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,,Schau nach"
Die Worte der älteren Dame, der ich mein Leben zu verdanken hatte.
Sie war es, die mich immer beschützte, die mir ein Dach über den Kopf verschaffte und mich fütterte.
Eine große, kartonbraune Box vor den Augen des 12 Jährigen.
Ein typisches Paket, was oft bei uns Zuhause stand, wenn wir Bücher geschenkt bekommen haben und das nicht gerade selten.
So viele Bücher zum lesen standen in unserer vierzig Quadratmeter großen Wohnung umher. Jeder Schrank. Von Krimis, bishin zur Weltliteratur, Romane oder auch unzählige Thriller.
Lesen tat ich für mein Leben gern, seitdem meine Lieblingsfrau mir das beigebracht hatte.

Nur gab es eine Sache an diesem Karton, die anders war.
Große, runde Löcher auf der oberen Seite, die mir gleich ins Auge stachen.
Sowas hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
War es etwa kaputt?
Mit die erste Frage, die in meinem Kopf umherschwirrte.

Meine kleinen Kinderhände legten sich auf die Pappe, die die ältere Frau gerade vorsichtig mit einem Küchenmesser aufschnitt.
Kinder waren die neugierigsten Menschen der Welt, besonders wenn es um etwas ging, was sie nicht kannten. Mit ihren Sinnen nahmen sie Informationen auf, packten diese zusammen in einen Ordner mit ähnlichen Geschehnissen in der Vergangenheit und analysierten diese nochmal.
Verwirrung entstand dann, wenn etwas völlig Neues sie überrumpelte und das Gehirn keine Ähnlichkeiten zu Erlebnissen hinzufügen konnte.

Von Schnitt zu Schnitt schlug mein winziges Herz immer schneller und schneller.
Nicht oft konnte man mich mit Geschenken beeindrucken, aber ich hatte die alte Dame mit ihren Mann belauschen können und dort redeten sie von etwas ganz Großem.

Es war Liebe auf den ersten Blick, als ich die Flügel des Kartons umklappte und ein schüchternes Wesen auf dem Boden erschien. Es guckte zu mir hoch, dass mein Herz einen Aussetzer machte.

,,E-ein.. Ein.. einn", stotterte ich immer wieder.

,,Hol das Geschenk mal raus."

,,E-ein.. ein Hund", überschnitten sich unsere Wörter, als ich das zierliche Wesen behutsam am Bauch packte und anhob.
Ein winzig kleines Kläffen ertönte aus der zitternden Schnauze des Hundewelpen.

Er hatte Angst vor mir.

,,Es ist ein Mädchen. Wie magst du sie denn nennen, Taeyong?", wurde ich gefragt, während ich sie bereits fest in meine Arme nahm.
Nie hatte ich mich zuvor so schnell verliebt.
Die Augen des Hündchens leuchteten und funkelten zu mir hinauf und da wusste ich schon, dass wir die besten Freunde werden.

,,Ruby! Rubyy!"

Vor acht Jahren, meine erste Kindheitsliebe.
Das einzige Mädchen, was bis dahin Interesse gezeigt hatte.
Noch heute erinnerte ich mich an die Glücksgefühle, die meinen Körper durchzogen und die Liebe, die in mir hochkam.
Der einzige Moment, der mit diesem Tag vergleichbar war, war der jetzige... in dieser Sekunde.

Wo Chittaphon mich fragte, ob ich sein Freund sein mochte, meine Antwort zu eindeutig war und wir uns aneinander klammerten, wie ein verliebtes Pärchen.
Okay... Absofort waren wir ein verliebtes Pärchen.
Aber ich konnte es noch gar nicht realisieren, da es so schnell verlief.

,,Ich liebe dich, Chittaphon"

Der schwarzhaarige ließ seine Finger, geschmückt von Silberringen, über meinen Körper gleiten und trug dabei ein so breites Lächeln, wie nie zu vor.

,,Ich liebe dich auch, Taeyong"

Das erste Mal in meinem Leben, abgesehen von Ruby, wo jemand meine Liebe erwidern konnte.

Der Versteckspieler  | TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt