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Noch vor 5 Minuten lag Chittaphon in meinen Armen, hatte mit mir gekuschelt und sich wohl gefühlt.
Wie ein Kätzchen drehte er sich umher und tippte auf meine Lippe, Bevor er sie küsste.
So oft sagte er mir, dass er mich liebte.
Jedes einzelne Wort von ihm fühlte ich in meinem Herzen, jedes ,,Ich liebe dich"

,,Wir sehen uns morgen Abend? Bei mir."

Seine letzten Worte als er aus meiner Haustür trat, dabei sein Gesicht im schwarzen Schal versteckte.
Lange teilten wir noch die Blicke, konnten es einfach nicht lassen.
Ein weiterer Kuss, der auf meinen Lippen landete.
Am liebsten hätte ich ihn wieder zurück in mein weiches, frischbezogenes Bett gezogen, wo wir gerade erst herkamen.
Ich verstand, dass er loswollte, so lange hatte er sich doch auf diese Party gefreut, um einfach wieder vom Schulstress abschalten zu können.
So kurz vor dem Abschluss stehend, gelang man umso schneller in Krisensituationen, verlor jegliche Kraft und wollte am liebsten aufgeben.

Hätte ich nur das ganze Wissen gehabt, was er besaß, dann wäre ich als Ansprechpartner ausreichend gewesen, um für die Prüfungen zu lernen.
Zu jung hatte ich die Schule abgebrochen, zu wenig Logik in meinem Kopf, zu wenig Grundwissen, worauf ich hätte aufbauen können.
Wenn Chittaphon zu lernen begann, benötigte ich meist ein Wörterbuch, da ich nicht mal die Worte kannte, die in den Aufgabenstellungen benutzt wurden.
Und ich schwebte noch vor kurzem mit dem Gedanken dabei, mein Abschluss nachzuholen.

,,Morgen um 17 Uhr?"

Leicht nickte ich und sah zu unseren Händen, die sich schrittweise und langsam voneinander lösten.
Seine Hand glitt aus meiner und er setzte sie stattdessen an der Türklinke an, um hinaus zu treten.

,,Bis morgen"

Keine wirklichen Sorgen machend, schaffte ich es schnell auf der Couch einzuschlafen, ohne das gewollt zu haben. Die Serie im Fernsehen schien so langweilig ohne Chittaphon, dass mein Körper sich gleich zu verabschieden vermochte und meine Augen so schwer wie Gewichte wurden.
Erst fünf Kilogramm, nach wenigen Minuten auch schon die Zehn.
Bis meine Augen nicht mehr der Schwere standhalten konnten.

Gut hatte ich geschlafen.
Traumlos. Nachdenkungslos.
Nur meine Rechnung hätte es später nicht gut mit mir gemeint, da sowohl die Strom- als auch Heizkosten zurzeit überdimensional hoch lagen und ich wahrscheinlich mein Erspartes der letzten Wochen dafür zusammenkratzen musste.
Der Fernseher lief noch, als ich meine Augen öffnete und das Telefon neben mir klingelte.
Ich hatte aber nicht gemerkt, dass es bereits zum vierten Mal bimmelte.
So tief hatte ich wohl geschlafen.

Meine Arme noch schwach und zittrig wie Wackelpudding. Ein Kampf mit sich selbst, um das Telefon zu erreichen. Nur für die Mailbox, die ich meisten nicht mal abhörte.
Niemand sprach jemals auf diese, doch wut stieg in mir auf.
Wütend war ich, nur für die dumme Sprachbox hatte ich mich bewegt und hätte nie wieder einschlafen können. Mein Körper war zu wach, leider viel zu wach.

Verflucht war die Person, die das Gerät zum Läuten gebracht hatte.
Ich wollte nur noch wissen, wen ich für diese Ruhestörung verantwortlich machen durfte.
Nur deshalb hob ich ab.
Mit allem rechnete ich.
Mit jedem rechnete ich.

" ... Sie haben eine weitere Nachricht auf ihrer Sprachbox, erhalten am 13. Januar. 2019 um 9:37 :  ,,T-taeyong? Hier ist Pim, Chittaphons Mutter. E-er ist seit gestern nicht mehr nachhause gekommen und auch nicht mehr erreichbar. Ich mache mir tierische Sorgen. Falls du etwas weißt, r-ruf bitte zurück" Zum Wiederholen dieser Nachricht, drücken Sie bitte die 7."

,,Nächste Nachricht erhalten am 13. Januar 2019 um 10:08 :  Taeyong, w-wo ist Chittaphon? Jaehyun meinte, dass er schon gegen neun von der Party gegangen sei. Bitte ruf' ganz schnell zurück, ich weiß nicht mehr weiter."

Der Versteckspieler  | TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt