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In den Fängen
des Versteckspielers

Es vergingen Stunden.
Stunden in denen sich der Schwarzhaarige im Schlafzustand an die Decke krallte und vor sich hinmurmelte.
Anstatt jedoch zu gehen, die Party zu genießen und Quatsch zu bauen, blieb Jeonghwa neben ihm auf dem Schreibtischstuhl von Jaehyun sitzen und musterte genau die Gesichtszüge des Schlafenden.

Er sollte etwas zur Ruhe kommen, bevor sie ihn nachhause gehen lassen würde. Alkoholisiert hätte sie die Angst getragen, er würde einen Autounfall haben oder nicht mehr sein Eigenheim finden.

,,Jeonghwa was-"

,,Pscht!"

Die beste Freundin von dem zierlichen Mädchen stand im Türrahmen.
Niemand wusste genau, wie lange sie dort schon stand und ob sie mitbekam, wie sehr sich Jeonghwa um den Jungen, dessen Namen sie nicht mal wusste, sorgte.

,,Wer ist das? Und was tust du hier?"
Ihre Freundin hatte deutlich die Dynamik in ihrer Stimme von mezzoforte auf piano gedreht und näherte sich nun den beiden, die schon ein süßes Liebespaar dargestellt hätten, wäre der Schwarzhaarige nicht schon längst vergeben gewesen.

,,Wheein", sprach Jeonghwa ihre kurzhaarige Freundin, mit blondgefärbten Haaren an und deutete mit ihren Fingern, dass sie näher treten sollte, damit sie flüsternd die Geschichte vom Badezimmer erzählen konnte.
Bis auf das kleinste Detail ratterte sie die vergangenen Szenarien runter und die Augen der Blondhaarigen wurden immer größer.

,,Und was jetzt?"

,,Siehst du doch, wir lassen ihn schlafen und wenn er wach ist, kann er geh-"

Als hätte der Teufel mit ihnen gespielt, so trat der schwerbetrunkene Gastgeber herein, der sich auf seinem Bett breit machen wollte und durch seine 3 Bilder die Sekunde nicht mal erkennen konnte, wo sein Bett noch genau stand.
Nur durch Erinnerungen hatte er den Ort im Kopf und ließ sich fallen, nicht damit rechnend, dass schon längst jemand anderes sich darauf bequem gemacht hatte.

,,Huh- Was soll daaas", lallte Jaehyun, als sein guter Kumpel neben ihm lag und soeben durch das ständige Ruckeln und Knarzen des Bettes wach wurde.
Richtig zum Leben erweckt wurde erst dann, als der Volljährige ihm von der Matratze schmiss mit den Worten: ,,Bah Chittaphon, bist du schwul oder was!?"

Zwei schockierte Gesichter im Raum.
Die beiden Mädchen, die baff daneben standen, während Jaehyuns Blut vor Wut zu Kopf stieg.
Keiner wusste, was ihn so wütend machte, doch der Schwarzhaarige wäre wohl sein nächstes Opfer gewesen.

,,Bleib doch mal ruhig, Junge", meldete sich als erstes Wheein zu Wort, die aus ihrer Trance erwachte und Chittaphon aufhalf, um mit ihm aus dem Raum zu gehen, Richtung lautdröhnender Partymusik.
Ihre Hände an seiner Schulter.

Viel zu spät hatte sie bemerkt, dass der Junge Tränen in den Augen hatte.
Sie liefen in den Flur, wo er sich tonlos seine Schuhe anzog.
Nüchtern schien er noch nicht vollkommen zu sein, denn er brauchte ganze drei Minuten, um seinen ersten Schuh zu binden und zwei weitere Minuten für den Reißverschluss seiner Jacke.

Ein Blick.
Er sprach mehr als tausend Worte es je hätten tun können, so viele Gefühle waren damit verbunden.
Die Augen trafen aufeinander.
Wheein und Chittaphon.
Einer von beiden sah verschwommen, was nicht mehr am Alkohol lag, sondern der Unsicherheit und dem Schmerz, wie abwertend sein Kumpel mit ihm doch gesprochen hatte.

,,Tschüss", waren die letzten Worte des Jugendlichen, als er die Türe mit seinen dünnen Fingerchen öffnete und Wheein alleine auf dem Flur stehen ließ.

Er hätte es niemals tun dürfen.
Der größte Fehler seines Lebens stand ihm bevor und er hätte nicht mehr entkommen können.

Der Versteckspieler  | TaetenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt