Der Fremde

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Ruckartig zog ich an der Eisenkette, hörte aber gleich wieder auf, als sich abgestumpfte Stacheln in mein Vorderbein bohrten. Ich konnte also nicht fliehen. Plötzlich stand ein glühendblaues Augenpaar vor meiner Zelltür und beobachtete mich. „Wo bin ich hier?“, fragte ich knurrend, doch das Tier bewegte sich nicht. Der Geruch von nassem Hund drang in meine Nase und mein Fell stäubte sich. Als ich fauchte ging der Werwolf schnaufend weg. Komischer Typ. Da hörte ich Schritte auf dem steinernen Boden. Mir gegenüber sah ich in dem schummrigen Licht drei Menschen. Die Zelltür wurde geöffnet und eine alte raue Stimme bat ängstlich: „Bitte, nicht. Ich habe mich euch schon unterworfen. Was wollt ihr noch von mir?“ Ein fieses Lachen ertönte und jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. „Deine Unterwerfung kam zu spät“, sagte eine jüngere männliche Stimme und fügte hinzu: „Deine Hinrichtung findet um 23 Uhr statt, also mach es dir noch etwas gemütlich.“ Dann erklang ein dumpfes Geräusch, so als würde man einen Sandsack auf den Boden fallen lassen und die ungeölte Zelltür wurde geschlossen und mit klimpernden Schlüsseln verriegelt. Wieder erschallte dieses dunkle, bösartige Lachen, doch diesmal stimmte ein anderes mit ein. Danach wurde eine schwere Tür zugezogen und ebenfalls verriegelt. Ich bewegte mich nicht. Ich wollte nicht, dass der alte Mann mich sah, doch er sagte bereits: „Schön das du auch wach bist, Lena. Ich habe schon sehnsüchtig darauf gewartet.“ Woher kannte er meinen Namen? Meine Glieder versteiften sich. Ich winselte leise. Dann hörte ich das reißen von Haut und eine Schnauze steckte sich aus der Zelltür mir gegenüber hinaus. „Mein Alter lässt es nicht zu, dass ich mich so oft verwandle, aber da es sowieso das letzte Mal sein wird, ist das schon okay“, erklärte der unbekannte Mann. „W-wer sind Sie?“, fragte ich zögerlich. Er schnaubte kurz, sagte dann aber: „Das ist unwichtig. Es geht jetzt nur um dich. Weißt du, wo du dich befindest? Weißt du, was mit dir geschehen wird?“ Ich schüttelte, den Kopf. Doch dann bemerkte ich, dass er es gar nicht sehen konnte. „Nein, woher denn? Ich wurde noch nie eingesperrt.“ Der alte Mann mir gegenüber hustete und erzählte mir dann: „Du befindest dich in dem Gefängnis des Königs. Unter seinem Schoss. Er wird dich töten, aber vorerst wird er dir eine Menge Fragen stellen. Ich rate dir nur: Beantworte keine. Auch wenn er dir versprechen wird, dass er dich am Leben lassen wird. Er wird dich trotzdem töten.“ Ich war verwirrt. Der Mann war mir fremd, und doch redete er, als würde er mich schon viele Jahre lang kennen. Wer war er? Plötzlich wurde eine massive Tür aufgeschlossen und aufgeschoben Ich drängte mich so weit es geht nach hinten - versuchte in die linke hintere Ecke zu flüchten, wo es dunkel war. Doch die Kette an meiner rechten Vorderpfote ließ es nicht zu und so, bohrte sie sich wieder in mein zartes Fleisch, dieses Mal sogar tiefer. Ich biss die Zähne zusammen und atmete leise ein und aus. Schritte kamen näher und verklangen schließlich vor mir. Eine männliche, raue Stimme sagte: „Hier sind Anziehsachen für dich. Und etwas zu essen und zu trinken.“ Dann drehte sie sich um und sagte zu dem Mann mir gegenüber: „Und für dich genau das gleiche.“ Danach ging er wieder weg. Plötzlich wurde meine Pfote warm. Schlagartig schaute ich hinunter und sah, wie etwas Dunkles meine schneeweiße Pfote hinunter lief. Ein eisiger Geruch kroch durch meine Nase: Es war Blut. Die Eisenstacheln hatten sich tief in mein Fleisch gegraben. „Darf man das Essen hier anrühren?“, fragte ich den Fremden Mann in der anderen Zelle. „Ich weiß es nicht. Also mein Wasser und mein Fleisch waren immer rein.“ Doch ich rührte es dennoch nicht an. Egal wie sehr mein Magen knurrte, ich ignorierte es. Als ich mir gegenüber leise Schmatzgeräusche vernahm, legte mich auf den Boden und leckte meine blutende Wunde. Danach bettete ich meinen Kopf auf die freie Pfote und gelangte in einen unsanften Schlaf.

 

Da ist auch schon das nächste Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch. Votet und kommentiert bitte fleißig weiter, damit ich weiß, dass ich das Buch weiter schreiben soll :) Bei dem nächsten Kapitel ist wieder eine Widmung zu vergeben, also schreibt ein schönes Kommi, wie ihr das Kapitel findet.

Und nun meine Fragen an euch: Wer ist wohl dieser fremde Mann und was wird Lena erwarten, wenn sie dem König gegenüber steht? Einfach in die Kommentare schreiben ;)

Für immer verfolgt | Abgeschlossen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt