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,,Geht es dir gut, Kleiner?"

Als ich den schwarzhaarigen Jungen auf dem Boden sah, mit einem völlig in die andere Richtung zeigendem Bein, wurde mir ganz schwummerig.
Seine Hose war demoliert und zerrissen, sowie sein Knie aufgeplatzt.
Ich konnte wirklich noch nie Blut sehen und genau dies bekam ich gerade mächtig zu spüren, als mein Körper öfter von einer Gänsehaut überzogen wurde, als ich Schauspielrollen in meinem Leben hatte. Solange ich nur nicht erbreche-...

,,Aishh", fluchte der Jüngere, weshalb ich meine Hand auf seiner Schulter platzierte, die von seiner Schuluniform beschmückt war.
Anscheinend hatte er vor kurzem erst Schulschluss und wollte einfach nur nachhause... und jetzt passierte das.

Konnte ich von mir nicht anders behaupten. Endlich war dieser anstrengende Drehtag vorbei und jetzt musste ich natürlich in einen Autounfall verwickelt werden, was auch sonst. Ich liebe dich Leben, wirklich. Eisessende Menschen am Strand, die ihre Zeit genießen konnten, Schwimmen gingen, sich braun sonnten und den Spaß ihres Lebens hatten.
Zu denen würde ich wohl nie gehören, wenn es nach dem Schicksal ginge.

Bevor ich endgültig in Selbstmitleid verfallen würde, geriet mein Blick zur Frau, die gerade schockiert aus dem Auto stieg und helfen wollte.
,,Nein, danke. Wir kommen alleine klar", sprach ich ruhig, zu ruhig.
Sowas war man von dem aufbrausenden Lee Taeyong in solch einer Situation überhaupt nicht gewohnt.
Der Lee Taeyong, der gleich jedem seine Meinung mitten ins Gesicht sprach, genervt von dem ganzen Tag war und einfach nur zuhause sein wollte, verdammt nochmal!
Aber mal ehrlich, sie würde wirklich alles nur noch schlimmer machen, als es eh schon war, wenn sie selbst zum Autofahren zu blöd war.

Diesen Kommentar verkniff ich mir natürlich, denn noch mehr Stress hätte ich nicht mehr gebrauchen können.
Nicht bei dieser Hitze. Nicht an diesem Tag.

,,Du, ich bringe dich schnell ins Krankenhaus, okay? Dein Fahrrad schließen wir hier an."
Meine Aufmerksamkeit war nun wieder völlig auf den Schüler gerichtet, der sich vor Schmerzen noch immer wälzte und krümmte.

Der Schwarzhaarige verstummte, sobald ich ihm beim aufstehen half und sein Körper vor Schmerzen zitterte. Seine Fingernägel krallten sich feste an mein Tshirt, um nicht wieder zu fallen. Man sah ihm seine Ängstlichkeit an und wie man es tat.
So sehr, wie auch in Horrorfilmen, wenn der Protagonist kurz vor seiner Ermordung stand, aber dann im letzten Moment ,überraschenderweise' überlebte, sonst wäre er ja nicht der Protagonist, wenn er nicht diese magischen Kräfte hätte.
Es musste ja noch einen 2. Teil des Filmes geben.

,,Ganz ruhig, das Krankenhaus ist wirklich nicht weit entfernt."
Seine zierliche Figur lag nun breit über den Beifahrersitz und auch sein Fahrrad wurde bereits von mir angeschlossen.

,,Warum tun Sie das? S-sie hätten doch auch nur einen Krankenwagen rufen können", meldete sich der etwas Jüngere auch mal zu Wort und musterte dabei die Innenausstattung meines Autos.
Die Ledersitze, das schlichte, matte schwarz und auch meinen kleinen Glücksanhänger, der fröhlich über unseren Kopf baumelte und den Namen ,,Froschi" trug. Da konnte man sich ganz bestimmt nicht denken, was eine Art Wesen dieser Glücksbringer war. Passte ehrlich gesagt auch nicht zum Rest der Ausstattung, aber zauberte mir immer wieder ein kleines Lächeln auf die Lippen, nach einem anstrengenden Tag.

,,Ja, natürlich. Wir warten noch schön eine halbe Stunde auf den Krankenwagen zusammen, weil ich nicht verschwinden durfte. Das wäre dann sowas wie.. Fahrerflucht gewesen. Denkst du, dass ich dich eine halbe Stunde auf dem Boden liegen gelassen hätte, bis dein Körper nachlässt und du noch Lehmungen erleidest?" 

Natürlich übertrieb ich maßlos, als ich von einer Lehmung sprach, aber ich wollte ihn davon überzeugen, dass ein Krankenwagen keine gute Option gewesen wäre. Jedoch wollte ich nicht erwähnen, dass ich keine Lust und auch keine Zeit hatte, eine halbe Stunde mit einem Jungen zu warten, der sogar noch zur Schule ging und noch zusätzlich keine Zukunftspläne hatte, so wie gefühlt jeder Jugendliche in Seoul.

,,Außerdem, bitte duze mich, sonst fühle ich mich noch alt", lachte ich auf, aber er nickte nur unsicher und wurde wieder ruhiger.
Um die Stille zu brechen, stellte ich ihm ein paar Fragen, auch wenn ich mich ehrlich gesagt, nicht wirklich für ihn interessierte.

,,Wie alt bist Du?"

,,Siebzehn und Si- du?"

Ich lachte kurz leise auf, während ich immer wieder kurz meine Finger vom Lenkrad nahm, da dieses Drecksding noch immer glühte, wie zuvor und ich mich daran viel zu oft verbrannte.

,,Zwanzig"

Noch einige Minuten länger in diesem Auto und meine Hände waren die längste Zeit meine besten Freunde.
Sie hassen mich bestimmt, wie die Pest, weil ich ihnen solche Schmerzen antue.

,,Und wie heißt Du?"

Der Versteckspieler  | TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt