Die Verfolgungsjagd

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Ohne nachzudenken sprang ich vom Balkon, hatte aber vergessen, dass ich mich überhaupt nicht verwandeln konnte. Dennoch versuchte ich es und… es klappte. Weich landete ich auf meinen Pfoten und preschte zu Tobias rüber. Als er mich sah hörte e auf zu heulen und sah mich überglücklich an. Er rannte mir ebenfalls entgegen und schon schmiegten sich unsere Köpfe aneinander. Ich leckte ihm über die Wange und er tat da gleiche bei mir. „Warum bist du weggelaufen?“, fragte er besorgt. Ich schaut auf den Boden und bat: „Können wir nachher darüber sprechen?“ Er nickte und bedeutete mir, ihm zu folgen. Wir rannten aus dem Innenhof raus und blieben ruckartig stehen. Vor uns stand ein hellgrauer Werwolf mit braunen Augen - oder besser gesagt haselnussbraunen Augen. „Sohn“, sagte der Werwolf nur und ich erkannte ihn an der Stimme wieder. Es war der Mann aus dem Gefängnis - der ehemalige König der seinen Sohn verloren hatte. Tobias starrte ihn an, seine Beine zitterten leicht. Ich kuschelte mich näher an ihn um ihn mehr halt zu verschaffen. Der Werwolf vor uns hatte einen traurigen Blick aufgesetzt. „Ach ja du kennst mich ja überhaupt nicht“, sagte der graue Werwolf und senkte den Kopf. „Doch“, flüsterte Tobias neben mir und fügte hinzu: „Ich habe dich öfters in meinen Träumen gesehen. Ich war noch ganz jung und du hast mit mir gespielt. Entweder saß ich auf deinen Schultern oder auf deinem Rücken, wenn du ein Werwolf warst.“ Im Auge des grauen Werwolfes blitzte eine Träne auf und er sagte: „Das waren Kindheitserinnerungen.“ Er schritt auf Tobias zu und sah ihm fest in die Augen. Ja, sie hatten wirklich die gleiche Augenfarbe. Dann schmiegte Tobias sich an seinen Vater und dieser tat es ihm nach. Hinter mir hörte ich Gejaule und Geheule. „Wir müssen los“, sagte der graue Werwolf und rannte voraus. Wir konnten leicht mit ihm Schritt halten, denn er war wirklich älter als ich dachte. Als die anderen Werwölfe - es waren bestimmt mehr als 20 - nähr rückten, erklärte der alte Werwolf: „Geht schon mal vor. Ich lenke sie etwas ab.“  „Nein!“, schrie Tobias und sah ihn geschockt und traurig an. „Junge, es ist unsere einzige Möglichkeit. Ihr habt noch starke Knochen und frisches Blut, im Gegensatz zu mir.“  „Ich will dich aber nicht verlassen, Vater.“  „Du läufst jetzt mit deiner Gefährtin vor, sage ich.“ Und dann lief er auch schon in die andere Richtung. „Nein!“, schrie Tobias und wollte umkehren, doch ich biss in seine Schulter und sagte: „Erweise deinem Vater die letzte Ehre und tue was er dir gesagt hat.“ Er schaute beschämt auf den Boden was im rennen schwer zu erkennen war. Die Häuser und die Lichter flogen an uns vorbei. Ich hatte mich geirrt. Das Gebäude war kein Schloss gewesen, sondern eine Burg. Und um die Burg herum waren tausende von Steinhäusern aufgestellt worden. Wir rannten durch Straßen und Gassen, immer auf der Flucht vor den anderen Werwölfen. Ich wagte einen Blick nach hinten - überall waren braune, rote und auch gelbe (also blonde Werwölfe [ka wie das genannt wird ^^]) Gestalten die uns mit gebleckten Zähnen folgten. Ich wollte gerade wieder nach vorne schauen, als ich etwas bemerkte: Wo waren die nachtschwarzen Kreaturen, die mich all die Jahre verfolgt hatten? Ich sah sie nirgends. Da fiel mir eine Bewegung auf den Dächern auf. Heilige Scheiße! Sie rannten auf den Dächern um von dort besser auf uns hinabschauen zu können. Ich lief im Presspfotenlauf weiter die Straßen hinunter. Dicht gefolgt von Tobias und dahinter die Werwölfe. Als wir an einem  Tor ankamen standen dort zwei schwarze Werwölfe. Tobias und ich stoppten sofort - unsere Pfoten schlitterten über die Steine. Hinter und erschienen drei weitere schwarze Werwölfe. Wir waren umzingelt. Ein dritter Werwolf trat vor uns - seine Augen glühten rot. Ich hatte noch nie einen Werwolf mit roten Augen gesehen. Er betrachtete uns und sagte dann zu Tobias: „Du bist doch der Sohn von Lucius - sein eigentlicher Thronfolger.“ Tobias klappte die Kinnlade runter, was irgendwie komisch an einem Werwolf aussah. „Ach ja, dass wusstest du alles nicht. Tut mir Leid. Außerdem hätte ich mich vorerst vorstellen sollen. Ich bin Markus, der König der Werwölfe.“ Ich hörte nicht mehr zu und sah mich nach einem Fluchweg um. Ich konnte geschickt über die Mauer springen, aber Tobias nicht. Doch dann könnte ich die anderen Werwölfe ablenken und er könnte dann einfach weiter laufen. Gesagt, getan. Ich lief zur Seite - wo zwei braune Werwölfe standen - und sprang über die Mauer. Oben krallte ich meine Krallen in die Steine und zog mich mit aller Kraft hoch. Meine Muskeln zitterten stark. Schließlich stand ich auf der Mauer und sprang auf der anderen Seite wieder runter. Und es funktionierte. Alle waren abgelenkt und Tobias flitzte flink an den schwarzen Werwölfen vorbei. Schon wieder rannten wir. Ich schaute nicht nach hinten, schließlich wusste ich, wer uns verfolgte. Mein Blick war auf das große Tor vor mir gerichtet - das Tor, welches aus dieser Stadt rausführte, dass Tor zur Freiheit. Ich rannte schneller sodass meine Pfoten schon fast über den Boden flogen. Tobias lief etwas hinter mir, verlor aber nicht an Tempo. Da sah ich, dass das Tor geschlossen wurde. „Wir… müssen uns… beeilen. Die schließen… die Tore“, rief ich Tobias außer Atem zu. Er hechelte genauso stark wie ich. Plötzlich ertönten hinter mir ein Reißen und dann ein Winseln. Schnell drehte mich um und blieb abrupt stehen. Ich schaute Tobias an. Vor mir tauchten Bilder auf, Bilder von seinem hübschen Lächeln, Bilder von unseren gemeinsamen Küssen. Und auch Situationen, wie er mich vor Jeremy und den anderen gerettet hatte, wie ich ihn danach verarztet hatte und wie wir gemeinsam vor den schwarzen Werwölfen weggerannt waren. Und ich hörte seine Stimme in meinen Ohren, als er sich mit seiner Mutter gestritten und mich verteidigt hatte. „Sie ist mein Leben!“, hatte er ihr damals ins Gesicht geschrieen. Dann verblassten die Bilder und Situationen wieder - auch seine Stimme wurde leiser und verschwand schließlich - und ich sah auf sein, im Mondschein glänzendes, graues Fell. Schaute in seine haselnussbraunen Augen mit dem glänzenden Schein, den nur ich sehen konnte. „Ich liebe dich“, hauchte er mir entgegen und dann schlossen sich seine wundervollen Augen und sein Brustkorb hörte auf sich auf- und abzusenken.

 Ich sitze gerade hier und schreibe dieses Kapitel mit Tränen in den Augen. Noch nie war ich wegen meinem eigenen Buch kurz vorm heulen.    Ihr dürft nun euren ganzen Frust in den Kommentaren auslassen.

Dennoch hoffe ich, dass das Kapitel spannend war und es euch gefallen hat. Auch wenn das Ende sehr traurig ist. Schreibt mir, ob ich das emotional genug ist, oder ob ich es noch etwas bessern sollte. Dankeschön :** <3

Eure Celine

Für immer verfolgt | Abgeschlossen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt