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Leises schniefen, immer wieder.
Tränen, die er versuchte, mit seiner Jacke wegzuwischen.
Doch es waren einfach zu viele.

Auch wenn sein Kumpel so viel Alkohol im Blut hatte, mit so einer abwertenden Reaktion hatte er niemals gerechnet.
Nur in seinem Bett hatte er gelegen, friedlich, keinen Mensch zu Nahe tretend.
Jaehyun hatte sich zu ihm gelegt, nicht anders herum.

,,Ist das s-so schlimm, wenn ich schwul bin?"
Selbstgespräche.
Diese kehrten ein, sobald Schmerz und Leid ihn plagten und er nicht genau wusste, wie er sich aus seiner Situation retten konnte.
Der Junge, der immer zu denken vermochte, die richtigen Freunde an seiner Seite gehabt zu haben, zweifelte noch nie so sehr daran, wie in diesem Moment.

Ein Satz. Ein einziger, der seine Sicht auf den Kopf gestellt hatte.

Stille.
Nichts weiter, als seine kleinen Schritte auf dem Asphalt waren zu hören, bei dieser sternenklaren Nacht.
Selbst die lausige Partymusik stieß ihm nicht mehr in die Ohren, zu weit war er bereits von dort entfernt.
Wenn man ganz still war, konnte man selbst das Flackern der Straßenlaternen wahrnehmen.
Jede zweite zerstört oder demoliert von Jugendlichen, die die Schirme gerne mit Steinen bewarfen oder hinaufkletterten, um ihren Albernheiten freien Lauf zu lassen.

Dennoch war die Straße hell genug erleuchtet, auch wenn Chittaphon zu diesen Leuten gehörte, die im Dunkeln Panik bekamen und sich stets beobachtet fühlten.
So auch heute.
Trotz Laternen war noch immer keine Menschenseele draußen.
Bis auf ein einziger.

Der Schwarzhaarige wollte nicht zugeben, dass er sich verfolgt fühlte.
Er hörte Schritte, er vernahm ein Atmen, doch sobald er sich umzudrehen vermochte, verstummte es.

,Bin ich völlig paranoid?', dachte er sich, verschnellerte dabei sein Tempo, sodass seine Schritte hektischer klangen, wie auch seine Atmungen.
Immer mehr Angst kam in ihm auf.

Alle fünf Sekunden, soweit es sein Zeitgefühl hergab, ließ er seinen Blick über seine Schultern wandern.
Die Geräusche näherten sich, doch er beeilte sich so sehr.
,Rennen! Ich muss rennen', schrie sein Gehirn panisch und von Angst geprägt.
Seine Herzschläge immer schneller, immer und immer schneller werdend.
Er hechelte bereits, ließ seinen Blick gar nicht mehr von hinten ab.

Nicht mehr lange, dann wäre er zuhause gewesen.
Nur noch eine Straße hineinbiegen und seine Mutter hätte ihn empfangen.
Das schöne Bett, in dass er sich gleich hätte reinlegen können.
Die sicheren Arme seiner Familie.
Ja, die hatte er sich sehnlichst gewünscht.

Dabei war er doch so dumm.
Zu dumm, um der Gestalt entkommen zu können.
Er hatte sich auf seinen Rücken fokussiert, ständig nach hinten gesehen. Ängstlich blieb er, begang dabei diesen Fehler. So bemerkte er gar nicht, dass die eigentliche Person nicht von hinten, sondern von der Seite kam und er deshalb gar nicht entkommen hätte können.

Ein schriller Schrei entwich seiner Jugendlichen Kehle, als ihn ein Monster von hinten packte, seine, in Handschuhe gepackte, Hand auf den Mund presste.
Tränen liefen über seine Wangen, er brüllte sich seine Seele aus dem Leib.

Hektisch atmete er das Isofluran ein, was sich auf den Handschuhen des Entführers befand und eine betäubende Wirkung besaß.

Als hätte das Zeug einen bestimmten Nerv getroffen, schossen Erinnerungen in seinen Kopf, wie Yuta einst von Isofluran sprach.
,Er betäubt seine Opfer mit Isofluran und verschleppt sie dann an geheime Orte, wo sie möglicherweise verwesen oder direkt ermordet werden.'

Sein Grausen erreichte jetzt das absolute Maximum. Denn er hatte es nicht mit irgendeinem Entführer zu tun, sondern mit dem ,,Versteckspieler"!

Der Versteckspieler  | TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt