur gesehnt hatte, war verteilt an mehreren Tischen.
Leises Gebrabbel und Getuschel von Kundschaft war deutlich wahrzunehmen.
Dort zwischen stand Chittaphon, der gerade die Bestellung einer älteren, wohlgekleideten Dame aufnahm und dabei sein typisches Teenagerlächeln auf den Lippen trug, mit dem er wirklich jeden um den Finger wickeln konnte.

,,Was machst du hier?"
Als der Junge gerade hinter der Theke verschwinden wollte, hielt ich ihn vorher noch auf und griff nach seinem Arm, damit er nicht abhauen konnte.
Wahrscheinlich hatte er meine Frage gar nicht verstanden, sowie ich mir auch von der Situation nicht im Klaren war.
Eigentlich hatte ich genau hier eine Verabredung mit Chittaphon, um etwas von der Arbeit zu entspannen.

,,Ahh, du bist es. Ich bin gleich soweit"

,,Was machst du hier?"
Wiederholte ich meine Frage und würde auch nicht vorher ablassen, bevor ich nicht eine Antwort bekommen würde.
Der siebzehn Jährige sollte eigentlich in der Schule sein und nicht mit einer Schürze in einem Café umherrennen Und mit Bestellungen anderer Menschen hantieren.

Schmunzelnd lehnte er sich mit überkreuzten Armen an die Theke, wobei seine kleinen Adern am Unterarm zu erkennen waren und ein kleines Muster über seine Haut bildeten.
Schweißperlen kullerten über seine in Falten liegende Stirn, über seine Schläfen, wo er diese mit einer Serviette vornehm abtupfte.

,,Ich arbeite jetzt hier. Bisschen Geld für meinen Führerschein verdienen."

,,Und deine Schule?"

,,Hatte heute früher Schluss und wollte keine Zeit verlieren. Yuta hat mich eingestellt, nachdem er von der Befragung zurückkam. Danach haben wir den Stein von selbst ins Rollen gebracht.", lachte er und übergab seinen beschriebenen Zettel an den Braunhaarigen, der gerade aus der hinteren Kabine kam.
Mit roten Buchstaben stand ,,Nur für Personal" auf Papier gedruckt, was an der Tür klebte.

Einen Espresso bekam der Schwarzhaarige in die Hand gedrückt, den er gleich zum passenden Tisch brachte und mich dabei einfach stumm stehen ließ.

Hieß das, er habe nun noch weniger Zeit für mich, wenn er noch einen Teilzeit Job betätigte?

Der Versteckspieler  | TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt