Ich bin Ich

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Erstaunt sahen mich die Jungs an. Ganz besonders der Alpha. Seine Augen wurden zu Schlitzen und langsam kam er auf mich zu, umrundete mich und schnupperte. Er wird nichts riechen. Er darf nichts riechen! Als er mich ganz umrundet hatte baute er sich vor mir auf und sagte spöttisch: „Ein Mensch kann kein Werwolf werden. Es sei denn, er wurde gebissen. Doch du bist kein Werwolf und deshalb solltest du dich auch wie keiner aufführen und keinen anknurren!“ Ich wusste, dass ich jetzt eigentlich einen Rückzieher machen sollte, aber stattdessen reckte ich den Kopf nach oben und sah ihn stolz an. „Du hast mir überhaupt nichts zu sagen!“, entgegnete ich und grinste schadenfroh. Die anderen Jungs hinter ihm schnappten nach Luft und tuschelten miteinander. „Du hast es nicht anders gewollt!“, flüsterte der Junge vor mir, ließ seine Finger und seinen Nacken knacken und verwandelte sich dann. Kleidungsstücke flogen in die Luft und ich machte erschrocken ein paar Schritte zurück. Vor mir stand ein fast 2 Meter großer Werwolf. Sein Fell war dunkelbraun und er hatte himmelblaue Augen - seine weißen Zähne waren gebleckt. Mit zornigem Blick kam er auf mich zu. Als er vor mir stand, knurrte er und blies mir seinen feuchten Atem ins Gesicht - er roch nach rohem Fleisch. Etwas durchzuckte mich wie ein Stromschlag und in mir machte sich ein kribbelndes Gefühl breit. Das Gefühl, dass ich mich auch verwandeln würde, wenn er nicht sofort aufhören würde. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, versuchte, das Kribbeln wegzudrängen oder irgendwie aufzuhalten. Aber der Geruch von nassem Hund trieb das Kribbeln nur noch schneller vorwärts. Da spürte ich einen Luftzug und öffnete blitzschnell die Augen. Links von mir wurde der dunkelbraune Werwolf von einem blaugrauem auf den Boden gepresst. Er winselte zuerst, fing dann aber an zu knurren und biss seinem Angreifer in die Schnauze. Dieser quiekte auf ließ von dem braunen Wolf ab. Seine Rudelmitglieder gingen auf ihn zu wollten ihm helfen - er war an der Brust verletzt -, doch der Alpha knappte nach ihnen. Er wollte sich nicht helfen lassen. Er wollte seinen Stolz nicht verlieren. Mit wackeligen Beinen stand er auf und funkelte meinen Retter böse an. Dieser rannte nun wieder auf den braunen Werwolf zu und stieß ihn mit voller Kraft in seine, schon verletzte, Brust. Jeremy verlor den Boden unter den Füßen und schrammte auf dem Asthalt einige Meter weit bis zu einem Auto. Zum Glück sprang die Alarmanlage nicht an. Den anderen Jungs reichte es endgültig. Sie verwandelten sich ebenfalls und griffen den graublauen Werwolf an. Sie bissen ihm in die Flanke und den Bauch, die Brust und die Schultern. Ich konnte das nicht mit ansehen. Eigentlich hätte ich mich jetzt umdrehen und gehen müssen, aber ich wollte nicht mehr den ängstlichen kleinen Menschen abgeben, den ich nur vortäuschte. Ich wollte ich sein und niemand anderes. Aber ich wusste, dass ich mich in meiner anderen Gestalt nicht zeigen durfte. Deshalb wechselte ich nur die Augenfarbe - von meinem ursprünglichen blau zu einem grün - und stieß dann ein lautes Brüllen aus. Alle hörten auf zu kämpfen. Sahen nur mich an. Hatte ich zuviel von mir verraten? Wussten sie nun, was ich war?

Für immer verfolgt | Abgeschlossen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt