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Schwitzende Körper, die sich aneinander rieben.
Mein Trommelfell kurz vorm Platzen, hatte mein Handy schon ganz nah bei mir, um jeden Moment einen Arzt erreichen zu können.
Der muffige Geruch von jeglichen Ausscheidungen des Menschen, dazu gehörte diesmal nicht nur Schweiß.
Angewidert verzog ich mein Gesicht, bereute, überhaupt zugesagt zu haben. Viel lieber läge ich an so einem Tag mit Chittaphon auf der Couch, mit Champagner in den Händen, fröhlichen Gesichtern, von 10 zurückzählend, bis die bunten Farben am Himmel erleuchten würden.
,,Ich liebe dich", hätten wir an Neujahr zueinander geflüstert, uns im Ascheregen geküsst und versprochen, den anderen niemals gehen zu lassen.
Wir hätten unsere Vorsätze besprechen, Tischknaller zünden oder ein Festmahl vorbereiten können.
Stattdessen stand ich hier, zerquetscht von der Menge, die bereits zum dritten Mal zum gleichen Lied tanzte, ohne zu merken, dass eine neue Platte eingelegt werden musste, sonst würde dieses Lied in Endlosschleife weiterlaufen.
Betrunkene, überall!

Was suchte ich überhaupt bei so einer Teenagerparty, wo mich nur einer als Lee Taeyong, den Schauspieler, entziffern konnte, da er nüchtern durch die Leute huschte und nach dem Rechten sah?
Jaehyun, der Name des Gastgebers, der für diese Party verantwortlich war und diese organisierte.
Ohne ihn wäre ich nie hier gelandet.

,,Woaah, Bist du nicht Lee Taeyong?", erinnerte ich mich an die erste Begegnung mit dem Grübchengesicht, vor zwei Stunden und fünfunddreißig Minuten, im gemieteten Partyraum.
Chittaphon drückte ihm dabei gleich die Hand vor den Mund, als hätte mich noch irgendjemand genau dann erkannt, wenn mein Name ertönte.

,,Das ist Jaehyun, ein Kumpel aus meinem Freundeskreis", stellte er mir den Typen vor, der sich gerade kurz abwand, um neue Gäste zu begrüßen und mir dann freundlich die Hand zu geben.

Seltsamerweise habe ich die beiden seitdem nicht eine weitere Sekunde miteinander sprechen hören, obwohl sie doch so gute Freunde seien.
Mein Freund hing gerade an der Theke und unterhielt sich mit zwei weiteren Jungs.
Was sollte ich hier nochmal?

Blieb mir nichts anderes übrig, als rauszugehen, da der Gehalt von Sauerstoff im Raum, sich immer weiter verminderte und ich bereits zu hecheln begann, wie ein erschöpfter Hund, der gerade fünf mal das Stöckchen holen sollte.
,,Hol dir deinen Stock doch selbst"
Der Schäferhund in meinen Gedanken begann tatsächlich zu seinem Besitzer zu sprechen. Ich war verrückt geworden.

Die Befreiung kehrte erst ein, als ich aus dem Gebäude trat und mich erschöpft auf die drei Treppenstufen fallen ließ, die nicht von Schnee bedeckt waren, da dieser bereits vor wenigen Tagen geschmolzen war.
Glücklicherweise verdunstete und verschwand der Matsch auch schnell in den unzähligen Gullis der Stadt.

Der Nachthimmel erstrahlte weit über meinem Gesicht. Eine klare Nacht, selbst der Mond leuchtete heller, als jeder einzelne Stern.
Schon hatte ich über den Mangel an Sauerstoff vergessen, da mir die draußenherrschende Luft genug verabreichte.

,,Keine Lust mehr?", ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir.
Ein Fremder mit dem Gesicht eines Models trat heran, fragte ob er sich setzen durfte.
Natürlich verneinte ich nicht, da er ebenfalls so wirkte, als hätte er nie einen Tropfen Alkohol zu sich genommen.
Seine dunkelbraunen Haare, die mich gleich an die Jaehyuns erinnerten, hingen ihm schräg über seine markante, viel zu reine Fassade.
Runde, große Augen, die mich gleich an einen Welpen erinnerten, der gerade nach Essen bettelte.

,,War mir zu stickig"

,,Oh ja, mir auch."
Paradoxerweise zündete er gerade jetzt eine Zigarette an, die er zwischen seine Lippen klemmte und mich fragte, ob ich doch auch wollte.
Danke, dass du mir meine letzte, gute Luft auch noch verpestest, klasse Leistung.

,,Warum bist du hier? Siehst nicht wirklich aus, wie einer, der zu Jaehyuns Clique gehören könnte.", lachte er auf und pustete eine große Rauchwolke über uns.

,,Chittaphon."
Mein einziges Wort, das ich von mir gab, ohne weitere Erklärungen dazu.
Immerhin war es noch immer ein Fremder für mich, den ich nicht einfach vertrauen sollte.
Seine nächsten Worte lösten jedoch in mir Konfusion aus.

,,Ach ja, Chittaphon ist ja auch mit Jaehyun befreundet. Kann ich überhaupt nicht verstehen."

Der Versteckspieler  | TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt