Abendessen

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Ein Klopfen riss mich aus dem Schlaf. Kann man hier nicht einmal in Ruhe schlafen?! Die Tür öffnete sich und das Mädchen, welches mich in das Zimmer geführt hatte stand im Türrahmen und sagte: „Ich wusste das du schläfst. Du hast jetzt noch gut eine Stunde Zeit um dich fertig zu machen. Wie gesagt: Wasche dich und zieh dir ein Kleid an. Am besten du lockst deine Haare. Und schmink dich ordentlich." Dann verließ sie das Zimmer. Wird man hier etwa gezwungen sich doll zu schminken? Ist ja abartig! Ich stand auf und streckte mich. Meine Muskeln waren steif vom vielen liegen in der Zelle und mein Handgelenk tat weh. Verwundert schaute ich rauf und sah tiefe Einstichstellen. Sie waren von der Eisenkette, die ich als Werkatze getragen hatte. Durch die Wunden konnte man meine Knochen sehen - zum Glück hatten sie nicht die Pulsader erwischt. Aber warum verheilte die Wunde nicht? Ich ging ins Badezimmer und stellte mich unter die Dusche. Dann tapste ich zum Kleiderschrank und holte mir ein dunkelblaues Kleid raus. Es war kurz, eng anliegend und hatte überall kleine silberne Punkte - das Kleid sah aus wie ein Sternenhimmel. Hinten konnte man das Kleid enger zurren, aber da musste ich wohl wieder auf das Mädchen warten und es fragen, ob sie das machen könnte. Das Kleid hatte einen großen Ausschnitt und breite Träger. Der Saum des Kleides war aus Spitze. Mir gefiel es. Dann ging ich wieder ins Badezimmer und wickelte mir Locken, die danach ebenfalls auf meine Schultern fielen. Gerade als ich den Lockenwickler weglegte kam das Mädchen wieder in mein Zimmer und sah mich ungeduldig an. „Du brauchst aber lange", sagte sie. Dann kam sie zu mir rüber, nahm meinen Pony - der so lang wie meine anderen Haare war - und flochtete (ist das die Mehrzahl von flechten? o.O) diesen zügig. Dann klemmte sie mir diesen mit einer silbernen Haarspange ins Haar. Nun sah meine Frisur noch schöner aus. Sie zog mich zum Schminkspiegel und platzierte mich auf dem Stuhl der davor stand, Sie riss irgendwelche Schubläden auf, tat mir Mascara drauf und einen dunkelblauen Eyeliner. Zum Schluss rougte sie meine Wangen noch etwas und tat einen durchsichtigen Lipgloss rauf. Danach stand ich auf und sie zurrte mein Kleid eng zu. Zu eng für meinen Geschmack. „So fertig." Ich ging zum Schuhfach und holte mir ein dunkelblaues Paar Schuhe raus. Sie hatten ebenfalls solche kleinen, silbernen Punkte. „Komm jetzt!", drängelte das Mädchen, als ich meine Schuhe anhatte. Sie stürmte mit mir aus dem Zimmer und ging mit mir durch unzählige Gänge. Letztendlich kamen wir in einen hohen, großen Raum, wo eine ganze Reihe von Tischen stand. An der Tafel saßen 3 Personen. Am Kopfende saß der Mann, der vorhin auf dem Thron saß. Rechts neben ihm saß das kleine Mädchen mit den blonden Haaren und neben ihr saß ihr Bruder. Das Mädchen, welches mich geschminkt und aus dem Zimmer gezogen hatte, machte einen Hofknicks vor dem Mann und sagte: „Ich habe auf Ihre Wünsche Lena zum Essen geholt, Eure Hoheit. Haben Sie sonst noch irgendwelche welche Wünsche?" Hoheit? Bin ich hier im Mittelalter gelandet? Der Mann winkte ab und sagte: „Nein danke, Lina. Du hast deine Aufgabe erfüllt. Ruhe dich nun aus. Für heute hast du deine Arbeit erfüllt." „Danke sehr", sagte Lina und machte wieder einen Hofknicks. Die hat doch 'n Dachschaden, dachte ich und musste mir ein Lachen verkneifen. Mit einem fröhlichen Lächeln auf dem Gesicht verschwand Lina in der Tür, aus der wir gekommen waren. Doch nun fühlte ich mich alleine. Jetzt hatte ich niemanden dem ich vertrauen konnte. Der Mann und Annabelle wollten mich umbringen. Bei dem Jungen war ich mir nicht ganz so sicher, aber er könnte sich nicht gegen seinen Vater stellen. „Setz dich, Lena", sagte der Mann und deutete auf den Stuhl neben sich. Zögerlich setzte ich mich und schaute auf die Tischplatte. Ich merkte die bohrenden Blicke der drei auf mir. Dann rief der Mann: „Bringt die Speisen." Viele Diener traten in den Raum. Jeder hielt ein Tablett. Auf dem einen war ein saftiger Schweinebraten. Die anderen Tablette waren verdeckt. Bald schon standen 15 Tablette auf dem Tisch. Sollten wir vier das etwa alles essen? Danach wurden die Deckel abgenommen. Der Geruch von Soßen, Gemüse, Kartoffeln, andere Fleischgerichte - darunter auch Fisch - und vieles mehr strömten in meine Nase und ließen meinen Magen knurren. Zum Glück wurde dieses von den Geräuschen aneinanderklappernder Deckel übertönt, sonst wäre es mir ganz schön peinlich gewesen. Der Mann am Kopfende ließ sich ein Stück von allem auftischen und deutete dann, dass ich dran war. Ich gab dem Diener meinen Teller und wollte gerade meine „Bestellung" aufgeben, als er einfach alles drauf tat. Danach war Annabelles Teller dran. Sie hatte ein paar Kartoffeln, eine braune Soße, etwas Gemüse und ein Stück Schweinefleisch auf ihrem Teller bekommen. Anscheinend wusste der Diener, was sie mochte und was nicht. Bei ihrem Bruder tat er das gleiche wie bei mir: Alles auf einen Teller. Nachdem alle ihre Speisen hatten, kam ein anderer Diener mit einer Bierflasche wieder. Er goss dem König und dem Annabelles Bruder etwas davon ein. Ich lehnte ab und bekam dafür Rotwein; Annabelle Wasser. Als die Diener gegangen waren, stützten der Mann und dessen Kinder ihre Ellenbögen auf dem Tisch auf, verschränkten die Finger ineinander und lehnten ihren Kopf an die miteinander verschränkten Daumen. Ich machte gar nichts. Sie schlossen die Augen und murmelten irgendetwas. Sie beten, schoss es mir durch den Kopf. Aber zu wem? Ich richtete meine Augen auf alle Anwesenden und erwischte den Jungen, der zu mir rüber sah. Er sah zwar so aus, als würde er beten, doch er hatte die Augen auf und seine Lippen bewegten sich nicht. Er glotzte mich einfach nur stumm an. Ich zog eine Augenbraue hoch und glotzte zurück. Als er meinen Blick bemerkte tat er sofort wieder so, als würde er beten. 5 Sekunden später hörten alle auf zu beten - oder so zu tun, als ob sie beten würden - und der Mann neben mir kostete jede Speise. Danach fingen seine Kinder an und ich tat es ihnen einfach nach. Immer wieder spürte ich den Blick des Mannes auf mir liegen, doch ich versuchte dem Drang zu widerstehen, ihn ebenfalls anzugucken und eine zu scheuern. Ich hasste sowas. „Und Lena. Fühlst du dich hier wohl?", fragte der Mann kurze Zeit später. Der will mich doch verarschen! Ich werde morgen hingerichtet und er fragt mich, ob ich mich hier wohl fühle. Trotzdem nickte ich und aß weiter. Mein Blick huschte zu Annabelle, die mir gegenüber saß, und genau da schaute sie mich ebenfalls an. Ein Knurren entglitt ihr und dafür bekam sie gleich Ärger. „Annabelle! So behandelt man doch keinen Gast! Höre ich sowas noch einmal von dir dann bekommst du Hausarrest!", drohte der Mann. Beschämt sah Annabelle auf ihren Teller und stocherte in ihren Ebsen herum.

Das Essen war köstlich gewesen. Ich hatte alles verputzt, obwohl ich mich nun in dem Kleid noch unwohler fühlte als vorher. Es war einfach zu eng. Die Diener räumten alles ab und der Mann, der Junge und Annabelle verabschiedeten sich von mir. „Habe eine ruhige Nacht", sagte der Mann und verließ den Raum mit seinen Kindern. Wie sollte ich nun alleine wieder zurückfinden? Angespannt ging ich irgendwelche Gänge entlang, bis ich nachher an einem Gang ankam, der genau so aussah wie der, der zu meinem Zimmer führte. Ich wollte die Tür gerade aufmachen, als jemand hinter mir fragte: „Warum willst du in mein Zimmer?" Ich schrak zusammen und drehte mich um.

Was denkt ihr? Wer steht da wohl hinter ihr? Schreibt es in die Kommentare. Und eine Widmung ist wieder zu vergeben. Einfach nur eine Bewertung des Kapitels als Kommi schreiben ;) Thx

Eure Celine

Für immer verfolgt | Abgeschlossen ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt