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,,Wolltest du nicht schon längst nachhause?"
Der, ans Bett gefesselte, Xiaojun sprach mit verdutztem Unterton zu mir.
Seine Eltern waren bereits gegangen, da er stationär von der Klinik aufgenommen wurde, um ihn vor Umwelteinflüssen zu schützen. Zudem hatte er Glück, dass sie hier eine Klimaanlage hatten, da es sonst eine stickigwarme Nacht für ihn gewesen wäre.

Ja, natürlich hatte ich mir die ganze Zeit erwünscht, in meinen eigenen vier Wänden zu sein, doch der mysteriöse Bube, der auf XiaoJuns Bett thronte, ließ mich einfach nicht gehen.
Nicht falsch verstehen, er hatte bis jetzt noch immer kein einziges Wort mit mir gewechselt, aber er... er an sich. Wagen wollte ich es. Seine Nummer brauchte ich unbedingt.

Bescheuert wäre es, wenn ich ihn einfach ansprechen würde mit:  ,Hey, ich starre dich schon die ganze Zeit so aufdringlich an, da kam mir so etwas in den Sinn. Ich habe vorhin meine Telefonnummer verloren. Darf ich deine haben?'

Und da kamen sie.. die unfassbar schlechten Anmachsprüche, die nun nicht mehr aus meinem Kopf wollten, sondern sich schön ein Nest gebauten hatten und sich immer wieder neu abspielten. Hätte ich damals nur nicht das Netz nach Anmachsprüchen durchstöbert, zu meiner Jugend, als ich ein Mädchen aus meiner Parallelklasse beeindrucken wollte, da ich mich vielleicht etwas in sie verguckt hatte, eigentlich nicht.
So unromantisch es auch klang, eine Wette sollte mich dazu bringen, dieses Mädchen um den Finger zu wickeln.
Nur blieben mir die Sprüche für immer im Kopf erhalten.

'Ich bin Meister Propper, darf ich dir dein Becken schrubben?'

Hör bitte auf. Ist doch schon Schandtat genug, dass ich wirklich dachte, diese Sprüche würden absolut bei Mädchen ziehen und sie würden voll darauf abfahren. Tun sie übrigens nicht! -  Falls du das gleiche versuchen wolltest. Ich warne dich nur dieses eine mal.

'Mein Name ist Taeyong, nur damit du weißt, was du stöhnen musst'

'Wer hat nur die-'

Ein leises Husten unterbrach meine unfassbar verwirrenden Gedankengänge, die ich mir gleich wieder aus meinem Kopf schüttelte, um meine Aufmerksamkeit an die beiden Jungs zu richten.

,,I-ich! Ich brauche deine Nummer"

Sofort schlug ich mir meine Hände auf den Mund, als mich alle beide mit riesigen Augen ansahen, als hätte ich gerade etwas verbotenes erzählt. Und so fühlte es sich auch an.
Vielleicht hätte ich still sein sollen. Warum spreche ich auch immer das aus, was ich denke?
Oh Gott, nein. Bitte guck' mich nicht so schief an, hätte ich bei dir doch eine Anmache benutzen sollen?

,,Du meinst mich?"

Die ersten Worte, die der wunderschöne, bezaubernde, vom Himmel gestohlene Junge sprach.
Mein Herz pochte mir vor Hektik und Anspannung beinahe aus der Brust.
Alles war für diesen Augenblick surreal.
Wie konnte ich es nur wagen, solche Worte zu einem Jungen zu sprechen, der nicht nur minderjährig, sondern auch noch fremd war.
Bin ich denn jetzt gänzlich von allen guten Geistern verlassen? Und noch Irre dazu?

,,Also, ich meine. Das einzige, was ich von dir weiß, ist dein Name", lachte der Jüngere verlegen auf und kratzte sich dabei ratlos am Hinterkopf, was meine Knie erweichen ließ.
Oh bitte sag doch einfach Ja!
Es ist gar nicht so schwer J - A.

,,Mhh...  Ja.. Also. Na gut, was soll schon großes passieren? "

Ein Stein löste sich und fiel mir direkt vom Herzen, als er diese Worte, zwar zögerlich, aber dennoch extrem ernstgemeint sprach, und mir schon mein Handy aus der Hand nahm, um seine Nummer einzuspeichern.
,,Ich bin übrigens Chittaphon"

Das Lachen, womit er seinen Satz beendete, erwärmte mir jetzt schon mein Herz, auch wenn ich definitiv davon überzeugt war, dass da niemals zwischen uns etwas laufen würde, sondern wir eine Freundschaft entwickeln könnten.

Wer konnte denn schon wissen, was uns die Zukunft bringen wird?

Der Versteckspieler  | TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt