Ein Abend am Lagerfeuer

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„Tobias, was ist los? Du siehst mich ja an, als würdest du mich nicht wieder erkennen", erwiderte ich etwas gereizt. „Lena... dein Fell...", brachte er bloß hervor. Ich drehte meinen Kopf, um auf meinen Rücken zu schauen und erschrak. Wie ist das möglich? Ich sah zu Tobias und sagte: „Warum... Warum ist mein Fell weiß? Wo sind die Tigerstreifen?", wollte ich wissen, doch Tobias war wie erstarrt. Ich schaute auf meine Pfoten und wollte meine Krallen ausfahren, doch sie waren nicht wie früher. Sie waren kurz und stumpf und ähnelten denen eines Werwolfes. „Was ist hier los? Träume ich etwa?" „Wenn ja, dann sollte mich mal jemand kneifen, denn ich sehe auch nur einen weißen Werwolf vor mir", sprach Tobias endlich. „Aber wie ist das möglich?" „Ich glaube es hängt damit zusammen, dass du meinen Speichel geschluckt hattest, als du bewusstlos warst. Sebastian war der Meinung, dass du so schneller aufwachen würdest." Okay, etwas angewidert war ich schon, denn die Vorstellung, dass Tobias Sabber meinen Rachen runter glitt, war abartig. „Das heißt, du hast mich ‚verwandelt'?" Tobias nickte leicht. Das heißt, ich werde in Zukunft nicht mehr gejagt werden!, kreischte ich in Gedanken voller Freude. Ich rannte auf Tobias zu, sprang ihn um und schleckte ihm das Gesicht ab. „Danke, danke, danke!", sagte ich und leckte ihm unterm Kinn. Er war leicht geschockt, sagte jedoch, als er sich gefangen hatte: „Ist doch okay." Ich sah ihn strahlend an, doch sein Blick war traurig und abwesend. „Ist irgendwas?", fragte ich nun auch traurig und nahm meine großen Pfoten von seiner Brust. „Nein. Alles gut", murmelte er und rappelte sich auf. „Ich glaube dir nicht. Sag es mir doch", forderte ich. „Es ist alles gut", bekam ich nur als Antwort und Tobias drehte sich um und ging. „Wohin willst du?!", rief ich und wollte gerade hinterher laufen, als Tobias sagte: „Dorthin, wo du nicht mitkommst. Ich komme gleich wieder." Dann verschwand er hinter einer dunkelgrünen Tanne und war verschwunden. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit und ich dachte mir: Was ist, wenn er mich in eine Falle gelockt hat? Wenn er mir alles nur vorgetäuscht hat? Ich brach in Panik aus und rannte in irgendeine Richtung. Bald sah ich eine große Eiche und wollte hinaufspringen, doch meine Krallen hielten sich nicht am Holz fest, sodass ich abrutschte und auf den Rücken fiel. Ich winselte laut und plötzlich wurde alles schwarz.

Ich erwachte von dem Geruch von Rauch. Schnell öffnete ich die Augen und sah sofort das Feuer, welches 4 Meter von mir entfernt stand. Rauch qualmte mir ins Gesicht und ich wollte aufstehen, doch mein Rücken schmerzte höllisch und zwang mich zurück in die Knie. „Bleib liegen!", ertönte eine Stimme hinter mir und ließ mich zusammenschrecken. Es war Tobias, der genüsslich an einer Zigarette rauchte. „Seit wann rauchst du denn?", fragte ich, doch er verstand mich nicht, denn ich war noch immer ein Werwolf, wie ich mich nun endlich nennen konnte. Also verwandelte ich mich ohne bedenken und zucke zusammen, als meine Wirbelsäule sich bog. Sofort spürte ich die kalte Nachtluft auf meiner Haut und zuckte nochmals zusammen. „Ich hatte doch gesagt, du sollst dich nicht -" Tobias stockte und drehte sich schlagartig um. „Du hast mich doch schon mal in Unterwäsche gesehen. Na ja, fast. Oder habe ich irgendwie zugenommen?", fragte ich etwas aufgebracht. „Ich würde nicht weggucken, wenn du nur in Unterwäsche vor mir liegen würdest." Zuerst verstand ich nicht, doch als ich an mir runter blickte, sah ich, dass ich splitterfasernackt dalag. WTF?! „Warte ich gebe dir deine Sachen. Hast du Unterwäsche dabei?", fragte Tobias mich und holte meinen Rucksack hervor. „Natürlich! Das wäre ja ekelig wenn nicht!", stieß ich hervor und nahm den Rucksack entgegen, den er mir hinhielt. Zügig zog ich mich an, immer darauf bedacht, meinen Rücken nicht zu sehr anzustrengen. Nachdem ich mich vollständig angezogen hatte, setzte ich mich neben Tobias und sagte: „Du kannst dich jetzt wieder umdrehen." Er sah mich fragend an, die Kippe immer noch im Mund. „Und nimm die Zigarette aus dem Mund. Ich wusste überhaupt nicht, dass du rauchst", erwiderte ich und sah ins Feuer. „Tja, dass wusste ich vorher auch nicht. Aber jetzt schon. Willst du auch?", fragte er und hielt mir die Kippe hin. Ich winkte ab. Er zuckte die Schultern und steckte sich die Zigarette zwischen die Zähne. „Ich werde dich nie wieder küssen", sagte ich und sah ihn an. Er zog die Augenbrauen hoch und schmiss dann den Zigarettenstummel ins Feuer. „Das tust du sowieso nicht. Du hast mit mir Schluss gemacht", entgegnete Tobias und sah mich mit undefinierbarem Blick an. „Ja, nachdem du mich versucht hast zu töten. Aber wer weiß, ich habe in dieser kurzen Zeit wieder mehr Vertrauen zu dir aufgebaut. Kann alles möglich sein. Aber bestimmt nicht wenn du rauchst." Er zog eine Augenbraue hoch und bedeutete: „Weißt du eigentlich, dass du mir gerade gesagt hast, das du mich küssen willst?" Mist! Meine Wangen fingen an zu glühen, doch ich sah Tobias weiter in die Augen. „Lächel' mal!", forderte ich, woraufhin er mich komisch ansah. „Na los!" „Ich lächle nicht mehr. Das passt zu meiner Art nicht." Ich schnaubte, stand auf und stöhnte auf, als der Schmerz in meinem Rücken zurückkehrte. Sofort war Tobias neben mir und fragte besorgt: „Geht's wieder?" Zornig sah ich ihn an. „Aber das kannst du, oder was? Lächeln geht nicht, aber dich um jemanden sorgen ist okay, oder was?! Ich glaube bei dir hackt es!" „Lena! Ich mache mir um dich Sorgen, ja! Aber dadurch, dass ich für immer mit dem König in Verbundenheit stehe, macht es mir nicht einfach, zu lächeln. Ich werde nie wieder ein glückliches Leben haben." „Warum machst du solche Scheiße denn?! Ich hätte mich ihnen nie angeschlossen, wenn ich du gewesen wäre! Und halte mir jetzt nicht vor, dass das ist, weil sie mich mal gejagt hatten oder es immer noch tun. Aber ich hätte mich ihnen nie angeschlossen, wenn ich gewusst hätte, dass sie meinen eigenen VATER ermordet hatten, von denen ich gerade Mal ein paar Minuten wusste!" Von meinen Worten war er baff, sagte jedoch: „Wenn ich dir so dumm vorkomme, dann geh doch einfach! Denkst du, ich bereue nicht, was ich getan habe?! Denn genau das tue ich - jeden Tag, jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde! Weil ich dich dadurch verloren habe! Aber wenn du mich nicht mehr liebst, dann habe ich auch keinen Grund mehr zu leben!" Jetzt war ich baff. Tobias sah mich noch ein paar Sekunden an, setzte sich dann aber wieder und holte eine Zigarette aus seiner Hosentasche. Er zündete sie sich an und zog kräftig dran, sodass er husten musste. Diesen Moment nutzte ich aus, schnappte mir die Zigarette und zog ebenfalls kräftig dran, dass auch ich husten musste. Der Geschmack war widerlich und am besten hätte ich mich jetzt übergeben, doch ich blieb tapfer und zog noch einmal dran. Danach gab ich sie Tobias wieder, der mich verdutzt anstarrte. „Du bist echt Gewöhnungsbedürftig. Deine Laune wechselt von einer zur anderen und deine Meinung ebenfalls", erklärte er und schmiss die Kippe erneut ins Feuer. „Aber ich will nicht, dass du auch rauchst. Also lass ich es auch." „Nicht nur ich habe Stimmungsschwankungen, sondern auch du", sagte ich nachdem ich mich neben ihn gesetzt hatte. Wir bleiben noch eine Weile am Feuer sitzen, bis ich mich vor Müdigkeit an seiner Schulter anlehnte und einschlief.

Ich finde, mir ist das Kap nicht allzu gut gelungen. Wenn ihr das selbe findet, dann schreibt es bitte in die Kommentare, dann überschreibe ich es noch einmal ;)

Eure Celine

Für immer verfolgt | Abgeschlossen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt